Pullach:Tausendfreund will's nochmal wissen

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Es waren keine einfachen drei Jahre für Susanna Tausendfreund, aber sie will ihre Projekte vollenden. (Foto: Angelika Bardehle)

Bei ihrer Halbzeitbilanz kündigt die Pullacher Bürgermeisterin ihre neuerliche Kandidatur an.

Von Melanie Artinger, Pullach

Susanna Tausendfreund hat sich entschieden. Bei der Vorstellung ihrer Halbzeitbilanz hat Pullachs grüne Bürgermeisterin - im Jahr 2014 ins Amt gewählt - angekündigt, bei der Kommunalwahl 2020 noch einmal antreten zu wollen. Jetzt, wo sie so viel auf den Weg gebracht habe, wolle sie diese Projekte natürlich auch zum Erfolg führen, sagt Tausendfreund: "So schnell kann mich nichts aus der Fassung bringen."

Denn es waren nicht nur einfache drei Jahre für die ehemalige Landtagsabgeordnete auf dem Chefsessel im Rathaus. Angriffe über sich ergehen zu lassen, gehört zu ihrem Job ebenso dazu, wie unpopuläre Entscheidungen zu vertreten, etwa eine halbe Allee der Fernwärme zu opfern. Es gilt, "kleineren und größeren Katastrophen" zu begegnen, wie der Schadstoffbelastung eines Schulbaus oder der kurzfristigen Unterbringung von hundert Flüchtlingen in der Turnhalle.

Das Amt bringt es auch mit sich, dass man die Freude über einen Erfolg nicht immer ungetrübt genießen kann. So ergeht es derzeit der Susanna Tausendfreund. Zu ihren größten Errungenschaften zählt die erfahrene Politikerin den sanierten Skatepark und zwei kommunale Wohnbauprojekte. Die Zukunft der Sportanlage befindet sich jedoch wegen Lärmschutzbeschwerden der Anwohner in der Schwebe und eines der beiden Wohnbauprojekte ist aufgrund einer Zufallsmehrheit im Gemeinderat ins Stocken geraten.

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:Politische Allzweckwaffe

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Wie sehr gerade die Entwicklung des Skateparks sie mitnimmt, sieht man Tausendfreund an, wenn sie von "einem der bewegendsten Momente" in ihrer bisherigen Amtszeit spricht. Da kamen in der Open-Air-Sprechstunde am Kirchplatz zwei Jungs auf sie zu und haben sich für die Anlage bedankt. "Die zwei waren so glücklich, dass sie dort skaten können," erinnert sich Tausendfreund. Nur ein paar Tage zuvor hatte die Bürgermeisterin jedoch vom Landratsamt erfahren, dass mindestens die große Half Pipe gesperrt werden muss. Anwohner hatten sich über den Lärm, der auch in Sommernächten von dem Gelände ausging, beschwert. Die einzige Lösung, den Skatepark für die Jugendlichen zu erhalten, stellt eine Lärmschutzwand dar, über die der Gemeinderat in der nächsten Sitzung abstimmt.

Doch bei fünf Fraktionen sind die Mehrheiten im Gremium offen. Wichtig ist der Grünen-Bürgermeisterin, die Beschlüsse möglichst mit breiter Mehrheit zu fassen. Deshalb hat sie ein Zwei-Schritte-Verfahren eingeführt: Die Entscheidung im Gemeinderat fällt erst, wenn genügend Zeit zur Diskussion war. Deshalb achtet Tausendfreund, die sich selbst als durchsetzungsfähig und zielstrebig beschreibt, darauf, dass jeder Gemeinderat von seinem Rederecht Gebrauch machen kann.

Den Eindruck, dass ihr dieser Spagat im Gremium angerechnet würde, bekommt man jedoch nicht. Dort werden die häufigen und langen Sitzungen kritisiert. Und auch vor gewissen "Überraschungen" ist die Bürgermeisterin nicht gefeit, beispielsweise wenn eine Zufallsmehrheit ein Projekt kippt. Für das Wohnbauprojekt an der Heilmannstraße hatte sich zuvor bereits eine Mehrheit im Gemeinderat ausgesprochen. "Das ist schon unbefriedigend, wenn wieder alles auf Null steht," sagt die Pragmatikerin. Über das weitere Verfahren in diesem Projekt stimmt der Gemeinderat ebenfalls in seiner nächsten Sitzung ab.

Die Ortsentwicklung läuft

Trotz dieser "Stolpersteine", wie sagt, konnte Tausendfreund schon einiges in ihrer Heimatgemeinde bewegen. Die Planung der Ortsentwicklung mit Bürgerbeteiligung, die das Gesicht der Gemeinde in Zukunft wesentlich bestimmen wird, ist in vollem Gange. Das Enteignungsverfahren gegen den renitenten Grundbesitzer für die Verlängerung des Isartalbahnradwegs hat Tausendfreund auf den Weg gebracht. Bisher konnte die Gemeinde 89 Flüchtlinge dezentral unterbringen und hat damit 75 Prozent ihrer Quote erfüllt. "Relativ schnell und reibungslos" erfolgte die Erweiterung des Isartaler Tisches. Und manchmal sind es eben auch die kleinen, ganz konkreten Veränderungen in der Gemeinde, die für die Pullacher den Unterschied machen.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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