Sicherheit:Feuerwehren beklagen Engpässe bei der Ausbildung

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Die Feuerwehren im Landkreis sorgen sich um die Aus und Weiterbildung ihrer Aktiven. (Foto: Claus Schunk)

Weil staatliche Schulen nur einen Bruchteil des Bedarfs an Lehrgängen decken, gibt es im Landkreis nun eigene Kurse.

Von Angela Boschert, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Das vergangene Jahr war ein Jahr der Sorgen, aber auch der Rekorde für die Feuerwehren im Landkreis München. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den Kreisbrandrat Josef Vielhuber beim Kreisfeuerwehrtag am Freitagabend in der Mehrzweckhalle von Höhenkirchen-Siegertsbrunn etwa 700 Anwesenden vortrug.

Zuvor überreichte Vielhuber Kreisbrandmeister Mario Rosina aus Kirchheim als Dank für seine hervorragenden Leistungen das "Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber". Für Rosina kam diese Auszeichnung "völlig unverhofft", wie er am Rande der Veranstaltung sichtlich überwältigt gestand. Seit 1987 bei der Feuerwehr, ist Rosina seit 1990 im Bereich Jugend und Ausbildung aktiv und war wesentlich beteiligt an der vierstufigen Atemschutzausbildung, die seit 2006 gilt.

Mario Rosina wurde für seine Verdienste um die Atemschutzausbildung ausgezeichnet. (Foto: Claus Schunk)

Dennoch ist der Bereich Ausbildung ein Sorgenkind von Vielhuber und seinen Kreisbrandmeistern. Seit Jahren werden dem Landkreis nur rund ein Fünftel aller beantragten Plätze für Fortbildungen zugeteilt. War 2017 ein Lehrgangsbedarf von 634 Plätzen angemeldet, erhielten nur 141 Feuerwehrangehörige einen Platz an einer der drei bayerischen Feuerwehrschulen in Regensburg, Würzburg und Geretsried. Diese 22 Prozent stellen bislang den Tiefpunkt seit 2008 dar. Für dieses Jahr hat die Regierung von Oberbayern dem Landkreis 179 Lehrgangsplätze und somit 27 Prozent zugestanden.

2143 Feuerwehrleute in Kursen in Haar

Das Spektrum der Aus- und Weiterbildungen, die alphabetisch von ABC-Schutz über Führungsaufgaben bis Unfallverhütung reichen, reagiert inhaltlich auf die Veränderungen beim Einsatzspektrum. Die Feuerwehren müssten ihr Können durch Schulungen aktuell halten, betonte Vielhuber. Angesichts des Engpasses an den staatlichen Feuerwehrschulen bietet die Kreisausbildung für alle Feuerwehren in der Ausbildungsstätte Haar vergleichbare Kurse an, die im vergangenen Jahr 2143 Teilnehmer besuchten.

Diesen Herbst startet sogar ein eigener Kurs für Jugendwarte, der alle zwei Jahre angeboten werden soll. Ein Tabubruch, denn bislang war dieser Kurs den staatlichen Feuerwehrschulen vorbehalten. Doch betont Kreisjugendfeuerwehrwart Gerhard Bauer: "Wir sind in erster Linie unseren Feuerwehren und unseren Jugendfeuerwehren verpflichtet und können und werden angesichts der Ausbildungs-Engpässe keine Rücksicht mehr nehmen auf tradierte Vorgehensweisen".

Mehr als 500 junge Leute engagieren sich bei der Jugendfeuerwehr

Die Zahl der jugendlichen Feuerwehrleute gibt ihm Recht. Am 1. Januar dieses Jahres wurde in Baierbrunn die 40. Jugendfeuerwehr gegründet. Außerdem wurde mit 415 männlichen und 116 weiblichen aktiven Jugendlichen die Schwelle von 500 Jugendfeuerwehrleuten überschritten. Insgesamt mehr als 10 000 Einsätze hatten die 4100 Feuerwehrleute zu bewältigten. Es waren 1000 Einsätze mehr als im Vorjahr. Die Einsatzkräfte hatten 740 Brände zu bekämpfen sowie gut 5000 Technische Hilfeleistungen und 445 Sicherheitswachen zu leisten. Dazu kamen mehr als 1300 Fehlalarme und 3275 Einsätze von First-Responder-Teams. Die Zahl der geleisteten Übungsstunden aller Aktiven liegt bei knapp 145 000.

Landrat Christoph Göbel (CSU) dankte den Feuerwehrleuten für ihr "unglaublich großes Engagement" und lobte die "beispielhafte Geschwindigkeit und Professionalität", welche sie beim Brand in der Sortieranlage eines Recyclingbetriebs in Feldkirchen kürzlich gezeigt hatten. Er appellierte an alle Feuerwehraktiven, trotz immer rücksichtsloser werdender Gaffer, unangebrachter Beleidigungen und mangelndem Respekt gegenüber Weisungsbefugten weiterhin ihren Dienst zu leisten.

Der Kreistag schätze ihre Arbeit und habe einstimmig und "ohne Diskussion" den Bau einer Feuerwehr-Übungshalle beschlossen, für die inzwischen über ein geeignetes Grundstück im Nordosten Münchens verhandelt werde. Mit Ehrungen für 25 und 40 Jahre Dienst in der Feuerwehr endete der Abend.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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