Taufkirchen:Eine Streetworkerin für alle

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Christina Heimpel will sich nicht nur auf die Siedlung am Wald konzentrieren

Von Christina Hertel, Taufkirchen

"Ich will mich nicht nur um die Jugendlichen kümmern, die Probleme haben. Das ist doch schade, wenn man erst in den Fokus gerät, wenn es nicht mehr läuft", sagt Christina Heimpel. Die studierte Pädagogin ist die neue Streetworkerin in Taufkirchen. Seit fast einem Jahr ist sie in der Gemeinde tätig. Die 42-Jährige möchte manches anderes machen und vieles so weiterführen, wie es schon vorher war in Taufkirchen. Eines ist ihr aber besonders wichtig: Dass sich alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen angesprochen fühlen und wissen, dass sie zu ihr kommen können.

Im Fokus der Jugendarbeit stand bis jetzt die Siedlung am Wald, eine Gegend in der vieles für den Raum München ziemlich hoch ist - die Häuser, die Arbeitslosenquote, der Anteil der Migranten. Heimpel will sich nun auch verstärkt um die Kinder und Jugendlichen von der anderen Seite Taufkirchens, dem Dorf, kümmern. Sie will für diese Jugendlichen einen Raum schaffen, wo sie Musik hören und sich austauschen können. Bis jetzt gibt es in Taufkirchen das Jugendzentrum Next Level, das aber auch vor allem von Jugendlichen aus der Siedlung am Wald genutzt werde.

Die Stelle der Streetworkerin sei in Taufkirchen lange nicht besetzt gewesen, sagt Robert Laufmann, der das Jugendzentrum leitet. Viele hätten in der Probezeit schon hingeschmissen - weil ihnen der Job zu anstrengend war. Tatsächlich klingt auch das, was Heimpel vorhat, nicht gerade einfach. Wenn die Jugendlichen möchten, besucht sie diese auch zu Hause, hilft ihnen bei den Schularbeiten, bespricht Probleme, zeigt Lernstrategien und überlegt, welche Ausbildung oder welcher Job in Frage kommen könnte. "Beim ersten Mal waren die Eltern ziemlich kritisch", erzählt Heimpel. "Aber als ich dann erst einmal da war, waren alle herzlich und interessiert." Die Hausbesuche seien nur ein Angebot. Heimpel ist es wichtig, dass die Kinder bei ihr - anders als in der Schule oder der Ausbildung - keine Verpflichtungen haben.

Ganz offiziell darf sich Heimpel nun auch um junge Erwachsene kümmern, die zwischen 21 und 27 Jahre alt sind. Vorher, sagt der Leiter des Jugendzentrum Robert Laufmann, hätte er diese zwar auch nicht abgewiesen, rein formell sei aber niemand zuständig gewesen. Seit Heimpel da ist, ist das anders. Der Bedarf in dieser Altersgruppe wachse, sagt Laufmann. "Die Jugendlichen sind gut betreut, bis sie aus der Schule raus sind. Dann müssen sie alles auf einmal alleine schaffen. Manche fallen da in ein Loch." Heimpel soll ihnen dabei helfen, eine Wohnung zu finden, den Einstieg in den Beruf zu meistern und sich mit Ämtern auseinanderzusetzen.

Am meisten Kontakt hat Heimpel aber mit den Elf bis 21-Jährigen. Sie besucht sie auch an den Schulen, hilft bei der Vorbereitung des Abschlusses. Denn anders als noch vor zehn Jahren sei nicht mehr Gewalt das große Thema, sondern Überforderung in der Leistungsgesellschaft. Die Kinder würden sich Sorgen um ihre Zukunft machen. "Viele können mit diesem Druck nicht umgehen."

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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