Taufkirchen:Alt hilft Jung, Jung hilft Alt

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Die Nachbarschaftshilfe vermittelt Paten für alle Lebenslagen

Von Johanna  Lehn

TaufkirchenDie Nachbarschaftshilfe Taufkirchen ist Anlaufstelle in vielen sozialen Belangen, sowohl für die Jüngsten als auch für die Ältesten. Bei einem Vorstellungsabend präsentierten sich die Patenschaftsprojekte des gemeinnützigen Vereins. Das Grundprinzip aller Patenschaften ist gleich: Ein Pate betreut eine Person, ihre Bedürfnisse stehen dabei im Vordergrund.

Angefangen hat der Verein vor zehn Jahren mit "Zeit für Kinder". Einmal pro Woche unternimmt ein Pate dabei etwas mit einem Grundschüler zwischen fünf und zehn Jahren. Das Ziel: das Selbstvertrauen des Patenkindes stärken. Meist kommen die Eltern, die Schule oder die Erziehungsberatung auf die Nachbarschaftshilfe zu, weil sie finden, dass das Kind diese Patenschaft benötigt. Für das Alter der Paten gibt es dabei keine Vorgaben: Die meisten Paten sind Senioren, die jüngste Patin ist 21 Jahre alt.

Freude am Lesen zu vermitteln, ist das Ziel der "Lesonauten". In diesem Patenschaftsprojekt lesen Paten ein- bis zweimal pro Woche eine halbe Stunde mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren. 14 Grundschüler üben sich momentan in einer solchen Patenschaft im Lesen, elf Lesepaten, die meisten im Seniorenalter, engagieren sich zurzeit. Häufig kommt die Schule auf die Nachbarschaftshilfe zu und bittet für Schüler um Patenschaften, damit diese besser Lesen lernen.

Um Kinder in der Mittel- und Realschule kümmert sich das Projekt "Coaching für Jugendliche". Der Pate trifft sich mit seinem Schützling und steht ihm als Ansprechpartner bei allem, was ihn bewegt, zur Seite. Da viele Jugendliche mit Migrationshintergrund dieses Angebot annehmen, helfen die zehn Paten des Projektes auch bei den Deutschaufgaben. Koordinator Richard Kopp betont, dass es sehr wichtig sei, mit den Jugendlichen zu spielen. "Kinder von 12, 13 Jahren kennen Halma nicht", erzählt er. Kopp gibt zu bedenken: "Kinder die nicht spielen, lernen nicht." Er kenne viele Haushalte, in denen kein einziges Gesellschaftsspiel mehr vorhanden sei. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, Defizite der Heranwachsenden aufzudecken und zu vermindern, damit sie die Schule erfolgreich beenden und gut in das Berufsleben einsteigen. Wichtig ist auch die Förderung persönlicher Kompetenzen, da viele der Patenkinder aus sozial schwierigen Lagen kommen.

Aber nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Senioren gibt es seit zwei Jahren ein Patenschaftsprojekt. Denn was Senioren häufig mehr fehlt als Hilfe im Alltag, ist ein Gesprächspartner. Die Paten besuchen die Senioren einmal oder mehrmals die Woche und haben ein offenes Ohr, gehen mit den Senioren spazieren und lernen auch selbst dabei sehr viel. Koordinatorin Heike Hindringer-Heindl würde gerne erreichen, dass sich ganze Familien als Paten für Senioren engagieren. Bisher ist das aber leider noch nicht zustande gekommen.

Im vergangenen Sommer ist ein fünftes Projekt entstanden: Die Patenschaft für Flüchtlinge. Hier sind es hauptsächlich junge Männer, die das Angebot wahrnehmen. Die Gründe sind verschieden: Die einen wollen ihre Deutschkenntnisse verbessern, andere wollen einfach gern etwas unternehmen.

In allen Projekten führen die Koordinatoren intensive Vorgespräche, sowohl mit den Kindern oder Jugendlichen und ihren Familien sowie mit den Senioren, als auch mit den Paten. Damit die Patenschaft erfolgreich ist, müssen beide gut zusammen passen. Die Nachfrage ist bei jedem der Patenschaftsprojekte größer als das Angebot. Die Koordinatoren suchen ständig neue Paten. Auch dabei gilt das Prinzip: Jedes Alter ist willkommen.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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