Taufkirchen:Recht so oder rechts so?

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Mit seinem Vorstoß gegen eine Notunterkunft für Flüchtlinge hat Taufkirchens Bürgermeister eine kontroverse Debatte provoziert

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Die Reaktionen folgten prompt und sie zeigen, dass Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) mit seiner Ankündigung, notfalls per Rechtsmittel eine erneute Unterbringung von Asylbewerbern in der Dreifachturnhalle zu verhindern, auf ein geteiltes Echo in der Bevölkerung stößt. Während die einen dem neuen Rathauschef applaudieren, Sander auf seiner Facebook-Seite "Recht so!" zurufen und ihm für seine "mutige Flüchtlingspolitik" danken, zeigen sich andere darüber empört, dass Sander "erneut eine Sichtweise zum Ausdruck gebracht hat, für die wir uns als Bürger Taufkirchens schämen", wie es in einer Leserzuschrift an die SZ heißt.

Nachdem das Landratsamt den Bürgermeister telefonisch darüber informiert hatte, dass erneut Bedarf an der Turnhalle im Sport- und Freizeitpark zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen besteht, war Sander via Facebook in die Offensive gegangen und hatte auf seiner Seite angekündigt: "Ich will mir diese Zwangsmaßnahme nicht gefallen lassen und damit unseren Vereinssport aufs Spiel setzen." Damit hat er freilich eine Diskussion angestoßen. "Auch Taufkirchen ist in der Verantwortung, Flüchtlinge aufzunehmen", kommentiert eine Leserin auf der SZ-Facebook-Seite Landkreis München die Berichte darüber - und erntet von anderen Lesern Zuspruch.

"Das ist wirklich eine schwere Entscheidung", findet wiederum eine Nutzerin auf Sanders Facebook-Seite. Und weiter: "Mehrere Menschen, die alles verloren haben, ein Dach über dem Kopf gewähren oder lieber schauen, dass unsere Mittelschicht eine Halle zum Spaß hat?" Ein anderer Nutzer der Facebook-Community pflichtet dem "lieben Ulli" dagegen bei: "Uns gefällt was ich da lesen durfte - wir müssen vielmehr auch an uns denken und können nicht den Rest der Welt retten." Und noch ein anderer schreibt an Sander, er hoffe, "dass du standhaft bleibst und die nötige Unterstützung im Gemeinderat bekommst". Als Taufkirchner Bürgermeister, so seine Meinung, sei Sander "jedenfalls vorrangig für die Interessen der Taufkirchner zuständig".

Auch Kritiker Sanders bestreiten nicht die "soziale Funktion" der Sportvereine. Sanders Äußerung, wonach es nicht sein könne, dass die einheimische Bevölkerung hinten angestellt werde, stößt ihnen jedoch unangenehm auf. "Das hat mit christlicher und sozialer Verantwortung nichts mehr zu tun und spiegelt ein Maß an Zynismus und Menschenverachtung wider, welches vielleicht bei der AfD, der Pegida oder anderen rechten Gruppierungen gut aufgehoben wäre", heißt es etwa in einem Leserbrief an die SZ.

Sollte Taufkirchens Bürgermeister auf Zuspruch seitens der Vereine und Sporttreibenden am Ort spekuliert haben, so hat er sich im Übrigen getäuscht. Denn diese sparen ihrerseits nicht mit Kritik an der Gemeinde, der es bislang nicht gelungen ist, dem Landratsamt einen Vorschlag zur Unterbringung von Asylbewerbern zu unterbreiten, der schnell umsetzbar wäre. So finden Vertreter der beiden betroffenen Sportverein, des SV-DJK und des Tanzsportvereins Taufkirchen, dass sie nun "auszubaden" hätten, dass der Landkreis und mehrere Gemeinden der Auflage, ausreichend Asylbewerberplätze zur Verfügung zu stellen, nicht in notwendigem Maße nachgekommen seien. "Dafür haben wir kein Verständnis", schreiben Cynthia Rosengarten und Klaus Brandmaier in einem gemeinsamen Brief an Taufkirchens Bürgermeister Sander und Landrat Christoph Göbel (CSU). Darin schlagen die beiden Vereinsvorsitzenden als Alternative Übergangsunterkünfte auf Gemeindegrund vor, etwa Containerpavillons oder stabile Zeltaufbauten auf dem Sport- und Freizeitgelände.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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