Taufkirchen:Gantzer will Zusatz zum Straßenschild

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Gemeinde soll Messerschmitts Rolle während der NS-Zeit thematisieren

Der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer fordert den Taufkirchner Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) auf, nach der Entscheidung für eine öffentliche Widmung der Willy-Messerschmitt-Straße "in Zeiten von zunehmendem Rechtsextremismus" ein Zeichen zu setzen. In einem offenen Brief an den Rathauschef und den Gemeinderat schreibt Gantzer: "Ich empfinde es jetzt geradezu als Ihre Pflicht, sich Gedanken darüber zu machen, wie Sie mit Ihrer Entscheidung umgehen."

Der Taufkirchner Gemeinderat hatte sich gegen die Stimmen der Grünen, der ILT und zwei von fünf SPD-Ratsmitgliedern trotz Messerschmitts unrühmlicher Rolle während der NS-Zeit für die Beibehaltung des Namens ausgesprochen. Eine "falsche" Entscheidung, wie Gantzer betont. Er verweist auf eine Diskussion um die Anbringung einer Gedenktafel für Messerschmitt im U-Bahnhof Garching im Jahr 2006. Damals sei durch alle wissenschaftlichen Untersuchungen klar geworden, dass Messerschmitt nicht Mitläufer oder gar ein unterdrückter Wissenschaftler gewesen sei, sondern Täter. Dies habe auch der Garchinger Stadtrat erkannt, der zwar die Gedenktafel gebilligt und Messerschmitts wissenschaftliche Verdienste gewürdigt habe, aber folgenden Zusatz habe anbringen lassen: "Seine Firma baute während des Zweiten Weltkriegs Kampfflugzeuge auch unter Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen, von denen viele dabei zu Tode kamen." Gantzer findet, ein Zeichen in Taufkirchen könnte eine Tafel wie in Garching unter dem Straßenschild sein.

Zudem kritisiert der Landtagsabgeordnete die Kommunalpolitiker, die sich "durch den Brief von Airbus mit der Standortverlagerungs-Drohung haben erpressen lassen". Große Verlagerungen erfolgten ohne Rücksicht auf Proteste, so seine Erfahrung. Gantzer ist daher der Ansicht, dass die Entscheidung für die Messerschmitt-Straße keine Rolle spielen werde, sollte aus wirtschaftlichen Gründen wieder eine Verlegung notwendig sein.

© SZ vom 23.12.2015 / hilb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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