Ottobrunn:Im Winter oben ohne

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Die Hoffnung der Ottobrunner Eissportler, dass ihr Stadion bis zur kommenden Saison überdacht wird, wird sich nicht erfüllen. Die Gemeinde hat zwar Geld für das Projekt bewilligt, doch die Umsetzung verzögert sich

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Wer sich im Juli Gedanken über Schneestürme macht, verträgt entweder die anhaltend tropischen Temperaturen in unseren mitteleuropäischen Gefilden nicht - oder ist Eishockeyspieler beim Eis- und Rollsportclub Ottobrunn (ERSCO). Denn die Sportler und ihre Funktionäre müssen sich bereits jetzt darauf einstellen, auch in der kommenden Wintersaison im Ottobrunner Eisstadion unter freiem Himmel spielen und - entsprechend der Witterung - eben mitunter auch frieren zu müssen. Der Gemeinderatsbeschluss zur Überdachung des Stadions wird in diesem Jahr definitiv nicht mehr umgesetzt, wie Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) sagt.

Das gefällt nicht allen im Ottobrunner Gemeinderat. Schließlich hatte das Gremium bereits im Rahmen der komplizierten Etatverhandlungen im Februar dieses Jahres den Entschluss gefasst, einem der innigsten Wünsche der Mitglieder des Eis- und Rollsportclubs zu entsprechen und die Arena endlich mit einem industriell gefertigten Dach auszustatten.

Mit einigem Geschick war es den Fraktionen der CSU und der SPD gelungen, im Haushaltsentwurf für das Jahr 2015 insgesamt 70 000 Euro freizuschaufeln; das entspricht exakt jener Summe, die der Verein in seinem detailliert ausgearbeiteten Plan für eine mobile Überdachung des Eisstadions veranschlagt hat. Auf Basis dieser Ausarbeitungen hat der Gemeinderat entschieden, 20 000 Euro für die Planung des Dachs, 10 000 Euro für die Leasingraten sowie 40 000 Euro für die Statik und das Fundament bereitzustellen.

Doch das Projekt stockt und von ersten Baumaßnahmen sind die Gemeinde und der Eis- und Rollsportclub noch weit entfernt. "Wir haben bisher auch noch keine konkreten Rückmeldungen aus dem Bauamt", sagt FDP-Gemeinderat Gerald Kunzmann, der sich im Gremium vehement für die Überdachung einsetzte. "Man hat nicht das Gefühl, dass das Projekt auf der Prioritätenliste der Verwaltung ganz oben steht", sagt Kunzmann - und fügt etwas maliziös an: "Aber wir haben schon noch Hoffnung. Beim ERSCO hofft man schließlich seit 40 Jahren." So lange, sagt Kunzmann, warte der Verein schon auf sein Dach.

Bürgermeister Loderer will den Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am Mittwoch, 29. Juli, über den derzeitigen Stand der Planungen für die Überdachung unterrichten. Dabei wird er auch die Ausarbeitungen jenes Architekturbüros präsentieren, das von der Verwaltung für eine Machbarkeitsstudie herangezogen worden ist. "Was ich jetzt schon sagen kann: Das ist alles nicht ganz so einfach", sagt Loderer. "Deshalb gibt es auch noch keinen Bauantrag. Aber wir können jetzt einen vernünftigen Zwischenbericht geben."

Den erwartet auch SPD-Fraktionschefin Ruth Markwart-Kunas, die mit ihrem CSU-Kollegen Georg Weigert und einigen Tricks in den Etatverhandlungen die Mittel für ein Dach aufgetan hat - allerdings fällt es der Sozialdemokraten schwer, sich mit einer neuerlichen Wasserstandsmeldung abzufinden: "Das heißt schließlich, dass es vor dem Sommer keine Entscheidung und damit im Winter kein Dach geben wird." Die große Mehrheit im Gemeinderat habe sich erhofft, dass das Dach "so früh wie möglich" umgesetzt werde, sagt Markwart-Kunas: "Aber es geht offensichtlich um technische und statische Angelegenheiten. Es ist, glaube ich, in der Verwaltung aber auch nicht so wichtig."

Vieles hängt freilich auch davon ab, zu welchem Ergebnis das Landratsamt bei der Überprüfung der Anfrage auf eine Überdachung kommt. Denn die Behörde muss entscheiden, ob eine mobile Lösung statt eines festen Baus möglich ist - also jene mit einem geleasten Industriedach. Die Beantwortung dieser Frage aber steht noch aus.

FDP-Gemeinderat Gerald Kunzmann will sich nicht damit abfinden, dass möglicherweise seitens der Verwaltung das Tempo gedrosselt werde: "Das A und O sind weiter unsere Anfragen", sagt er. "Außerdem gibt es einen sehr kreativen Gemeinderatsbeschluss - und der muss umgesetzt werden." Fest steht bisher aber nur: Realisiert wird der Beschluss vor diesem Winter nicht mehr.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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