Ottobrunn:Rutschpartie ins Abseits

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Eismeister Thomas Hergott bereitet die Fläche im Ottobrunner Stadion für die Sportler des Eis- und Rollsport Clubs und die Hobbyskater auf. (Foto: Claus Schunk)

Die Ottobrunner SPD würde das Eisstadion gerne stärker für die Allgemeinheit öffnen. Doch der Publikumslauf am Abend stößt im Gemeinderat auf wenig Gegenliebe. Die Mehrheit will den Betrieb des örtlichen Sportclubs nicht einschränken

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Die sportbegeisterten Senioren müssen nicht zittern, sie haben ihre festen Zeiten auf dem Eis. Immer montags, mittwochs und donnerstags wird am Vormittag für ein paar Stunden die Fläche im Ottobrunner Eisstadion für die Eisstockschützen freigeräumt - und immer am Montag auch ein Teil der Fläche für die passionierten Eisläufer. Und daran wird sicher auch im kommenden Jahr nicht gerüttelt. Denn vormittags sind die Schüler in der Schule und die Eishockeyspieler des Eis- und Rollsport-Clubs Ottobrunn in der Arbeit.

Begehrt sind im einzigen Eisstadion des Landkreises die Abendzeiten. Und deren Vergabe für die bevorstehende Winter-Saison wollte in der Sitzung des Hauptausschusses des Gemeinderats die SPD-Fraktion noch einmal auf den Tisch bringen. Genau genommen den Termin am Freitagabend. SPD-Fraktionssprecherin Ruth Markwart-Kunas regte dementsprechend an, einen zusätzlichen Termin für einen regelmäßigen öffentlichen Lauf für die Bürger einzuführen. "Am Wochenende ist der öffentliche Lauf am attraktivsten. Ein zusätzliches Angebot am Freitagabend würde sicher gut angenommen", sagte Markwart-Kunas. "Und das Eisstadion soll ja auch den Bürgern offenstehen."

Das tut es freilich schon. Und zwar nicht nur für die Ottobrunner Senioren. Am Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag steht das Eis allen Bürgern in den Nachmittagsstunden offen, am Samstag auch zur "Eis-Prime-Time" von 20.30 bis 22 Uhr und sonntags zusätzlich immer am Vormittag.

Hauptnutzer des Eisstadions aber ist mit den Abteilungen Eishockey, Eiskunst- und Eisschnelllauf der Ersco, wie er in Ottobrunn abgekürzt und genannt wird. Und der weiß ohnehin schon nicht mehr, wie er allen Mitgliedern ausreichend Trainingszeit zur Verfügung stellen soll. Das berichtet auch CSU-Gemeinderätin Susanne Vordermaier, die auch in der Eiskunstlaufabteilung des Ersco aktiv ist. "Manche Teams müssen sogar in andere Eisstadien ausweichen, weil wir nicht alles unterbekommen", sagte Vordermaier in der Ausschusssitzung.

Der Vorschlag der SPD, den Freitagabend für einen weiteren öffentlichen Lauf frei zu halten, sei aber auch rein organisatorisch kaum umzusetzen, sagte Vordermaier - schon gar nicht im bevorstehenden Winter. "Denn dafür sind wir viel zu spät dran. Es sind schon alle Zeiten vergeben. So etwas müssen wir Anfang des Jahres diskutieren." Zudem sei der Freitagabend für die Eishockeyspieler des Ersco ein besonderer Termin, ergänzte Bürgermeister Thomas Loderer (CSU): "Das ist der klassische Spieltag. Wir würden da schon empfindlich in das Vereinsleben des Ersco eingreifen." Außerdem, sagte der Bürgermeister, habe es bisher "nie Hinweise von Bürgern gegeben", dass zu wenig öffentliche Zeiten angeboten würden.

Ganz locker lassen wollte die SPD aber nicht. Gemeinderat Konstantin Diederichs sagte, die Spielstätte sei "in erster Linie ein steuerfinanziertes Eisstadion" - da sei es "nicht so abwegig, auch Forderungen zu stellen": "Ich finde es nicht unverschämt, zu sagen, wenn keine Punktspiele sind, dann ist öffentlicher Lauf." Der könnte dann, schlug Diederichs vor, eben alle zwei Wochen zusätzlich stattfinden. Das rief Erika Aulenbach von der Bürgervereinigung Ottobrunn (BVO) auf den Plan: "Der Ersco war bei der Belegung des Stadions immer sehr kooperativ. Und wir dürfen nicht vergessen, dass der Verein auch sehr viele Veranstaltungen für die Bürger anbietet." Dazu gehöre etwa das ehrenamtliche Schülertraining am Vormittag. "Und das alles ohne Dach", versetzte Aulenbach dem Gremium noch einen kleinen Seitenhieb. Schließlich gehört auch das leidige Thema einer Überdachung des Stadions, das der Gemeinderat erst im vergangenen Jahr wieder einmal zu den Akten gelegt hatte, zur Geschichte des Ersco. Für Erika Aulenbach ist klar: "Der Verein braucht auch den Freitagabend. Denn wenn keine Spiele sind, wird natürlich trainiert."

Davon ließ sich dann auch die SPD überzeugen - wohl auch vor dem Hintergrund, dass im Belegungsplan dieses Winters keine Änderungen mehr möglich sind. Anfang nächsten Jahres wird sich der Ausschuss dann aber frühzeitig mit den Trainingszeiten und Angeboten für die Bürger für den Winter 2017/18 beschäftigen. "Denn es kann ja nicht sein, dass uns so etwas so spät vorgelegt wird", sagte SPD-Gemeinderat Diederichs.

Mit "so etwas" meinte er freilich die Nutzungsvereinbarung zwischen der gemeindlichen Sportpark GmbH und dem Ersco, die der Auslöser der Debatte war. Denn seit dem 15. Oktober besteht gewissermaßen ein vertragsloser Zustand; zu diesem Zeitpunkt lief die bisher letzte Vereinbarung aus. Der Ausschuss verlängerte diese nun um ein Jahr. Für den Ersco erhöht sich das Nutzungsentgelt für das Stadion von 5700 Euro auf 6400 Euro.

Die Erste Mannschaft des Ersco wird übrigens am 23. Oktober gegen die Reserve der Schongau Mammuts um 18.45 Uhr das erste Mal in der neuen Saison im heimischen Stadion auflaufen. Das ist dann ausnahmsweise ein Sonntag. Davor dürfen von 10 bis 11.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr beim öffentlichen Lauf alle Hobbyskater aufs Eis.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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