Ottobrunn:Vom Teil zum Ganzen

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Einst gehörte der Ortsteil Ottobrunn zu Unterhaching. Seit 60 Jahren aber gibt es eine Gemeindegrenze. (Foto: Claus Schunk)

Ottobrunn feiert die Gemeindeerhebung vor 60 Jahren

Von martin mühlfenzl, Ottobrunn

Eine Gemeinde ist immer dann erst auch eine Gemeinschaft, wenn sich die Bürger dort aufgehoben und Zuhause fühlen. Für seine Gemeinde Ottobrunn nimmt Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) in Anspruch, dass sie auch zu einer echten Gemeinschaft zusammengewachsen ist. "Manche der Zugezogenen sind bis heute vielleicht keine richtigen Bayern, aber viele sind echte Ottobrunner", sagt der Rathauschef in seiner Rede anlässlich des Festaktes zum 60-jährigen Bestehen der Kommune im Festsaal des Wolf-Ferrari-Hauses.

"In Ottobrunn haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Lebensträume erfüllt. Menschen, die zum Teil von weit hergekommen sind, haben sich hier unter oft schwierigen Bedingungen eine Existenz aufgebaut", berichtet Loderer am Freitagabend. Es ist eine bewegende Rede für einen Anlass, der bezogen auf die Geschichte dieses Ortes eigentlich als Kindergeburtstag bezeichnet werden darf. "60 Jahre Selbständigkeit sind eigentlich für eine bayerische Gemeinde nicht viel", sagt Oberbayerns Regierungsvizepräsidentin Maria Els in ihrem Grußwort. Doch diese kurze Geschichte als Gemeinde sei kein Makel, so Els: "Im Gegenteil, ich denke, so manche 1000-jährige Gemeinde wünscht sich einen ähnlichen Bekanntheitsgrad, wie ihn Ottobrunn erfahren hat." Nicht zuletzt dank der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs - mit der eine nicht minder explosive Bevölkerungsentwicklung einherging. Hatte Ottobrunn zum Zeitpunkt der Ausgliederung aus der Gemeinde Unterhaching am 5. Mai 1955 etwa 6000 Einwohner, sind es heute in der flächenmäßig zweitkleinsten Kommune des Landkreises München mehr als 20 000.

Von einem Ottobrunn "voller Irrungen und Wirrsale" sei vor über 60 Jahren die Rede gewesen, sagt Loderer im Wolf-Ferrari-Haus - und nimmt auch Bezug auf Ottobrunn als Standort eines Außenlagers des Konzentrationslagers Dachau und dessen Aufarbeitung durch den ehemaligen und zu früh verstorbenen Ottobrunner Gymnasiasten Martin Wolf und seiner Lehrerin Elisabeth Plank. Dessen Einsatz sei im Sinne des Ortes ein "Meilenstein" gewesen, so Loderer. "Ihnen sind wir zu tiefem Dank verpflichtet."

Denen, die an der Gestaltung der vergangenen 60 Jahre ihren großen Anteil haben, dankt Loderer an diesem Abend mit der Verleihung der Bürgermedaille: Ernst-Ludwig Ibler, dem Schöpfer des Ottobrunner Wappens. Dem Historiker Herbert Speckner, Ortschronist und Stütze des König-Otto-Museums. Gisela Graßl, Begründerin der Kunsthandwerkermärkte. Theresia Hösgen, langjährige Grundschulrektorin und kirchlich aktiv. Sie alle stehen für einen Ort, der noch in den Kinderschuhen steckt - und doch stolz sein darf auf seine kurze Geschichte.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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