SZ-Talentiade:Rabauken mit Tiefgang

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Der Unterwasser-Rugby-Nachwuchs des SV Ottobrunn holt Meistertitel in Serie

Von Stefan Galler, Ottobrunn

Eigentlich müssten sie ihr Vereinsmotto gar nicht groß betonen, schließlich impliziert die Disziplin Rugby doch, dass man sich hier nicht zum Kuscheln trifft. Das gilt eben auch für jene Sportler, die sich unter Wasser um einen Ball balgen, um ihn schließlich im Korb des Gegners unterzubringen. Die Ottobrunner Unterwasser-Rugby-Spieler haben sich dennoch vorsorglich den Wahlspruch "Wir werden nicht nett sein" gegeben.

Hart, aber herzlich, so geht es in der Regel bei dieser noch recht jungen Sportart zu. Deutsche Taucher hatten die Idee dazu in den Sechzigerjahren, als sie eine Beschäftigung für die Wintermonate suchten. Also hüpften sie gemeinsam ins Hallenbad und kämpften unter der Wasseroberfläche um ein Spielgerät. Nach und nach entwickelten sich Regeln, so ist Schlagen, Treten und das Ziehen an der Ausrüstung nicht gestattet. Überwacht wird die Einhaltung der Unterwasser-Rugby-Gesetze von drei Schiedsrichtern. Einer steht am Beckenrand, und die beiden anderen sind mit Sauerstoffflaschen hautnah dabei beim wilden Kampf um den mit Salzwasser gefüllten Ball.

Das Ottobrunner Team hatte sich eigentlich vor ein paar Jahren in Grünwald zusammengefunden, doch dort gab es keinen Schwimmverein, also wechselte man kollektiv zum SV Ottobrunn. Und hier gründeten Abteilungsleiter Harald Lehmann und seine Mitstreiter im zweiten Anlauf eine Nachwuchsmannschaft. Zunächst nämlich hatte man zwar 14 Jugendliche gefunden, die Lust hatten an dieser außergewöhnlichen Art der Körperertüchtigung; doch es gab keine Wettbewerbe, weshalb man schon bald wieder ohne Jugend dastand.

Über den Ottobrunner Ferienpass klappte es dann nicht nur mit neuen Interessenten - diesmal blieb auch ein Großteil der Kids dabei, weil das Team schon bald zur deutschen Meisterschaft der U 15 aufbrach. Völlig überraschend sicherte sich Ottobrunn 2014 den Titel, bildete schon bald darauf eine Spielgemeinschaft mit Pößneck in Thüringen - und verteidigte in dieser Konstellation die Meisterschaft 2015 und zuletzt 2016 in Oberhausen. Mittlerweile ist jener Jahrgang, der damals angefangen hatte, in der U 18 gelandet und gewann 2016 ebenfalls den Meistertitel.

Die Talentförderung funktioniert offenbar bestens bei den Ottobrunner Unterwasser-Rugby-Cracks, die auf diesem Gebiet mittlerweile in Deutschland führend sind: "Wir sind sozusagen die Kaderschmiede für den deutschen Nachwuchs in unserer Sportart", sagt Abteilungsleiter Lehmann nicht ohne Stolz.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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