Straßlach-Dingharting:Mit Keramik um die Welt

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Die Keramikkünstlerin Terri Lloyd arbeitet viel mit Papierton, den sie selbst herstellt. (Foto: Claus Schunk)

Terri Lloyd stammt aus den USA und lebte in Schweden, bevor es sie nach Hailafing verschlug. Jetzt gestaltet sie ein Kunstwerk für das Straßlacher Bürgerhaus

Von Lenka Jaloviecova, Straßlach-Dingharting

Vergangenes Jahr, als die Straßlacher gemütlich am Weihnachtsmarkt zusammen kamen, nahm Terri Lloyd all ihren Mut zusammen und ging zum Bürgermeister. Über ihr Smartphone zeigte sie Hans Sienerth ihre Arbeit, die es ihr ermöglichte an einer Ausstellung teilzunehmen. "So proud" - so stolz war sie auf ihre Kunst, dass sie es mit anderen teilen wollte. Lloyd lächelt, sie habe sich dabei gar nichts gedacht. Wenige Wochen später kam der Anruf vom Bürgermeister. Nun ist die Amerikanerin beauftragt, ein großes Kunstwerk für das Foyer des Bürgerhauses anzufertigen, das mit der Straßlacher Ortsgeschichte zu tun haben soll.

Manchmal braucht es eben ein wenig Mut und Selbstbewusstsein, um etwas zu erreichen. Das weiß Lloyd. In grünem T-Shirt und Schlabberhose, einen Kaffee in der Hand, führt sie in ihrem Haus in Hailafing die Treppe herunter. Da, wo sich ihr Reich befindet. In ihrer Werkstatt, die für ein Kunstatelier ziemlich ordentlich aussieht, stehen in Regalen an den Seiten ihre fertigen sowie unfertigen Werke. Der Tisch in der Mitte des Raumes ist freigeräumt. Sie müsse noch unterrichten, deswegen herrsche im Moment kein Chaos, sagt sie in einem amerikanischen Englisch. Neben dem Tisch steht ein Ofen. Die 53-jährige Keramikkünstlerin stellt ihre Materialien selber her. Sie fertigt den sogenannten Paperclay an, eine Mischung aus Ton und Papierfaserbrei, um ihn dann zu Skulpturen wie einem Samen oder zu einem Bild mit Wellenmotiven zu verarbeiten. "Hierbei lasse ich mich oft von Sturm- oder Windprognosen inspirieren", sagt Lloyd.

Schon als 14-Jährige fertigte sie Vasen an und entdeckte das Töpfern für sich. Es blieb jedoch lange Zeit nur ein Hobby. In einer internationalen Firma hatte Lloyd, gebürtig aus Indianapolis, in den USA einen guten Job. Dann wurde ihr Mann, den sie seit der Highschool kennt, beruflich nach Europa versetzt - genauer gesagt ins schwedische Stockholm. Das war die Zeit, als die Hobbykünstlerin ihre Leidenschaft zum Beruf machte. Das Töpfern und Malen hatten es ihr bereits als Jugendliche angetan, aber erst nach einem Fernstudium in Australien wusste sie, wie man an seine Arbeiten herangeht, welche Richtung sie genau einschlagen und wie sie das Malen mit der Keramik verbinden soll. "Nun male ich auf dem Papierton", sagt die studierte Managerin. Entweder stellt sie farbige Gemälde aus Ton her. Oder aber sie produziert Raku-Keramik. Diese stammt aus Japan und braucht sehr große Hitze, bei Temperaturen bis zu 1000 Grad wird die Keramik gebrannt. Lloyd macht das im Freien, wegen der starken Rauchentwicklung. Ihre Arbeiten sind simpel, meist unter dem Motto "black and white" und zeigen geometrische Formen.

Einige ihrer Werke haben es bereits in Ausstellungen geschafft. In den USA steht sie mit ihren drei Säulen mitsamt farbigem Inlay aus Papierton im Töpferei-Kalender. Darauf ist Lloyd stolz. "Es ist eine Ehre, mit einem seiner Werke landesweit abgelichtet zu werden". Außerdem stellte sie in Ungarn aus, das früher als "potters heaven", eine Art Töpferei-Paradies, galt. "Zwar bekam ich keinen Preis, aber alleine schon die Einladung dorthin, war für mich ein riesiger Erfolg." In Schweden teilte sie sich ein Atelier mit acht anderen Künstlern. Dort lernte sie auch die Sprache und fing an, Workshops und Kurse für Erwachsene anzubieten. Das führt sie in Hailafing nun fort. Dreimal die Woche unterrichtet sie ihre Schüler. Als Mitglied der Munich Creative Group stellte sie ihr großes Projekt unter dem Motto Fernweh vor - eine Arbeit bestehend aus 20 quadratischen Kacheln mit Motiven. So ähnlich wird auch ihr Werk fürs Bürgerhaus aussehen.

Obwohl sie schon lange Zeit in Deutschland lebt, mit der deutschen Sprache kann sie sich noch nicht ganz anfreunden. Dabei gefalle es ihr in der Nähe von München so gut, aber durch das internationale Umfeld komme sie immer mit Englisch durch. Ob sie sich nach rund 15 Jahren Europa vorstellen könnte, wieder nach Hause in die Staaten zu gehen? Sie schmunzelt. An sich schon, aber es müsste der richtige Ort sein, mit viel Natur und nicht so großer Hektik, wie Hailafing eben.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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