Oberschleißheim:Volle Klangkraft

Lesezeit: 2 min

Die neue Kultursaison swingt vielfältig

Von Udo Watter, Oberschleißheim

Der kulturelle Gegensatz zwischen Stadt und Provinz mag im Zuge von Digitalisierung und Globalisierung geringer sein als früher. Es gibt aber immer noch viele kleine Unterschiede und Gelegenheiten für Missverständnisse. Martin Frank, Landwirtssohn aus Hutthurm im Landkreis Passau, zelebriert diese in seinem kabarettistischen Soloprogramm "Alles ein bisschen anders - Vom Land in d'Stadt" genüsslich-boshaft durch. Und wo wäre die Stadt, in dem Fall München, urbaner als in der U-Bahn, einem Verkehrsmittel, das es wohl nie bis in den Bayerischen Wald schaffen wird. Wenn Franks Alter Ego dort zu Stoßzeiten, den Erziehungsregeln seiner Oma folgend, alle Passagiere mit "Grüß Gott" begrüßt, erntet er nur kollektives Empörungs- und Fluchtverhalten. "Dass ma in der U-Bahn ned so gern redet, hab ich schon gelernt", sagt er. Diese und andere Erfahrungen wird er am Freitag, 15. September, in Oberschleißheim in der Gaststätte zum Phönix präsentieren. Der Niederbayer, der sich durch ein frech-charmantes Mundwerk auszeichnet, eröffnet damit gleichzeitig die neue Kultursaison in Oberschleißheim.

Weniger scharfzüngig und frotzelnd, dafür gefühlvoll und innig dürfte sich Alexandre Zindel bei seinem Konzert am 8. Oktober im Festsaal des Restaurants Kurfürst präsentieren. Der 1971 geborene Musiker ist Autoharpspieler und Sänger und er wird in Oberschleißheim sein Programm "Le Coer fait Boum" vorstellen. Die Autoharp ist eine 36-saitige Kastenzither, die seit dem späten 19. Jahrhundert vorwiegend in den USA in der Folk-Musik verwendet wird und die Klangkraft von zwei Gitarren entfalten kann, aber auch das zarte Piano der alpenländischen Zither. Zwei Tage später beehrt ein schreibender Priester die Gemeinde. Der "Krimipfarrer" Felix Leibrock wird unter dem Motto "Der Mörder ist selten der Gärtner" aus seinem neuen Roman "Schattenrot" lesen. Leibrock, der das Evangelische Bildungswerk München leitet, Seelsorger bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei ist und neben Kriminalromanen auch Libretti schreibt, wird an diesem Abend im Bürgerzentrum auch in andere Krimiwelten entführen: Der predigterfahrene Autor nimmt die Gäste mit auf eine literarische Reise von Agatha Christie bis Stephen King. "Ich habe als Pfarrer eine Grundeinstellung zum Thema Gewalt", erklärte Leibrock in einem Interview. "Ich glaube, der Mensch ist per se nicht gewalttätig." Die Gründe, warum sich Gewalt aber doch so oft entlade? Gier, Ausgrenzung, Demütigung oder Provokation.

Am 20. Oktober gastiert der Pianist und Komponist Max Greger junior mit seinem Quartett im Bürgerhaus. Der Sohn des legendären Bandleaders Max Greger gilt als arrivierter Jazz-Pianist, der viele Stilrichtungen beherrscht. Er und seine erfahrenen Bandpartner präsentieren ihr Programm "Swing forever".

Dem mutmaßlich grauen November setzt das Kulturteam Oberschleißheim eine Reihe von musikalischen Veranstaltungen entgegen. Der Gesangsverein Germania Schleißheim hat zu seiner 130-Jahr-Feier den Schwarzmeer-Kosakenchor unter Peter Orloff eingeladen (4. November). Maria Anastasia Hörner (Klavier) und Philipp Menke (Violine) konzertieren einen Tag später mit Werken von Ravel und Prokofjew im Kultur-Café am Huppwald, und der Pfarrverbandschor präsentiert Ende des Monats Werke von Bach und Vivaldi in Maria Patrona Bavariae. Dazu gibt es am 12. November ein Babykonzert mit der Kammerphilharmonie Dacapo.

In der Adventszeit veredelt der Gospelchor Gospels at Heaven die stade Zeit und es gibt den Schleißheimer Advent an der Flugwerft. Zum Finale der Spielzeit zeigt im Januar Kabarettist Christian Springer sein Programm "Trotzdem" im Bürgerzentrum. "Eine breit gefächerte, kulturelle Vielfalt", lobt Oberschleißheims Bürgermeister Christian Kuchlbauer das Programm. Und freut sich, dass die Gemeindebürger diese Erlebnisse in "heimischen Gefilden" genießen können, und dafür nicht "extra in d' Stadt fahren müssen". Obwohl man sich als Oberschleißheimer dort vermutlich geschmeidiger bewegt als einer, der gerade frisch aus dem Bayerischen Wald kommt.

Kartenvorverkauf bei Schreibwaren Heckenstaller, Am Stutenanger 6, Telefon 089/31 51 922 sowie bei Schreibwaren am Schloss, Freisinger Straße 11, Telefon 089/31 50 103; auch Reservierungen sind möglich unter 089/31 50 103.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: