Oberhaching:Schwieriges Pflaster

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Auch mit hohen Absätzen kann man schon mal stecken bleiben auf dem Kirchplatz. (Foto: Claus Schunk)

Der Kirchplatz in Oberhaching wurde Anfang der Neunzigerjahre mit Granitsteinen aufgehübscht. Die sind allerdings ein Problem - nicht nur für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator. Deshalb werden sie jetzt wieder entfernt

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Auf den ersten Blick ist der Kirchplatz in Oberhaching ein nettes Fleckchen in der Gemeinde, hübsch rausgeputzt, mit der Kirche Sankt Stephan auf der einen, kleine Geschäften auf der anderen Seite, einer Wirtschaft nebst Bürgersaal und sogar einem Maibaum in der Mitte. Anfang der Neunzigerjahre hat die Gemeinde diesem zentralen Platz nach einem Umbau sein heutiges Gesicht gegeben und mit feschen Granitsteinen statt langweiligem Asphalt den dörflichen Charakter des Areals betont. Nur hat man inzwischen festgestellt: So richtig praktisch ist dieser Belag nicht. Die Granitsteine haben seit Jahren einen hohen Reparaturbedarf, sind lärmintensiv und für Gehbehinderte gänzlich ungeeignet, weil sie mit Rollstuhl oder Rollator in den Ritzen hängenbleiben.

Jetzt soll der Kirchplatz wieder umgebaut werden. Der Bauausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig für eine Generalsanierung und Neugestaltung mit behindertengerechter Oberfläche gestimmt. Etwa zwei Millionen Euro wird das die Gemeinde kosten. Allerdings haben sich die Ausschussmitglieder darauf verständigt, sukzessive die Sache mit den nervigen Steinen dort in Ordnung zu bringen. Zumal auch noch die Fernwärme verlegt werden muss und auch bei der Erneuerung der Hauptwasserleitung dringender Handlungsbedarf besteht. Immerhin ist diese inzwischen 117 Jahre alt. "Wir werden das scheibchenweise umsetzen", sagte Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) und versprach: "Ziel ist es, den Kirchplatz nicht komplett zu sperren." Was die Gemeinde anschließend mit den Granitsteinen anfängt, ist noch unklar. Sollen wir sie bei Ebay verkaufen oder können wir die noch brauchen, lautete daher die Frage in der Sitzung. "Sie sind schwierig zu verlegen und können nur dort eingesetzt werden, wo keine Belastung draufkommt", sagt Bauamtsleiter Gerhard Jäger.

Der Kirchplatz ist allerdings nicht das einzige größere Straßenbauprojekt, das den Oberhachingern mittelfristig ins Haus steht. Auch die Sauerlacher Straße zwischen Jägerstraße und Bahndamm hält den Verkehrsbelastungen nicht mehr stand. Mehrfach wurde der Straßenunterbau bereits nachgebessert, doch donnern hier weiterhin die für diese Straße viel zu schweren Lastwagen durch. Laut Verwaltung lässt sich die Einhaltung der Tonnagebeschränkung nicht kontrollieren. Geplant ist daher eine zweispurige Talbrücke zur Querung des Gleißentals, um den innerörtlichen Verkehr besser abzuwickeln und die Zufahrtmöglichkeit zum Bahnhof Deisenhofen für die Linienbusse zu verbessern. So könnte eine Radwegverbindung im Bereich der jetzigen Fahrbahn hergestellt werden. Dass diese Pläne mit einem Eingriff in die Natur verbunden sind, weiß Schelle auch, "eine Querung geht nicht ohne Schmerz ab, aber ich weiß keine Alternative", sagte er, wenn man Geh- und Radwege fördern wolle, müsse man in den sauren Apfel beißen. Die Umbauten an der Sauerlacher Straße werden für Oberhaching vor allem dann interessant, sollte die Gemeinde den Zuschlag für die neue Realschule und die Fachoberschule im südlichen Landkreis bekommen. Der neue Schulcampus soll dann bekanntlich westlich des Bahnhofs Deisenhofen gebaut werden. Laut einer groben Schätzung der Verwaltung müsste die Gemeinde etwa fünf Millionen Euro in das Brückenbauwerk über das Gleißental investieren.

In diesem Jahr steht allerdings zunächst einmal Teil drei des umfangreichen Umbaus der Münchner Straße an. Hier wird es erneut im Sommer eine mehrwöchige Sperrung geben, um nun auch den zweiten Abschnitt zu sanieren und mit neuem Geh- und Radweg auszubauen. Gerne würde die Gemeinde im Bereich vor der Grundschule Tempo 30 einführen. Das Landratsamt konnte hierzu jedoch noch keine Entscheidung treffen. Zwar wurde inzwischen die Straßenverkehrsordnung so geändert, dass ein solches Tempolimit leichter möglich ist. Bisher mussten Umfallschwerpunkte nachgewiesen werden. Allerdings fehlen für eine Umsetzung noch die Verwaltungsvorschriften.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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