Bildung:Prinzip Werkzeugkasten

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Im Landtag und im Netz etwas lauter - im Kreis etwas leiser: Kerstin Schreyer-Stäblein. (Foto: Claus Schunk)

CSU-Abgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein stellt das Ganztageskonzept der Staatsregierung für Grundschulen vor

Von Sophia Kleiner, Poing

Im Poinger Hof füllt sich langsam der Sitzungssaal. Die ersten Eltern diskutieren schon. Für Berufstätige sei der Ganztagesunterricht an Grundschulen ja eine Erleichterung, aber ob das auch zum Wohl der Kinder ist? Bei diesem Punkt ist man sich noch uneinig. Der CSU-Ortsverband Poing hat Eltern, Lehrer und Interessierte zu einem Informationsabend zum neuen Ganztagskonzept für Grundschulen in Bayern eingeladen. Die Unterhachinger CSU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der CSU-Familienkommission, Kerstin Schreyer-Stäblein, stellt das Pilotprojekt mit verschiedenen Angebotsformen der offen Ganztagsschule in der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe vor. Im kommenden Schuljahr sollen bayernweit bereits in bis zu 300 Gruppen offene Ganztagsangebote eingeführt werden.

Zu Beginn rief Schreyer-Stäblein den für 2013 bis 2018 beschlossenen Bayernplan der CSU-Landtagsfraktion in Erinnerung. In jenem sei unter anderem ein Ganztagesangebot für Schüler bis 14 Jahre festgeschrieben worden. Es handele sich dabei jedoch lediglich um ein Angebot, das je nach Bedarf umgesetzt und nach Wunsch der Eltern wahrgenommen werden könne. Es bestehe weder für die Kommunen noch für die Eltern eine Verpflichtung. "Wir bieten kein einheitliches Konzept für Bayern an, sondern einen Werkzeugkasten", sagt die stellvertretende Vorsitzende der CSU-Fraktion im Landtag. Zudem sollen bestehende Angebote wie Horte und Mittagsbetreuungen nicht gefährdet werden.

In 200 Gruppen werden von September an offene Ganztagsangebote und in 100 Gruppen das Kombi-Modell mit Jugendhilfe und Schule eingeführt. Im offenen Ganztag können Grundschüler an vier Wochentagen von 8 bis 16 Uhr kostenlos betreut werden. Für ergänzende Angebote, zum Beispiel eine Aufsicht nach 16 Uhr, werden jedoch Elternbeiträge erhoben werden. Zudem sei für die kommenden Jahre die Möglichkeit der Mitfinanzierung durch Eltern nicht auszuschließen. Im Kombi-Modell könnten Betreuungsangebote bis 18 Uhr an fünf Wochentagen sowie in den Ferien in Anspruch genommen werden.

Dass ein entsprechender Bedarf an einem solchen Angebot besteht, ist für Schreyer-Stäblein unumstritten. Eltern, die bereits in der Kinderkrippe und im Kindergarten lange Betreuungszeiten für ihre Kinder in Anspruch genommen hätten, würden sicherlich auch in der Grundschulzeit eine ganztägige Betreuung ihrer Kinder schätzen. Zahlen kann die CSU-Landtagsabgeordnete allerdings nicht vorlegen. Auch zu den Kosten könne sie noch keine Berechnungen anstellen, weil unklar sei, wie sich die Eltern entscheiden würden. Der Freistaat und die Kommunen hätten bereits ihre Förderpauschalen erhöht. Zudem würden spezielle Räume für die Ganztagsbetreuung eingerichtet werden. . Die Politik müsse einen Rahmen schaffen für das, was die Familien wollen, sagte sie.

Jörn Bülck, Schulleiter der Poinger Seerosenschule, konnte aus eigener Erfahrung die enorme Nachfrage bestätigen. Die Seerosenschule ist mit drei Gruppen als Modellschule ausgewählt worden.

Landtagsabgeordnete Schreyer-Stäblein wies erneut auf die um zehn Prozent erhöhte Förderpauschale des Freistaats Bayern hin. Doch auch die Kommunen könnten sich nicht aus der Verantwortung ziehen, betonte sie. "Ein Kommunalpolitiker, der nicht jammert, ist eine Fehlbesetzung", sagt die CSU-Landtagsabgeordnete. Ihre Meinung nach sind die Kommunen zweifellos dazu in der Lage, das Konzept umzusetzen.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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