Pullach:Zurück zur Steinzeittechnik

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Fußgänger können die Ampel an der Pullacher Pater-Rupert-Mayer-Straße künftig wieder per Knopfdruck anschalten

Von Melanie Artinger, Pullach

Natürlich liegt die Schulwegsicherheit in Pullach nicht nur den Eltern der Grundschüler am Herzen. In der Diskussion um die Ampelschaltung an der Kreuzung von Pater-Rupert-Mayer-Straße und Richard-Wagner-Straße am Dienstagabend ging es vielen Gemeinderäten jedoch vor allem um die ihrer Meinung nach unzulängliche Kommunikation zwischen Verwaltung, Gemeinderäten und Bürgern.

Nach dem Antrag eines Anwohners hatte der Verkehrsausschuss im April eine sechsmonatige probeweise Abschaltung der Anlage beschlossen. Außerhalb der Schulzeiten sollte der Verkehrsfluss verbessert werden, rechtfertigt Martin Eibeler (FDP) diese Entscheidung. Die Ampelschaltung sei mitunter "schwer nachzuvollziehen" gewesen und tagsüber als störend empfunden worden. Auch Fabian Müller-Klug (Grüne) beobachtete, dass die Ampelschaltung "vielleicht zwei Monate vernünftig funktioniert" hat. Peter Kotzur, Leiter der Abteilung Bautechnik, verteidigte die "bewährte Technik", die 2010 für rund 80 000 Euro ursprünglich an der Ampel angebracht worden war. Die Kameras, die in alle vier Richtungen ausgerichtet sind, registrieren über Veränderungen in der Pixelanzahl sich bewegende Objekte wie Autos oder Fußgänger. Wer sich zuerst der Ampel nähert, für den schaltet das Signal auf Grün. Zeitweise habe es jedoch Probleme mit der Ampelschaltung gegeben, so Kotzur. Dies liege daran, dass hier viele Bäume stehen und die Bewegung der Äste ebenfalls durch die Kameras registriert werde. Doch diese technischen Probleme seien zuletzt behoben worden.

Als die Ampel nach den Pfingstferien automatisch wieder eingeschaltet wurde, forderte man im Gemeinderat wiederholt die Abschaltung. Daraufhin hat sich der Elternbeirat der Grundschule Pullach an die Gemeinderäte gewandt und den Wunsch nach einer sofortigen Wiederinbetriebnahme der Ampelanlage geäußert.

Andreas Most (CSU) sprach in diesem Zusammenhang von einem regelrechten "Shitstorm" und zeigte sich über manche haltlose Unterstellung verärgert. Er forderte, dass die gemeinsame Mail-Adresse des Gemeinderats abgeschafft werde. Stattdessen wünsche er sich in Zukunft einen persönlicheren Mail-Kontakt mit den Bürgern. SPD-Gemeinderat Holger Ptacek beklagte die geringe Informationsfreudigkeit seitens der Verwaltung im Vorfeld der Maßnahmen. Gerade in einer Zeit, in der das Verhältnis zwischen Gemeinderäten und Verwaltung belastet sei, sei dies "ungünstig", sagte Ptacek.

"Wir hätten erwartet, dass die Schule über die Maßnahme informiert wird", kritisierte hingegen Stefan Demmeler (Wir in Pullach, WIP). Dann wären die Reaktionen wohl auch nicht so heftig ausgefallen. Während Demmeler der Technik gerne noch eine Chance gegeben hätte, forderten Ptacek und Johannes Burges (FDP) eine "simple Schaltung", bei der die Ampel lediglich auf Anforderung in Betrieb ist.

Das Umstellen in "jede Art von Steinzeittechnik" sei möglich, sagte Kotzur, die Kosten beliefen sich auf rund 200 Euro für Anfahrtskosten des Wartungsdienstes. "Sie werden mit dieser Ampelschaltung jedoch nicht zufrieden sein", prognostizierte er. Bis die Ampelanlage angeht und auf Grün schaltet, dauere den meisten Schülern und anderen Fußgängern zu lange. Jugendreferent Martin Eibeler (FDP) hingegen ist überzeugt, dass eine Bedarfsampel zur Schulwegsicherheit beitrage, da das Kind selbst zum aktiven Verkehrsteilnehmer werde. Der Gemeinderat entschied sich mit 14 zu 7 Stimmen für eine solche Bedarfsschaltung. Die Ampel soll so bald wie möglich wieder in Betrieb genommen werden.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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