Spaßsportart:Finanzbeamte als Vollstrecker

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750 Paddler aus deutschen Amtsstuben messen sich an der Ruderregatta in Oberschleißheim beim Drachenbootrennen. Manche von ihnen haben grüne Perücken auf, andere gehen mit großem Ehrgeiz an die Sache. Am Ende haben alle Spaß

Von Lenja Hülsmann, Oberschleißheim

Sie trommeln, paddeln und stimmen Schlachtrufe an: Beim siebten Drachenbootrennen der Finanzämter an der Ruderregatta in Oberschleißheim am Freitag haben die 34 Teams aus ganz Deutschland alles gegeben. Obwohl die Disziplin ursprünglich als Spaßsportart eingeführt wurde, sind einige Teilnehmer mit großen Zielen angereist. Andere wiederum nutzten die Zeit zum Tanzen oder eben als willkommene Auszeit von ihrem Bürojob. Das Drachenbootrennen in Oberschleißheim ist Teil der 42. Deutschen Meisterschaft der Finanzämter in Augsburg.

"Eins, zwei, drei", rufen die Paddler im Chor, während der Trommler auf der 200 Meter langen Strecke den Takt angibt. (Foto: Robert Haas)

"Eins, zwei, drei", rufen die Paddler der Mannschaft "München - Das Original" im Chor. Gleichzeitig gibt der Trommler den Takt an, haut mit kräftigen Schlägen auf das Instrument. Knapp eine Minute müssen sich die Finanzbeamten nun konzentrieren. So lange müssen sie paddeln, um die 200 Meter lange Strecke zu überwinden. "Man muss immer auf den Vordermann schauen", erklärt Teamkapitän Toni Huber. Ein Trommler und 18 Paddler sitzen im Boot, mindestens sechs davon müssen weiblich sein.

Einige der Teilnehmer des Rennens haben sich verkleidet. (Foto: Robert Haas)

Die Paddler, die vorne sitzen, haben ein besonders gutes Taktgefühl, wie Huber sagt. Um besonders schnell zu sein, hat die Mannschaft eine besondere Taktik entwickelt. "Erst sechs kräftige Züge, dann 20 schnelle. Und danach kommt der Streckenschlag", sagt er und macht eine ausladende Bewegung mit seinen Armen. Die Bayerischen Meisterschaften der Finanzämter hat das Münchner Original schon mehrfach gewonnen. Das Ziel für die Deutschen Meisterschaften lautet deshalb: "Unter die Top Ten möchten wir schon kommen", sagt Huber.

Der Spaß steht bei dem Event an erster Stelle. (Foto: Robert Haas)

Im 20-Minuten-Takt starten jeweils sechs Mannschaften auf der Ruderregatta. Viele Teams kommen aus Nordrhein-Westfalen und Bayern, allein drei vom Münchner Finanzamt. Es läuft Musik, am Rand wird getanzt, einige Starter sind verkleidet. Die Mitarbeiter des Finanzamtes Westerstede aus Niedersachsen tragen zum Beispiel grüne Perücken. "Uns kann man später auf Videos direkt erkennen", sagt Paddler Sebastian Hots, der beim Finanzamt Westerstede für Vollstreckung und Fahndung zuständig ist. In den ersten Jahren seien noch alle Teams verkleidet gewesen. "Wir sind dabei geblieben. Nur die Farbe haben wir dieses Jahr von Rot zu Grün gewechselt", erklärt Hots.

Der Spaß stand bei der Einführung des Turniers an erster Stelle. "Man wollte die Deutschen Meisterschaften der Finanzämter für den Breitensport öffnen, damit jeder mitmachen kann", erklärt Rainer Fendt vom Finanzamt Augsburg. Er übernimmt die Organisation der Deutschen Meisterschaft in diesem Jahr. 750 der 2600 Sportler, die an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen, gehen beim Drachenbootrennen an der Oberschleißheimer Ruderregatta an den Start. Andere Sportarten, sind zum Beispiel Fußball, Volleyball und Tennis. Diese Disziplinen werden allerdings in Augsburg ausgetragen.

Am Freitag musste jede Mannschaft dreimal an den Start gehen. In der Vorrunde qualifizierten sich jeweils die ersten drei der sechs Teams für den Deutschland-Cup. Die anderen Mannschaften starteten nach der Vorrunde im Fun-Cup. Den ersten Platz belegte in Oberschleißheim das Team "Frau Schroko" aus Berlin, Rang zwei erreichte das Finanzamt Westerstede und den dritten Platz machten die "Drachentöter" aus Naumburg.

Das Original aus München schaffte es immerhin auf den sechsten Platz. Das Ziel, unter die Top Ten zu kommen, haben Kapitän Toni Huber und sein Team jedenfalls erreicht. Und Spaß hatten die Paddler an diesem sonnigen Freitag ebenfalls, auch wenn sie keinen Pokal mit nach Hause nehmen konnten.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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