Ortsmitte:Abschied von der Kastanie

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Im Biergarten in Brunnthal steht eine amerikanische Baumart

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Soll keiner meinen, die Brunnthaler wüssten nicht, was zu einem perfekten Biergartenbesuch dazugehört. Außer einer Mass Bier, einem Radi und einem Obazdn auf dem Tisch, muss natürlich auch das Drumherum passen. So sitzt man am besten unter einer ausgewachsenen Kastanie und hört, wie der Kies knirscht, wenn die Bedienung von hinten mit der nächsten Mass kommt. Doch von solchen Vorstellungen müssen sich die Brunnthaler bei ihrem neuen Landgasthof verabschieden. Kastanien gelten wegen der Miniermotte als zu anfällig. Dafür werden drei Gleditschien gepflanzt, die aus dem östlichen Nordamerika stammen. Und statt Kies gibt es Pflaster.

Mit Dorothee Gerstner vom Münchner Landschaftsarchitektur-Büro Adler & Olesch stellte eine Fachfrau dem Gemeinderat vor, wie das Umfeld des Gasthofs gestaltet werden sollte. Außer der bis zu 17 Meter hohen Gleditschie wäre ihrer Vorstellung nach auch die bis zu 25 Meter hohe Pappel am westlichen Rand des Vorplatzes vorstellbar gewesen. Doch sonst? Gerstner verblüffte sichtlich manchen Gemeinderat mit ihrem offen ausgesprochenen Urteil, dass wegen vieler Krankheiten und insbesondere wegen des Klimawandels viele heimische Bäume nicht mehr empfohlen werden könnten. Auch Fachleute der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim teilten diese Ansicht. Christian Schleich (PWB) versuchte noch zaghaft, für "heimische Bäume eine Bresche" zu schlagen. Doch er beugte sich der Fachmeinung und dem Urteil der Kollegen.

Für die Gleditschie sprach nach deren Sicht noch, dass sie nicht nur robust ist und mit wenig Wasser auskommt und - günstig, weil die drei Großbäume an der Hofoldinger Straße stehen werden - auch etwas Salz verträgt. Zudem ist der Stamm im unteren Bereich astfrei und die Krone relativ licht. Die Fassade des Gasthofs soll nicht hinter dem Laub verschwinden. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) wünschte sich, dass die Biergartengäste die Abendsonne von Westen erreiche. Die Pappel war manchem Gemeinderat zu mächtig.

Der Platz selbst, der außer für den Biergarten auch als Aufstellfläche für Marktbuden genutzt werden soll, wird in zwei Zonen mit Steinen in unterschiedlichen Grautönen gepflastert. Daniel Brenner (CSU) fragte an, ob die Pflasterung nicht durch ein geschwungenes Bodenmuster aufgelockert werden könnte. Christina Schmidt (CSU) fand es sogar "furchtbar" monoton. Architekt Heinz Eck warnte dagegen vor Experimenten, weil das auf dem Platz zu unruhig aussehen könnte. Über Kies im Biergartenbereich wurde nicht gesprochen. Aber Thema war immer wieder, die Außenflächen pflegeleicht zu gestalten.

So sollen am Spielplatz, der hinter dem Gasthof an der Hofoldinger Straße platziert wird, Kleinbäume gepflanzt werden. Es soll auf Anregung von Hilde Miner (Grüne) Zierobst dabei sein, aber nicht direkt an der Spielfläche. Vor dem Gasthof an der Münchner Straße werden Stauden gepflanzt. Die Fürsprecher eines grünen Rasens wie Robert Huber (PWB) setzten sich nicht durch.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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