Tassilo-Kandidaten aus Unterschleißheim:Musik machen, Welt retten

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Musiklehrer Michael Kavelar (links) und Sozialpädagoge Benjamin Straßer haben vor 17 Jahren begonnen, Konzerte zu veranstalten, bei denen sie Spenden für Hilfsorganisationen sammeln. (Foto: Florian Peljak)

Benjamin Straßer und Michael Kavelar vom Verein "Lichtblicke" organisieren alljährlich Benefizkonzerte in Unterschleißheim. Sie sind regelmäßig ausverkauft.

Von Anika Stiller, Unterschleißheim

Gut gelaunt sitzen Benjamin Straßer und Michael Kavelar im gemütlichen Kellerraum in Kavelars Neubau.

Die beiden Unterschleißheimer sind seit vielen Jahren befreundet. Seit 2001 organisieren sie mit ihrem Verein "Lichtblicke" regelmäßig Benefizkonzerte, die mit den Jahren immer erfolgreicher wurden. Wie es dazu kam? "Du wolltest die Welt retten und ich wollte Musik machen," sagt Kavelar lachend zu Straßer.

Zu Schulzeiten hat Kavelar die Band Phondue mitgegründet, später die Band Ruhestö(h)rung, in der auch Straßer mitspielte. "Nach der Schule hatten wir keine Bühne mehr zum Spielen," erklärt Kavelar. Die damalige Suche der Musiker nach einer Auftrittsmöglichkeit sei 2001 mit dem Angriff der USA auf Afghanistan zusammengefallen. "Das Schicksal der Menschen hat uns mitgenommen", erzählt Straßer in Erinnerung an die Bilder der zivilen Opfer in den Nachrichten. Musik wollten sie ohnehin machen - dann eben für den guten Zweck, dachten sie.

Die lange Freundschaft der beiden spiegelt sich in den vielen Scherzen wider, die sie miteinander machen. Mittlerweile sind beide Familienväter, sehen sich nicht viel häufiger als zu monatlichen Proben von Ruhestö(h)rung, wo Straßer, 36, als Pianist und Kavelar, 38, als Frontman fungiert. Der Sozialpädagoge und der Musiklehrer erhielten mit ihrem Verein bereits den Ehrenamtspreis der Stadt Unterschleißheim. Nun sind sie außerdem für den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung nominiert.

Nach dem ersten Konzert taten sich die Musiker bald mit dem Unterschleißheimer Jugendparlament zusammen. Damit hatten sie eine Organisation der Stadt im Rücken und konnten für ihre Auftritte auch Räumlichkeiten im Bürgerhaus buchen. 2003 gründeten sie für ihre Benefizkonzerte den offiziellen Verein "Lichtblicke - Hoffnung für Menschen in Not". Seit 2012 arbeiten sie in Kooperation mit dem Forum Unterschleißheim.

Neben den beiden Stammbands Ruhestö(h)rung und Phondue spielen auf ihren Benefizkonzerten noch verschiedene andere Musiker aus der Gegend, darunter auch Laien. Sie wollten eine Plattform für junge Künstler sein, sagt Straßer. "Die Idee war von Anfang an, Konzerte mit vielen Facetten zu machen." Das heißt, "von Klassik bis Rock" - wie es jahrelang auch auf den Flyern der Band hieß - sei alles dabei. Die Stadtkapelle, ein Hackbrettspieler, oder auch mal eine A-cappella-Gruppe standen schon für den guten Zweck auf der Bühne.

Unterstützung für kleine Vereine

Die Spende ihres ersten Konzerts, mit dem sie Kindern in Afghanistan helfen wollten, ging noch an Unicef. "Die Jahre danach haben wir nach Initiativen gesucht, bei denen wir noch mehr das Direkte haben," erklärt Straßer. Große Organisation hätten auch ihre Berechtigung, doch sie wollten eher kleine ehrenamtlich getragene Vereine unterstützen, bei denen das Geld nicht in Administration verschwinden könne. Bei ihren Konzerten holen sie gerne die Vertreter der gewählten Initiativen auf die Bühne und lassen sie kurz berichten, wie ihre Hilfe für die Menschen vor Ort genau aussehe.

Mittlerweile bewerben sich viele Menschen mit ihren Projekten, wie Straßer berichtet. Sie und die anderen drei Vorstandsmitglieder von Lichtblicke machten sich die Wahl der Projekte nicht leicht. "Die Entscheidung fällt uns schwer, weil es so viel Not auf der Welt gibt. Die Hilfsorganisationen haben alle unsere Unterstützung verdient", so Straßer. Es gehe bei den Unterstützten jedoch in der Regel um Kinder.

Die Not sei in anderen Ländern meist größer als in Deutschland, dennoch gebe es auch hier Menschen, die der Hilfe bedürfen. So ermöglichte Lichtblicke etwa Schülern der Hauptschule Unterschleißheim die Teilnahme an der Mittagsbetreuung für ein Jahr. "Wir unterstützen mittlerweile drei Projekte pro Jahr," sagt Kavelar. Weil die Auswahl eines Projekts so schwer fiele, aber auch, weil kleine Vereine meist von zu großen Spendensummen überfordert seien. Ein Aufteilen hielten sie für sinnvoller. Je nachdem, wie die Einnahmen sind, kriege dann jeder so 6000 oder 7000 Euro. Nachdem die Einnahmen seit dem ersten Konzert rasant gewachsen seien, hätte sich die größte Summe nun bei guten 20 000 Euro pro Konzertwochenende - inzwischen sind es zwei oft ausverkaufte Veranstaltungen - eingependelt, so Straßer.

Das nächste Doppelkonzert ist für Oktober geplant. Wie viele noch folgen werden? Beide sind sich einig: "Wir wollen das noch so lange machen, wie es uns Spaß macht."

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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