Ottobrunn:Schmelzende Rücklagen

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Schulbauten und teure Altlasten: Investitionen setzen Ottobrunn finanziell in den nächsten Jahren unter Druck

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Aus der finanziellen Situation seiner Gemeinde macht Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) kein Geheimnis. Vielmehr bemüht Ottobrunns Rathauschef einen halbwegs humorvollen Vergleich, um die Haushaltslage der Kommune zu beschreiben: "In Grünwald heißt es: Wir sind klein, aber reich. Bei und muss es lauten: Wir sind klein, aber arm."

Ein Understatement ist Loderers Beschreibung nicht; gleichwohl die flächenmäßig kleinste Kommune des Landkreises nicht am Hungertuch nagt. In der Finanzverwaltung im Rathaus aber wird mit Zahlen hantiert, über die einerseits Grünwalder Experten nur müde lächeln können, die andererseits verdeutlichen, dass Ottobrunns Kommunalpolitiker die Sparpolitik der vergangenen Jahre zwingend werden fortsetzen müssen. Noch befinden sich etwa sechs Millionen Euro an Rücklagen auf dem Festgeldkonto der Gemeinde. Kämmerer Oliver Malina stellte unlängst gar in Aussicht, dass angesichts der derzeitigen Gewerbesteuereinnahmen diese Summe bis Ende des Jahres auf zwölf Millionen Euro anwachsen könnte. Diese Entwicklung aber wird nicht mehr sein als eine schöne Momentaufnahme.

Denn der Gemeinde stehen weiter gewaltige Investitionen bevor, die sie sich ohne neue Kreditaufnahmen nicht wird leisten können. Dazu gehört die Sanierung der Tiefgarage in der Ortsmitte unter der Ladenstraße, die den Gemeinderat überraschend traf. Etwa 3,5 Millionen Euro wird dieses Projekt kosten. "Das ist eine Altlast, die uns von unseren Vorgängern im Gemeinderat beschert worden ist", sagt Loderer. "Aber wir kommen nicht drum rum." Das gilt auch für die Sanierung der Ferdinand-Leiß-Halle. Dass die Gemeinde im Falle der Dreifachturnhalle Geld in die Hand nehmen muss, war seit langer Zeit klar; dass es aber Kosten in Millionenhöhe werden würden, war zunächst nicht absehbar. Ein Gutachten hatte ergeben, dass die Sporthalle ein komplett neues Dach benötigt, zwischendurch diskutierte der Gemeinderat gar einen Neubau der Halle im Sportpark. Der ist nun vom Tisch, die Generalsanierung aber soll spätestens im Juli 2017 Jahr in Angriff genommen werden.

Denn dann wird die neue Dreifachturnhalle am neuen Ottobrunner Gymnasium eingeweiht, die das nächste Loch in die Ottobrunner Haushaltsplanung reißt: Etwa 7,5 Millionen Euro kostet die neue Sporthalle - und die Gemeinde wird den größten Teil selbst tragen müssen. Zudem läuft derzeit der Neubau der Carl-Steinmeier-Mittelschule in Riemerling. Nahezu 21 Millionen Euro teuer ist dieses Projekt, an dem die Gemeinden Ottobrunn, Putzbrunn, Hohenbrunn und Neubiberg beteiligt sind - aufgrund der Schülerzahlen leistet auch dort Ottobrunn den größten Beitrag.

All das hat zur Folge, dass die Rücklagen der Gemeinde weiter schmelzen und die Schulden steigen werden. Alles nicht so schlimm, sagt Loderer, die derzeitige Niedrigzinspolitik erleichtere Kommunen die Planungen solcher Großprojekte. Dennoch wirken die Zahlen bedrohlich: Im Jahr 2020, prognostiziert Kämmerer Malina, wird die Gemeinde nur noch über Ersparnisse in Höhe von etwa 900 000 Euro verfügen. Die Schulden indes werden auf 45 Millionen Euro anwachsen. Loderer aber fürchtet nicht, dass dem Gemeinderat die Handlungsunfähigkeit droht, schließlich würden 34 Millionen Euro der Verbindlichkeiten über die Schulzweckverbände abgerechnet, die eigene Körperschaften des öffentlichen Rechts darstellen. Bleiben im Jahr 2020 aber immer noch 9,2 Millionen Euro an Rückständen, die den Gemeindehaushalt belasten werden.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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