SZ-Lesercafe für Putzbrunn:Stockendes Verkehrskonzept

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Die Ortsdurchfahrt in Putzbrunn. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem Aus für die Ortsumgehung hoffen die Putzbrunner auf eine interkommunale Lösung. Die ist bisher nicht in Sicht.

Von Stefan Galler, Putzbrunn/Hohenbrunn

Es war das bestimmende politische Thema in Putzbrunn in den vergangenen Monaten: Der von Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) mit allem Nachdruck verfolgte letzte Bauabschnitt der Ortsumfahrung, der vom Grasbrunner Kreisel bis zur B 471 an der A- 99-Anschlussstelle Putzbrunn/Hohenbrunn hätte reichen sollen, wurde nun doch und offenbar endgültig zu den Akten gelegt.

Damit endet eine mehrjährige Debatte vorerst ergebnislos, der Verkehr rollt weiterhin durch Putzbrunn-Ort - fast tausend Fahrzeuge am Tag, wie aktuelle Studien ausweisen.

Den Todesstoß hatte der bereits beschlossenen Trasse das Bauvorhaben des Landwirts und Gemeinderates Josef Jakob junior (Freie Wähler) gegeben, der auf seinem Grund eine Maschinenhalle mit Getreidelager errichten will, die exakt der geplanten Streckenführung der Umfahrung im Weg stehen würde. Im Frühjahr 2016 hatte noch eine Mehrheit im Gemeinderat gegen dieses Bauvorhaben gestimmt, nachdem die Gemeindeverwaltung einige Argumente des Landratsamtes gegen die Halle vorgelegt hatte. Doch vor der Abstimmung Ende April 2017 erachtete die Kreisbehörde das Vorhaben als genehmigungsfähig, prompt sprachen sich zwölf der anwesenden 19 abstimmungsberechtigten Gemeinderäte für Jakobs Stadel und damit gegen die Ortsumfahrung aus.

Eine ganzheitliche Lösung

Die Debatte ist damit jedoch noch lange nicht vorbei, schließlich braucht Putzbrunn-Ort eine Verkehrsentlastung. Die Hoffnungen der Anwohner dürften deshalb auf dem Arbeitskreis "Interkommunales Verkehrskonzept" ruhen, der sich im Herbst 2016 formiert hatte, um eine ganzheitliche Lösung der Verkehrsproblematik in den Gemeinden Putzbrunn, Hohenbrunn, Grasbrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn zu suchen. Nachdem alle vier Gemeinderatsgremien dieser Gruppe ihren Segen gegeben hatten und sich überall fraktionsübergreifend Delegierte bestimmen ließen, kam es im März 2017 zu einer konstituierenden Sitzung, aus der jedoch nicht viel Konkretes an die Öffentlichkeit gelangte.

Eduard Boger, Fraktionschef der CSU im Putzbrunner Gemeinderat und neben Hannes Bußjäger, der im Grasbrunner Gremium an der Spitze der Fraktion der Freien Wählergemeinschaft steht, einer der Initiatoren des Arbeitskreises, erläuterte der SZ damals den Grund für diese defensive Haltung: "Wir wollen einen inhaltlich geschützten Raum, damit es jedem möglich ist, auch mal einfach Ideen zu spinnen, die vielleicht nicht mit der allgemeinen Meinung konform gehen. Es ließ sich nur erfahren, dass das erste Treffen der Arbeitsgruppe schon mal sehr konstruktiv gewesen sein soll. Zudem wurde beschlossen, die Runde zu verschlanken, aus jeder Gemeinde sollten zwei Vertreter in die endgültige Gruppe entsandt werden.

Ein Grünen-Gemeinderat übt scharfe Kritik

Seit damals sei jedoch offenbar nicht mehr viel vorwärts gegangen, das hat Wolfgang Schmidhuber, Grünen-Gemeinderat aus Hohenbrunn zuletzt auf der Webseite seines Ortsverbandes angemahnt. Er selbst hatte sich gemeinsam mit seinem Gemeinderatskollegen Andreas Schlick (Bürgerforum) um einen Sitz in der Arbeitsgruppe beworben und wurde Ende April vom Hohenbrunner Rat einstimmig gewählt; auch weil aus den Reihen von CSU und SPD "niemand Interesse" angemeldet habe. "Seither habe ich in mehreren Sitzungen von Gemeinderat und Bauausschuss in Hohenbrunn versucht, darüber Auskunft zu erhalten, wann und wie es denn mit der interkommunalen Arbeitsgruppe weitergehen würde und habe dabei von Bürgermeister Straßmair und allen anderen kaum mehr als Schulterzucken zur Antwort erhalten", schreibt Schmidhuber.

Der Grünen-Politiker wird noch deutlicher: Niemand sei wegen einer weiteren Sitzung an ihn herangetreten, während sich die Hohenbrunner CSU rühme, "dieses angeblich wegweisende interkommunale Projekt mit angestoßen zu haben, zu dessen tatsächlichem Zustandekommen sie aber allem Anschein nach keinen Finger mehr rühren mag". Schmidhuber orakelt gar, dass dort "nichts Ehrliches" gespielt werde und spannt den Bogen zur Putzbrunner Entscheidung gegen die Umfahrung: "Vielleicht hat sich das Ganze ja für die CSU damit erledigt, dass nun ein Landwirt und Mitglied des Putzbrunner Gemeinderats dort landwirtschaftliche Gebäude errichten darf, wo SPD-Bürgermeister Klostermeier das letzte Stück der Umgehungsstraße bauen wollte."

Eine andere Erklärung falle ihm im Augenblick nicht ein, aber er sei offen für neue Erkenntnisse. Vielleicht gibt es die ja am Dienstag im Eiscafé Venezia in Ottobrunn: Für das SZ-Lesercafé haben sich auch einige Bürgermeister der an dem Verkehrsprojekt beteiligten Gemeinden angekündigt.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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