Oberschleißheim:Jugendstilvilla weckt Interessen

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Ein Idyll ist die Villa, die aus den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts stammt, mit ihrem großen Garten auch heute noch. (Foto: Robert Haas)

Bauträger hat Pläne für Grundstück an der St.-Margareten-Straße in Oberschleißheim

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Es muss eine einzigartige Idylle gewesen sein in den 1920er Jahren im Haus Nummer 151 in Oberschleißheim. Diesseits der Bahnlinie standen damals vielleicht ein, zwei versprengte Bauernhöfe in der weiten Flur, aber eine Besiedelung gab es noch nicht. Heute liegt das im Jugendstil erbaute Gebäude an der St.-Margareten-Straße 10 inmitten des Ortes, umgeben von dichter Bebauung an Isarbach und Margarethenanger und der gegenüber beginnenden Ertlsiedlung. Nach annähernd hundert Jahren verwunschener Lage im großen eingewachsenen Garten steht jetzt die Zukunft des Hauses zur Debatte - und mehr noch des großen Gartens.

Ein Vorschlag eines Bauträgers für eine Bebauung liegt schon mal im Rathaus bei den Akten. Darin bleibt vom lang gezogenen Garten entlang des Isarbachls wenig übrig, Reihenhäuser nutzen dort den Bauraum weidlich aus. Allerdings braucht sich die Gemeinde mit privaten Bauplänen vorerst nicht zu befassen: Der Freistaat Bayern hat das Anwesen erworben. Über ein vertraglich festgeschriebenes Vorkaufsrecht hat das Land die Immobilie kassiert, bevor sie auf den freien Markt gekommen wäre.

Was der Staat mit dem Anwesen vor hat, ist noch völlig offen, umso mehr, als auch zur Diskussion steht, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Das Landratsamt hat die nötigen Vorschläge eingebracht, eine Bewertung durch das Landesamt für Denkmalpflege steht noch aus.

Die Kenntnisse über das Haus sind spärlich. Aktenkundig wurde es erstmals 1929 im Eigentum eines Franz Kellerer. Ob dies auch das Baujahr ist, müssten gegebenenfalls Untersuchungen zeigen. Für die Ortsgeschichte erlangte es in einer Episode Bedeutung, als in der Villa die ersten Bankgeschäfte am Ort getätigt wurden. Gertraud Siegel, die Kassiererin der Raiffeisengenossenschaft, lebte hier und führte im eigenen Wohnzimmer die Bankgeschäfte, bis in den 1950er Jahren die erste Geschäftsstelle der Raiffeisenbank an der Mittenheimer Straße eröffnet wurde.

In Unkenntnis des vertraglichen Zugriffsrechts durch den Freistaat hatte sich dem Vernehmen nach hinter verschlossenen Türen auch der Oberschleißheimer Gemeinderat mit einem Kauf des Objekts befasst, dies aber verworfen. Dennoch soll das Schicksal des Gebäudes nicht unbeachtet bleiben. Peter Benthues (CSU) hatte im Gemeinderat gefordert, "den Fuß irgendwie hineinzubekommen" und eine öffentliche Nutzung anzustreben. Gaby Hohenberger (Grüne) möchte unbedingt erreichen, dass das Haus unter Denkmalschutz gestellt wird - um es für die Nachwelt zu erhalten.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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