Pullach:Intensiv und idyllisch

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Harmonie: Frederic Sánchez Muñoz, María Alba Carmona Tobella, Antonio Lagares Abeal, María José García Zamora und Miquel Ramos Salvadó (v.l.). (Foto: Claus Schunk)

Das Azahar-Ensemble begeistert in Pullach

Von Julian Carlos Betz, Pullach

Kein Risiko geht das sympathische Azahar-Ensemble aus Spanien ein, um sich die Zuneigung der Gäste von Beginn an zu sichern. Die jungen Musiker, denen man die andalusische Folklore schon an den roten Krawatten und Blumen an ihrer Kleidung ablesen kann, wissen nach ihrem Erfolg beim ARD-Wettbewerb 2014, wie sie das Publikum auf ihre Seite ziehen können. Das fidele, von einem sanften Horn getragene Stück des Haydn-Schülers Anton Reicha führt zunächst in eine bukolische Landschaft. Harmonische Vielstimmigkeit und prägnante Übergänge erleichtern es dem Ohr, sich auf das angenehm weich gespielte Stück einzulassen.

Fordernd wird es dann gleich im Anschluss: zehn "intensive" Stücke von György Ligeti, die dem Bläserquintett persönlich "sehr am Herzen liegen", folgen auf den moderaten Einstieg. María Tobella gibt hier eine kleine Einführung, anlässlich einer Zitation im Notentext von Ligeti selbst. Wie bei Alice im Wunderland, die in ihrer neuen und unglaublichen Umgebung alles "einfach akzeptiert" habe, könne und sollte man hier zuhören. Auch eine kleine Warnung vor dem neunten Stück spricht die beim Publikum mit freundlichen Lachern aufgenommene Oboistin aus, es könne durchaus schmerzhaft werden, die Ohren zuzuhalten sei also völlig in Ordnung.

Die Stücke überraschen jedoch durch große Fantasie und technische Präzision. Wer sich nicht gegen die teils eigenwilligen und abrupten Passagen sträubt, wird mit immer wieder auftretenden Momenten der Beruhigung belohnt. Teils erinnern die dunklen Töne sogar an das kosmische Szenario von Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum", wenn auch nur "mit geschlossenen Augen", wie es Tobella formuliert.

Nach der Pause bietet das facettenreiche Quintett wieder versöhnlichere Töne mit Mozarts Allegro und Andante für eine Orgelwalze. Das von Ulf-Guido Schäfer arrangierte Stück wirkt jedoch, vielleicht aufgrund der Bearbeitung, im Vergleich mit der ersten Hälfte ein wenig blass, fast konturlos. Dennoch zeigt das Ensemble auch hier pointierte Abfolgen und beweist sein musikalisches Einfühlungsvermögen.

Zum Abschluss gibt es eine Art Reprise mit Carl Nielsens A-Dur-Quintett op. 43. Tobella informiert auch hier das Publikum: Dieses Stück sei bei Nielsens Beerdigung gespielt worden und ein von ihm geschriebener Choral finde sich darin wieder. So klingen auch die vier Sätze, ein elegisches Schwanken zwischen Verunsicherung, vielleicht Reue, und so etwas wie Gelassenheit angesichts eines die Seele erwartenden Jenseits. Damit schließt es wiederum an Reicha an, das grundierende Horn leitet die Melodie stark und zielsicher auf dem vorbestimmten Pfad in gelassener Ruhe.

Einen Einblick in die erst vergangenes Jahr aufgenommene CD des Quintetts bietet die Zugabe. Mit einem feurigen, marschierenden Auszug aus Joaquín Turinas "Mujeres Españolas" gerät das Publikum in Pullach spürbar in Verzückung. Das melodische, an Ravel erinnernde Stück sorgt schließlich für zufriedene Gesichter bei den Zuschauern und dankbare Verbeugungen der Künstler.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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