Es ist schon eine ganze Weile her, dass der Wittelsbacher Maximilian II., seines Zeichens König von Bayern, den Römerstein Mitte des 19. Jahrhunderts in Lanzenhaar aufstellen ließ. Seitdem trotzt das klotzige Monument Wind und Wetter und erinnert an die antike Römerstraße, die Kaiser Septimius Severus einst anlegen ließ. Der Heimat- und Trachtenverein D'Römastoana Sauerlach, den der Gedenkstein zum Vereinsnamen inspirierte, ist zwar nicht ganz so alt, feiert aber in diesem Jahr immerhin 110-jähriges Bestehen.
Die Geschichte der Römastoana beginnt im November 1905. Damals taten sich sechs heimatverbundene Männer zusammen, um den Verein aus der Taufe zu heben. Mit dem Ziel "Tracht, Sitte, Brauchtum, Volksmusik, Tänze und Schuhplattler der Heimat, Heimatdialekt und Laienspiel" - kurz: alles, was die Heimat heimisch macht - zu erhalten und zu pflegen. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Verein durch eigene Veranstaltungen und die Teilnahme an Festtagsprozessionen zu einer ortsprägenden Institution.
"Seit der Gründung hat sich an unserer Satzung nichts geändert", berichtet Bernhard Ruf, der als Schriftführer im Verein aktiv ist. Das seit 1905 vermutlich wichtigste Erkennungsmerkmal der Sauerlacher Vereinsmitglieder ist die - freilich bei vielen Vereinen im Oberland verbreitete - Miesbacher Tracht. Im Oberlandler Gauverband, dem die Sauerlacher angehören, wird diese Tracht zu Feiertagen und festlichen Anlässen getragen. Besondere Höhepunkte im Kalenderjahr der Trachtler, zu denen man sich festlich kleidet, sind das Maibaumaufstellen mit Unterstützung des Burschenvereins, die Trachtenwallfahrt nach Birkenstein an Christi Himmelfahrt, eine Weihnachtsfeier am zweiten Advent und ein jährlich stattfindender Vereinsausflug. Im Juli jedes Jahres kommen zudem bis zu 5000 Trachtler aus dem Oberlandler Gauverband zum Trachtenumzug zusammen. Abseits von Festlichkeiten sind Vereinsabende und Frühschoppen im Trachtenheim für die 250 Mitglieder Gelegenheit, zusammen zu kommen. Einmal im Jahr studiert eine Theatergruppe ein Stück ein und führt es auf.
Kein Theater, aber dafür eine Menge anderer Höhepunkte wird es zum 110-Jährigen am Wochenende geben. Das Festprogramm beginnt am Samstag, 27. Juni, in der Mehrzweckhalle am Otterloher Feld. Zum Auftakt treffen sich die Jüngsten und Ältesten zu einem Gaujugendtag mit Seniorennachmittag. Beginn ist um 13 Uhr. Am Abend geht es dann um 20 Uhr mit einem "Brauchtümlichen Heimatabend" weiter. "Das ist natürlich ein besonderer Höhepunkt", sagt Bernhard Ruf. Entsprechend der Satzung des Vereins wird dann natürlich die Volksmusik im Vordergrund stehen. Egal ob Eckbank Zithermusi, Wirtshausbriada Zwoagsang, Sauerlacher Dirndln, Dreigsang "Stimmt so" oder Badergassnmusi - die Namen sind Programm. Die Argeter Blaskapelle rundet den Abend musikalisch ab, die Plattlergruppen des Vereins bieten tänzerische Einlagen. Zu lange sollten die Volkstänzer aber nicht platteln, denn der Sonntag beginnt mit dem Weckruf bereits um 6 Uhr in der Früh. Soweit das Wetter mitspielt, beziehen die Vereine um 9.30 Uhr Aufstellung, um zum Festgottesdienst am Postanger zu marschieren. Sollte es wider Erwarten regnen, wird der Gottesdienst in die Mehrzweckhalle verlegt. Nach dem Gottesdienst finden in der Mehrzweckhalle Ehrentänze der Jugend statt. Ein Festzug durch Sauerlach, zu dem um 13.30 Uhr am Otterloher Feld Aufstellung bezogen wird, schließt das Fest zum 110-jährigen Jubiläum der Römastoana ab.
Am Römerstein kommt der Festzug auf seinem Marsch durch Sauerlach leider nicht vorbei. König Maximilian II., der ja durch das Aufstellen des Römersteins maßgeblich an der Namensgebung des Vereins beteiligt war, hätte der Jubiläumsfeier vermutlich dennoch gerne beigewohnt. Er galt als äußerst heimatverbunden und förderte das bayerische Brauchtum, seine Trachten und seine Musik.