Sauerlach:Der Beschützer von Linie 223

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Sergio Rado ist der Lieblingsbusfahrer der Sauerlacher Schüler auf der Route nach Arget. (Foto: Claus Schunk)

Viele Kinder haben Sergio Rado zum Busfahrer des Jahres gewählt.

Von Laura Zwerger, Sauerlach

In diesem Jahr waren sich besonders die kleinen Fahrgäste aus Sauerlach und Umgebung einig und haben mit rührenden Einsendungen einen Mann klar zu ihrem Favoriten gekürt: Sergio Rado ist ihr Busfahrer des Jahres. Der 44-Jährige fährt für das Omnibusunternehmen Martin Geldhauser die Strecke 223 von Sauerlach bis nach Arget - eine Strecke, die besonders von Schulkindern vom Morgen bis zum Nachmittag stark genutzt wird.

Gerade bei ihnen steht Rado hoch im Kurs: In Massen von Einsendungen haben Kinder ihn zu ihrem Lieblingsbusfahrer gekürt und ihm dafür gedankt, "dass er uns immer sagt, wann wir aussteigen müssen" oder "uns vor größeren Kindern beschützt."

Dabei tritt Rado nicht als der große Beschützer und Streitschlichter auf. Als er am Sauerlacher Bahnhof seinen Bus nach seiner Zwölf-Stunden-Schicht absperrt, hat er vielmehr eine ruhige, besonnene Ausstrahlung - welche ihm wohl auch in einem vollen Schulbus hilft, die Contenance zu wahren. "Schimpfen, muss ich nur sehr selten", erzählt er und berichtet weiter: "Wenn ich dafür sorgen muss, dass alle Kinder sich hinsetzen, dann sage ich es immer sehr freundlich und es hören dann auch alle." Dies mag aber nicht nur an seiner ruhigen Art liegen, sondern auch daran, dass Rado jedes der Kinder mit Namen kennt: "Fängt ein neues Schuljahr an, dann frage ich immer alle neuen Kinder, wie sie heißen."

In den Schulferien ist es fast schon langweilig

Aber nicht nur die Namen merkt er sich, auch an welcher Haltestelle die Kinder zu ihm in den Bus einsteigen, prägt er sich bei jedem einzelnen Schüler gut ein. "Sind besonders die kleineren Kinder so ins Spielen vertieft, dass sie vergessen, bei ihrem Halt auszusteigen, kann ich sie rechtzeitig daran erinnern." Auch wenn er morgens seinen Bus an eine Haltestelle rollen lässt, weiß er genau, wer hier alles bei ihm einsteigen sollte, um pünktlich zur Schule zu gelangen. "Sehe ich Kinder noch um die Ecke zum Bus rennen, warte ich natürlich auch auf sie."

Seine rücksichtsvolle Art haben die Schüler wohl schätzen gelernt, denn mittlerweile sind Rados Busfahrten mit den Kindern beinah ein Selbstläufer: "Ich kenne viele der großen Kinder seitdem sie in die erste Klasse gegangen sind und sie wissen, dass man beispielsweise ordentlich in den Bus einsteigen muss", erzählt er gelassen. "Die schimpfen die Kleinen dann, wenn die drängeln wollen."

Fliegt allerdings ein Schneeball im Winter in das Businnere oder die Kinder erzählen ihm auf der Fahrt von fiesen Streichen, die sie ihren Lehrern gespielt haben, dann müsse er doch auch mal einschreiten, "aber zum Glück nur sehr selten". Er erkläre ihnen dann auch eher ihre Fehler, anstatt sie wirklich zu schimpfen. Rado liegt nämlich mehr daran, mit den Kindern freundschaftlich umzugehen, von ihrem letzten Fußballspiel zu erfahren oder ein paar Späßchen mit ihnen zu machen. "Auch wenn es dabei mal etwas lauter wird, stört mich das nicht - sind dann Schulferien, ist mir vielmehr langweilig", sagt er.

Vor allem nach dem Nachmittagsunterricht, gegen Ende von Rados Schicht, seien die Kinder oft überdreht und lauter als sonst. Doch seine immer freundliche Art und die Freude, mit der er seine Arbeit jeden Tag antritt, zahlt sich nicht nur durch die Auszeichnung als "Busfahrer des Jahres" für ihn aus. Auch unter dem Jahr zeigen ihm die Kinder immer wieder, wie viel ihnen an ihrem Lieblingsfahrer liegt: "Wenn ich frei habe und ein anderer Busfahrer die Strecke fährt, fragen mich die Kinder danach, wo ich denn war." Oder Kollegen erzählen ihm, dass die Kinder ihn vermisst hätten, weil sie nur mit ihm fahren wollten.

Der "Busfahrer des Jahres" wird jedes Jahr von seinen Fahrgästen gewählt. Anhand eines Fragezettels kann man seine Stimme abgeben. Die Wahl ist eine Initiative des Münchner Verkehrsverbundes und der Süddeutschen Zeitung, in jedem Landkreis der Region München wird jeweils ein Fahrer oder eine Fahrerin mit dem Titel ausgezeichnet. Mehr als 1000 Fahrgäste und SZ-Leser, darunter auch viele Kinder, haben sich beteiligt. Kriterien sind Freundlichkeit, Pünktlichkeit und Auskunftsbereitschaft. Sie sollen Ansprechpartner sein.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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