Pullach:Unselige Insel

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Handwerk am Fluss: Auf dem sanierungsbedürftigen Gewerbepark-Gelände gibt es auch überdachten Raum für Pausen an der frischen Luft. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Pullacher Gemeinderäte können sich auch im zweiten Anlauf nicht dazu durchringen, die maroden Gewerbebauten zwischen Isar und Kanal in Höllriegelskreuth zu sanieren

Von Konstantin Kaip, Pullach

Eine Insel zu besitzen, ist gemeinhin ein teures Vergnügen. Davon kann auch die Gemeinde Pullach ein Lied singen. Schließlich ist die Kommune, seit sie 2011 das ehemalige Werksgelände des Stromversorgers Eon zwischen Isarkanal und Isar auf Baierbrunner Flur erworben hat, um dort kleinere Gewerbebetriebe und Handwerker anzusiedeln, in gewisser Weise auch Inselbesitzer. Und um den "Gewerbepark Höllriegelskreuth" dort langfristig zu erhalten, muss die Gemeinde tief in die Tasche greifen. Auf 6,7 Millionen Euro beziffert die Verwaltung die Gesamtkosten für eine langfristige Sanierung aller Gebäude, die inzwischen arg marode sind.

Die Entscheidung darüber spaltet den Gemeinderat. Bereits im Juli hatte die Verwaltung dem Gremium ein Sanierungskonzept vorgelegt, das die Mehrheit allerdings aus Kostengründen nicht absegnen wollte. Am Dienstag sollte der Gemeinderat nun erneut über die zwischenzeitlich geringfügig modifizierten Sanierungspläne entscheiden. Erneut entspann sich eine lange Debatte darüber, ob sich die Investitionen lohnen. Und erneut wurde ein Beschluss am Ende vertagt.

Peter Kotzur, Leiter der Abteilung Bautechnik und technischer Vorstand des Kommunalunternehmens VBS, das den Gewerbepark von der Gemeinde gepachtet hat und verwaltet, hatte die Pläne noch einmal überarbeiten und auf Einsparmöglichkeiten prüfen lassen. Sein Fazit: "Alle Gebäude befinden sich in einem sehr schlechten Zustand." Etwa zwei Millionen Euro würde der erste, drei Gebäude betreffende Sanierungsabschnitt im günstigsten Fall kosten. Das so genannte Gebäude eins soll dann im Anschluss für zirka 2,8 Millionen Euro saniert werden. Markus Eckert, kaufmännischer Vorstand der VBS, hatte die Wirtschaftlichkeitsberechnungen im Auftrag des Gemeinderats noch einmal modifiziert und diesmal wie gewünscht keine Mieterhöhung einkalkuliert. Demnach würden sich die Investitionen für die Sanierung aller Gebäude erst nach mehr als 30 Jahren amortisieren. "Es geht in gewissem Maße um alles oder nichts", sagte Arnulf Mallach (SPD). Die vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahmen seien "das Minimum, was man tun muss, um den Gewerbepark zu erhalten", befand der Architekt. "Sonst müssen die Mieter in absehbarer Zeit raus." Die Fraktionen von CSU, Wir in Pullach (WIP) und FDP zweifelten indes daran, ob sich die Investitionen lohnen. "Wir brauchen kein Millionengrab", sagte Reinhard Vennekold, Fraktionssprecher der WIP, und forderte eine "Szenario-Analyse", in der auch darüber nachgedacht werde, "das Ganze wieder zu verkaufen". Für sieben Millionen Euro könne man auch zwei weitere kommunale Wohnhäuser errichten, sagte Vennekold. Als Finanzreferent der Gemeinde könne er dem Sanierungskonzept daher nicht zustimmen.

"Sie haben uns als VBS den Auftrag gegeben, das Ding zu verwalten und herzurichten", sagte Kotzur sichtlich entnervt. "Wenn Sie beschließen, zu verkaufen, haben wir einen Haufen Ärger weniger. Nur verstehen tun wir's nicht." Ähnlich sah das Marianne Stöhr (Grüne): "Wir sollten bei unserem Beschluss bleiben und den Gewerbepark so sparsam wie möglich sanieren, um dort eine lebendige Handwerkskultur zu fördern."

Am Ende aber stimmte das Gremium mit zehn zu neun Stimmen dem Antrag von Cornelia Zechmeister (WIP) zu, den Beschluss zu vertagen. Vorher soll ein Ortstermin auf dem Gelände stattfinden und mit den Mietern gesprochen werden.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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