Taufkirchen:Neuer Zwist im  Rathaus

Lesezeit: 3 min

Bauamtsleiterin Tanja Debes war einst im Rathaus von Alzenau in Unterfranken beschäftigt, bevor sie als Wahlbeamtin nach Taufkirchen kam. (Foto: Claus Schunk)

Die Bauamtsleiterin war eine Schlüsselfigur bei der Amtsenthebung des Taufkirchner Bürgermeisters Jörg Pötke. Nun will sein Nachfolger Ullrich Sander sie loswerden.

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Das Taufkirchner Rathaus kommt nicht zur Ruhe. Wer gedacht hatte, mit der Suspendierung des früheren Bürgermeisters Jörg Pötke (ILT) würde die Gemeinde in ruhigere Fahrwasser gelangen, sieht sich getäuscht. Weiterhin wird von großer Unzufriedenheit, unkollegialem Umgang, unprofessionellem Führungsverhalten und ständigen Streitigkeiten berichtet. Jetzt erreichen die internen Querelen einen neuen Höhepunkt: Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) will offenbar Bauamtsleiterin Tanja Debes, die bei der Dienstenthebung Pötkes eine zentrale Rolle spielte, loswerden.

Debes hat die Leitung des Bauamts vor fünf Jahren übernommen. Sie war damals - also noch zur Amtszeit Pötkes - vom Vaterstettener Rathaus nach Taufkirchen gewechselt und in dieser Funktion vom Gemeinderat eigens zum berufsmäßigen Gemeinderatsmitglied gewählt worden. Zwar brauchte Taufkirchen nicht wirklich eine Wahlbeamtin für besondere Aufgaben in diesem Bereich, was laut Gemeindetag bei Kommunen dieser Größenordnung auch sehr selten ist.

An diesem Donnerstag berät der Gemeinderat hinter verschlossenen Türen

Im Taufkirchner Rathaus wollte man die Stelle im Bauamt jedoch mit einer qualifizierten Führungskraft besetzen und Debes konnte auf erstklassige Zeugnisse als Verwaltungsprofi verweisen. So wurde Debes für die Dauer von sechs Jahren gewählt. Im Mai kommenden Jahres läuft die Periode ab, und Debes müsste wiedergewählt werden, um ihren Job im Bauamt mit der gleichen Besoldung fortzusetzen. Geschieht das nicht, muss sie sich nach einer anderer Stelle umschauen. Damit es aber gar nicht zu einer Wiederwahl kommen kann, erwägen Bürgermeister Sander und Teile des Gemeinderats, die Position einer Wahlbeamtin wieder abzuschaffen. Darüber soll an diesem Donnerstag in nichtöffentlicher Sitzung beraten werden.

Dafür, dass viele Gemeinderäte Debes den Stuhl vor die Tür stellen wollen, gibt es verschiedene Gründe: Die Bauamtsleiterin war im Rathaus nie unumstritten, galt sie doch als eine der Schlüsselfiguren im monatelangen Zwist mit dem letztlich im November 2012 des Dienstes enthobenen Pötke. Als Problem wird auch gesehen, dass die Spitzenbeamtin, wiewohl Mitglied der Verwaltung, in ihrer Funktion als hauptamtliche Gemeinderätin zugleich Zugang zu sämtlichen Besprechungen des Gremiums hatte. "Sie sah sich aber nie als Mitglied des Gemeinderats, das für uns da ist. Ich bin darüber enttäuscht", sagt dazu CSU-Fraktionssprecher Herbert Heigl.

Andere führen an, dass die Bauamtschefin Gemeinderatsmitgliedern oft nicht auf Augenhöhe begegnet sei, sondern ihnen auch gerne mal belehrend über den Mund gefahren sei und sie in öffentlichen Sitzung wie dumme Schulbuben habe aussehen lassen. "Man muss halt möglichst rechtzeitig überlegen, ob man nach sechs Jahren verlängert und ob es das Amt überhaupt noch braucht", begründet der Zweite Bürgermeister Alfred Widmann (SPD) die Beratungen zum jetzigen Zeitpunkt.

Bürgermeister und Bauamtsleiterin waren einst gute Bekannte

Ein offenes Geheimnis ist im Taufkirchner Rathaus außerdem, dass der 2014 gewählte Bürgermeister Sander und seine Bauamtsleiterin, die einst als gute Bekannte galten, sich seit geraumer Zeit nicht mehr sonderlich gut verstehen. Mancher Gemeinderat spricht gar von "massiven Querelen" im Rathaus, ein anderer fühlt sich gar an die Pötke-Zeiten erinnert, "wenn auch nicht ganz so schlimm". Eine Lösung, sagt ein anderer, sehe er da nicht - außer offenbar in einer Demission Debes'.

Diese ist aber nicht bereit, das Feld zu räumen. Sie will sich vor der nichtöffentlichen Sitzung zwar nicht zur Sache äußern, sagte der SZ aber: "Ich möchte meine Arbeit in Taufkirchen fortsetzen und habe den Rückhalt meiner Abteilung." Der SZ liegt eine Solidaritätsbekundung des Bauamts vor. In dem Schreiben, in dem sich Mitarbeiter aus der Bauverwaltung, der Bautechnik und dem Umweltamt für eine Verlängerung ihrer Amtszeit aussprechen und das den Fraktionen zur Sitzung an diesem Donnerstagabend zugehen soll, sind auf drei DIN-A4-Seiten die Verdienste der Bauamtsleiterin aufgelistet, verbunden mit den Bedenken, dass "mit einem Ausscheiden von Frau Debes die bisher an den Tag gelegte Arbeitsintensität" nicht zu bewältigen wäre.

Einige im Gemeinderat stimmt das nachdenklich. Ein Mitglied sagte am Mittwoch der SZ: "Das ist alles sehr widersprüchlich." Bürgermeister Sander mochte sich indes nicht zur Causa Debes äußern. Er wolle vor der nicht öffentlichen Sitzung nichts dazu sagen, beschied Sander Anfragen.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: