Taufkirchen:Dreister Griff zur Motorsäge

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Wo einst gesunde Ahornbäume, Pappeln und Kiefer standen, ragen heute nur die Stümpfe aus dem Erdreich. (Foto: Claus Schunk)

Bereits zum dritten Mal fällt ein Wohnbauunternehmer ohne Genehmigung zahlreiche schützenswerte Bäume.

Von Michael Morosow, Taufkirchen

Der Gemeinderat Taufkirchen ist entsetzt über einen "besonders dreisten Fall" unerlaubter Rodungsarbeiten auf einem Grundstück im Bereich der Robert-Koch- und Lilienstraße, für den das Gremium ein Wohnungsbauunternehmen verantwortlich macht. Wie Thomas Beer, der Leiter der Bauverwaltung, in der Sitzung am Donnerstag, erläuterte, hat das Unternehmen nun schon zum dritten Mal ohne Genehmigung zur Motorsäge greifen lassen, um störende Bäume unter anderem für den Bau eines Hotels mit Tiefgarage zu entfernen.

Die Rede ist von 23 völlig gesunden Spitz- und Feldahornen sowie Pappeln und Kiefern mit einem Stammdurchmesser von 40 Zentimetern auf einem Grundstück und mehreren noch größeren Bäumen mit Stammdurchmessern von bis zu 80 Zentimeter auf einem Grundstück schräg gegenüber. "Der hat alles gerodet, was zu roden war", sagte der Zweite Bürgermeister Alfred Widmann (SPD). Die Gemeinde werde nun "mit aller Vehemenz" reagieren und alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, kündigte Beer an. Um welches Unternehmen es sich handelt, wollte die Gemeinde nicht sagen.

"Warum machen wir mit diesem Menschen Geschäfte?"

Dass das Unternehmen nunmehr den Bogen überspannt hat, zeigten die Wortmeldungen zu diesem Vorfall. Offenbar in der Annahme, dass hinter den Baumrodungen nicht nur das Bauunternehmen, sondern auch ein Taufkirchner Unternehmer steckt, sagte Beatrice Brückmann (ILT): "Das ist eine absolute Katastrophe. Was ich gerne wissen möchte, ist, wie der Mensch heißt." Und David Grothe, Fraktionssprecher der Grünen, sagte: "Warum machen wir mit diesem Menschen Geschäfte, denn es ist doch offensichtlich, dass er unseriös ist."

Nach Darstellung von Bauverwaltungsleiter Beer hatte der Bauwerber für das ehemalige Kasinogrundstück einen Antrag auf Bauvorbescheid gestellt, inzwischen aber bereits die 23 unter die Baumschutzverordnung der Gemeinde fallenden Bäume beseitigt. Doch damit nicht genug: Vor wenigen Tagen sind auch die noch größeren Bäume auf dem ehemaligen Tennis-Grundstück verschwunden, auf dem in Bälde ein Hotel errichtet werden soll. Er sei mit Schreiben vom 10. Oktober dazu aufgefordert worden, der Gemeinde eine Baumbestandsliste nachzureichen, sagte Widmann. Stattdessen habe er die Bäume gefällt - und sich damit entschuldigt, das Schreiben nicht erhalten zu haben. "Aber wir haben die Zustellungsurkunde", frohlockte Widmann. "Ich gehe davon aus, dass er die Kosten für das Bußgeld schon eingerechnet" hat, sagte Beer. Dem Baumfrevler werde nun eine Frist zur Stellungnahme bis nächste Woche eingeräumt.

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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