Taufkirchen:Vermintes Terrain

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Wieder wird um die Kegelfelder gerungen. Zur Empörung der ILT plant Taufkirchen dort eine Flüchtlingsunterkunft und hält sich Wohnungsbau offen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Wenn in Taufkirchen das Wort "Kegelfelder" fällt, kann man davon ausgehen, dass so mancher Puls hochgeht und eine emotionsgeladene Diskussion in Gang kommt. Zwei Bürgerentscheide hat die Gemeinde in den Jahren 2007 und 2008 zu diesem Areal schon hinter sich gebracht und damit eine ursprünglich geplante Wohnbebauung auf dem 150 000 Quadratmeter großen Gebiet nördlich der Realschule und östlich der S-Bahn gestoppt. Die Kegelfelder sollen langfristig für Gemeinbedarf frei gehalten werden lautete das Ergebnis der jeweiligen Abstimmungen. Kürzlich hat der jetzige Gemeinderat dem Bau einer Asylbewerberunterkunft auf dem Areal zugestimmt. Auch das neue Gebäude der Mittelschule, vielleicht sogar das der Grundschule sollen dort errichtet werden.

Die Prüfungen laufen, und Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) soll schon mal mit den Grundstückseigentümern verhandeln. Um dabei bessere Karten zu haben, hat die Verwaltung nach einer Klausurtagung des Gemeinderats wieder die Wohnbebauung ins Spiel gebracht. Zur großen Empörung der Fraktion Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT), die einst den Bürgerentscheid initiiert hatte.

In dem Beschlussvorschlag hatte Bauamtsleiterin Tanja Debes das Verhältnis von 40 Prozent Gemeinbedarfsflächen, 40 Prozent Wohnbebauung und 20 Prozent Grünflächen aufgeführt. Während sich die Grünen nur an der Aufteilung störten und sich schließlich mit einer Abspeckung des Wohnungsanteils zugunsten des Grüns (40:30:30) durchsetzten, kritisierte die ILT: "Der Bürgerentscheid wird total außer Acht gelassen." Schließlich habe der sich auf das gesamte Gebiet bezogen. Bei der Klausur sei lediglich von einer "Randbebauung" die Rede gewesen. Wie viel das aber sein soll, sei nie besprochen worden, entgegnete Sander, es werde jetzt wenigstens mal eine Zahl genannt, "wir müssen den Eigentümern Angebote machen, die für sie attraktiv sind", sagte der Bürgermeister. Die ILT blieb bei ihrer Ablehnung: "Dann muss es eben einen neuen Bürgerentscheid geben", sagte Beatrice Brückmann, nachdem das Gremium beschlossen hatte, den Bürgermeister mit dem 40:30:30-Vorschlag in die Verhandlungen zu schicken. Das Ansinnen der Freien Wähler, eine Studie über den Grundschul-Standort abzuwarten, fand keine Mehrheit. "Selbst wenn wir beide Schulen dorthin bauen, bleibt noch Platz für Gemeinbedarf", argumentiere Sander für rasche Vorgaben zur städtebaulichen Studie.

Während die Verwaltung und wohl auch die Mehrheit im Gemeinderat unter Gemeinbedarf sowohl die Schulen, Seniorenbegegnungsstätten und Kindergärten als auch eine Asylbewerber- und Obdachlosenunterkunft sehen, hat ILT-Gemeinderätin Brückmann andere Vorstellungen: "Eine Asylbewerberunterkunft ist kein Allgemeinbedarf", findet sie, denn "Taufkirchner sind keine Asylbewerber."

Die Mehrheit hielt allerdings an dem Beschluss fest, die vom Landkreis zu errichtende Übergangs-Unterkunft für die Flüchtlinge in Modulbauweise auf den nördlichen Kegelfelder zu platzieren. Zwar gab es durchaus auch das Ansinnen, die Asylbewerber direkt an der Bahnlinie unterzubringen, doch kommen wegen der Erschließungsmöglichkeiten nur die weiter östlich gelegenen Grundstücke in Frage. Nach der jüngsten Besprechung der Bürgermeister im Landkreis soll Taufkirchen 162 Flüchtlinge aufnehmen. Das sind jedoch dem Gemeinderat zu viele, er sprach sich einstimmig für maximal 150 Asylbewerber aus, die auch nicht zehn sondern acht Jahre auf den Kegelfeldern unterkommen sollen. Die Diskussion über eine mögliche feste, dauerhafte Unterkunft, die später für Obdachlose und Taufkirchner Wohnungssuchende genutzt werden könnte, wurde vertagt.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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