Ortsgeschichte:Spannende Reise in die Vergangenheit

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Das Leben am Hachinger Bach war offenbar in früheren Jahrhunderten nicht nur ein arbeitsreiches und hartes, sondern mitunter auch ein lockeres und ausgelassenes – diesen Eindruck legen zumindest Modelle in der Ausstellung im Heimatmuseum in Unterhaching nahe. (Foto: Claus Schunk)

Beim Tag des offenen Denkmals will das Heimatmuseum Unterhaching heuer insbesondere Kinder für die Geschichte der Gemeinde interessieren. Spezielle Stationen und eine Schnitzeljagd runden das Programm ab

Von Michael Morosow, Unterhaching

Im Ranking der langweiligsten Freizeitbeschäftigungen dürfte bei Kindern und Jugendlichen der Besuch eines Museums noch vor Zimmeraufräumen rangieren. Und zählt man König Drosselbart nicht zu den großen Herrschern der Menschheitsgeschichte und das Taka-Tuka-Land nicht zu einem Staatsgebilde, dann hat der Nachwuchs in der Regel wenig am Hut mit gekrönten Häuptern, alten Herrschergeschlechtern und der Entstehung ihrer Heimat. Und somit wohl auch nicht mit dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals, der am Sonntag, 10. September, in mehreren Landkreiskommunen mit Aktionen und Sonderöffnungen begangen wird und unter dem Motto "Macht und Pracht" steht.

Dennoch: In Unterhaching sollen an diesem Tag die Buben und Mädchen in Scharen ins Heimatmuseum gelockt werden. Geschichte zu entstauben, sie spannend und interessant zu machen auch für Kinder, das ist eine Herausforderung, der sich das Heimatmuseum Unterhaching beim Tag des offenen Denkmals stellen will. "Wir wollen die Besucher der Zukunft gewinnen", begründet Hans Steinert vom Organisationsteam des Heimatmuseums die Entscheidung, die nächste Sonntagsöffnung pädagogisch zu begleiten.

Stammbesucher werden sich wundern, wenn sie an diesem Sonntag das Heimatmuseum betreten, das regelmäßig mit neuen historischen Exponaten aufwartet. Für diesmal aber sind vier Stationen extra für Kinder aufgebaut, an denen sie spielend plötzlich doch spannende Details zur Geschichte ihres Heimatortes erfahren. An Klappkarten-, Mal- und Bastelstationen soll dabei nicht nur ihr Spieltrieb geweckt werden, sondern auch ihre Lust auf Geschichte. Auch in Prinz- und Prinzessinnen-Kostüme dürfen die Kleinen schlüpfen und ein Foto von sich schießen lassen. Die Requisiten stellt Rebecca Gerschkowicz von der Faschingsgesellschaft Gleisenia zur Verfügung.

Wenn sie dann auch noch an der Hand ihrer Eltern oder Großeltern im Museum eine Zeitreise durch die 4500 Jahre alte Siedlungsgeschichte des Ortes unternehmen, dann sind sie bereit für einen zweiseitigen Fragebogen, an dem sie ihr neues Wissen testen können. Die an den vier Stationen hinterlassenen Werke der Kinder werden zusätzlich bis Oktober ausgestellt. "Macht und Pracht" - zu diesem Motto lässt sich einiges finden im Heimatmuseum, und das auch noch kinderleicht. Die Antworten auf die Frage: "Was war mächtig und prächtig in Unterhaching?" können die jungen Museumsbesucher gleich an Ort und Stelle bei einer Schnitzeljagd geben. Dabei wird kein Weg vorbeiführen an den zehn Gräbern aus dem sechsten Jahrhundert und deren wertvollen und für Historiker hochinteressanten Grabbeigaben, die vor acht Jahren mitten im Ort entdeckt worden sind. Waren die Toten wohlhabend, worauf Grabbeigaben hindeuten? Waren sie vielleicht sogar hochgestellte Persönlichkeiten aus der Fremde, weil die neben den Skeletten gefundenen Scheibenfibeln aus einem anderen Kulturkreis stammen? Geklärt sind diese Fragen bis heute nicht - Geschichte kann also auch durchaus spannend sein, wie die jungen Museumsbesucher erfahren werden.

Macht und Pracht sind verewigt auch auf der Darstellung des "Heiligen Wandels" im Altarbild der Kirche Sankt Korbinian, einen Steinwurf vom Heimatmuseum entfernt. Dass darauf Maria und Josef mit dem Jesuskind abgebildet sind, wird kein Kind vom Hocker reißen. Dass aber damals im 17. Jahrhundert allein die Kunde über die Ähnlichkeiten des abgebildeten Jesuskindes mit dem damals jungen Kurprinzen Max Emanuel und von Mutter Maria mit Henriette Adelheid dazu genügte, dass zum Fest Mariä Himmelfahrt regelmäßig mehrere tausend Wallfahrer nach Unterhaching pilgerten, wird sie vielleicht doch erstaunen. Ebenso die Tatsache, dass es Public Viewing schon lange vor Fußballweltmeisterschaften gegeben hat: Bekanntlich wurde seinerzeit eine Kopie des Gnadenbildes als steinernes Relief außen an der Kirche angebracht, damit auch jene auf ihre Kosten kamen, für die kein Platz mehr im Kirchenraum frei war.

Das Unterhachinger Heimatmuseum hat am Tag des offenen Denkmals geöffnet von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Am Vor- und am Nachmittag, so rechnen die Veranstalter, werden sie maximal je 80 Kinder in vier Gruppen betreuen können. Zumal die Museumstruppe ausreichend Bastelmaterial besorgen muss, werden Interessenten um eine Anmeldung gebeten, per E-Mail an denkmaluhg@posteo.de.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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