Taufkirchen:Schwarzbau darf stehen bleiben

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Wintergärten sind eine beliebte Methode, die Wohnfläche zu vergrößern. (Foto: dpa)

Taufkirchen ändert Bebauungsplan, um einen Wintergarten nachträglich zu erlauben

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Die einen sehen es als wunderbare Möglichkeit, den Wohnraum zu erweitern, die anderen als lästige Bausünde der Nachbarn. An Wintergärten scheiden sich die Geister und nicht selten müssen sich Gemeinderäte mit dieser durchaus im Trend liegenden gläsernen Einhausung von Terrassen beschäftigen. Auch im Taufkirchner Rathaus haben Bauverwaltung und Kommunalpolitiker gleichermaßen in zuverlässiger Regelmäßigkeit Anträge, Beschwerden oder Unterschriftensammlungen zum Thema Wintergarten auf dem Tisch liegen. Jüngstes Beispiel: der Bereich Südlicher Köglweg.

Hier hatte ein Eigentümer an der Birkenstraße einen Wintergarten errichtet, der so nicht dem Bebauungsplan entspricht. Zwar hatte die Gemeinde vor einigen Jahren in diesem Gebiet grundsätzlich Wintergärten zugelassen, um nicht ständig Ausnahmergenehmigungen erteilen zu müssen. Doch hatte der Gemeinderat damals nach intensiver Diskussion genau festgelegt, bei welchem Haustyp nun welche Form und Größe des Glasanbaus erlaubt sein wird, um auch dem Nachbarn nicht Sicht und Licht zu rauben.

Besagter Eigentümer aber hatte munter einen Wintergarten errichtet, der den Vorgaben nicht entspricht. Dem Nachbarn gefiel das gar nicht, er wandte sich an die Behörden. Das Landratsamt drohte daraufhin die Beseitigung des Wintergartens an. Da nützte auch der nachträglich eingereichte Bauantrag zunächst nichts, denn nach dem bisherigen Bebauungsplan ist das Glasding so einfach nicht zu genehmigen - selbst wenn man es gar nicht allzu schlimm findet.

Was also tun, dachte sich der Wintergartenbesitzer und sammelte schließlich Unterschriften in der Nachbarschaft zur Änderung des Bebauungsplans "Südlicher Köglweg". Immerhin 23 Eigentümer stimmten zu, dass zukünftig "allseits" ein drei Meter tiefer Wintergarten zulässig sein soll. Doch auch die Gegner solcher Wintergärten fanden ihre Unterstützer: 20 Nachbarn wollten, dass alles so bleibt wie gehabt. Nun war mal wieder der Gemeinderat gefragt. Und der tat sich - wie meist beim Thema Wintergarten - recht schwer in seiner Entscheidung. Denn einerseits ist es immer eine heikle Geschichte, den Leuten wegen ein paar Metern die Bauten wieder einzureißen. Andererseits könnte ja dann jeder mal eben einen Schwarzbau hinstellen, in der Hoffnung, der Bebauungsplan würde dann schon entsprechend geändert.

Im Falle "Südlicher Köglweg" haben sich nun die Befürworter der Bebauungsplanänderung durchgesetzt. "Das ist eine familienfreundliche Maßnahme", findet Herbert Heigl (CSU), der genau ausgerechnet hat, dass von den insgesamt 52 Hausbesitzern in diesem Wohngebiet immerhin 67 Prozent für die Genehmigung sind. Auch Anton Almer (Freie Wähler) ist der Ansicht, dass man ja nicht immer bei den Vorgaben bleiben müsse. Die SPD sah das anders. Schließlich habe hier jemand schwarz einen Bau errichtet, betonte Peter Soellner. "Ich habe grundsätzlich ein Problem damit, wenn wir Schwarzbauten legalisieren", sagte auch David Grothe von den Grünen. Und Soellner ergänzte: "Es sind ja auch nicht wenige, die sich gegen die Änderung ausgesprochen haben."

Ein Teil der Anwohner am "Südlichen Köglweg" wird sich nun freuen, der Rest womöglich ärgern. Mit dem Groll der Bürger wird im Rathaus allerdings vor allem aus einem anderen Eck Taufkirchens gerechnet. "Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit den gleichen Fall am Heimgarten", erinnert der Leiter der Bauverwaltung, Thomas Beer, die Gemeinderatsmitglieder an einen Beschluss. Damals ist das Gremium bei der alten Version des Bebauungsplans geblieben. Der dort illegal errichtete Wintergarten muss jetzt weg.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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