Obwohl eine gentechnische Analyse von Speichelproben amtlich bestätigt hat, dass ein Wolf zwischen Putzbrunn und Zorneding zwei Schafe gerissen hat, beabsichtigen die Behörden vorerst keine Warnhinweise oder Aktionspläne. "Man muss erst einmal schauen, ob er auch dableibt", sagt Heinz Utschig, zuständiger Leiter des Forstbetriebs Wasserburg. Wölfe haben einen großen Aktionsradius und wandern in der Nacht problemlos 20 Kilometer. Der Wolf, so Utschig, könne daher "schon weit weg" sein. Er würde sich im Landkreis wohl auch nicht wohl fühlen, vermutet der Forstbetriebsleiter. "Die Wölfe suchen sich Raum, aber nicht gerade mit S-Bahn-Anschluss." Der Münchner Südosten ist seiner Meinung nach viel zu stark besiedelt, als dass sich ein Wolf auf Dauer hier niederlassen würde. Auch Waldarbeiter und Spaziergänger würden ihn immer wieder stören.
Gleiches sagt Michael Kammermeier, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ebersberg-München/Ost. Warnhinweise für die Waldbesitzer? Das wäre reine Panikmache, findet er: "Ich sehe keine Notwendigkeit." Eine Gefahr für Menschen bestehe nicht. Der Wolf gilt als scheu. "Es ist wahrscheinlicher, dass er überfahren wird als dass man ihn sieht." Auch Kammermeier bezweifelt, dass das Tier im Landkreis bleibt. "Die einzige Problematik ist eigentlich, dass der Wolf Schafe reißt."
Und wenn der Wolf entgegen den Erwartungen doch im Münchner Südosten bleibt? Dann greifen laut Utschig die Regelungen aus dem bayerischen Wildtiermanagementplan. "Wenn er sich hier wohlfühlt, muss der Landkreis sich Gedanken machen, wie er ihn willkommen heißt", so der Leiter des Forstbetriebs. Seine Behörde und das Landesamt für Umwelt müssten dann gemeinsam mit dem Wolfsmanager Manfred Wölfl ermitteln, wo das Tier ungestört leben kann. Der Wolf genießt den höchsten Schutzstatus, geschossen werden darf er von den Jägern also nicht.