Neubiberger Rathausplatz:Selbst ausgebootet

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Der Gemeinderat vergibt die letzte Möglichkeit, bei der Bebauung weiter mitzureden.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Der Gemeinderat Neubiberg hat eine Chance vertan: Er wird wohl keinen Einfluss mehr auf die Bebauung des Grundstücks am Rathausplatz 1 nehmen können. Dort soll unter anderem das bestehende Ärztezentrum passende Räume bekommen. Wie es aussieht, hat sich der Planungsausschuss mit einer Mehrheit aus CSU, Grünen und SPD-Gemeinderat Gregor Röslmaier in der Sitzung am Montag einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Eigentlich hätte über das weitere Vorgehen im Bebauungsplanverfahren gesprochen werden sollen. Axel Blumenröther, Vertreter des Investors FM Management Projekt Neubiberg GmbH, hätte eine neue, inzwischen fünfte Planvariante erläutern wollen. Doch auf Antrag des CSU-Gemeinderats Thomas Pardeller hin wurde der Tagesordnungspunkt abgesetzt. Kritikpunkt war die angeblich kurzfristige Vorlage der neuen Unterlagen. Sowohl bei den Anwohnern als auch beim Investor rief die Entscheidung Kopfschütteln hervor. Der Investor wird nun, wie er bestätigt, einen Bauantrag nach den neuen Plänen einreichen, der mit großer Wahrscheinlichkeit im Bauausschuss behandelt wird, bevor der Planungsausschuss sich Ende Januar erneut trifft.

Nach den neuen Plänen würden die bestehenden Gebäude des Medizinischen Versorgungszentrums im Norden und Süden des Grundstücks saniert. Im südlichen Gebäude würde die Kinderarztpraxis untergebracht. Auch das Seniorenzentrum hätte in dem Maß Platz, wie sich die Gemeinde das gewünscht hat. Entlang des Rathausplatzes würde ein Gebäude entstehen, in dessen Erdgeschoss die Altenbegegnungsstätte auf 400 Quadratmetern untergebracht würde. Im ersten Stock und im Dachgeschoss würden Wohnungen entstehen. Der Rest des Grundstücks würde mit Doppel- und Einfamilienhäusern bebaut.

Ende November hatte eine weitere Fraktionssprecherrunde keinen Kompromiss gebracht. Stattdessen wurden neue Forderungen an den Investor formuliert, deren Umsetzung dieser aber für unwirtschaftlich hält. Daraufhin setzte sich Investoren-Vertreter Blumenröther mit Hilfe eines neuen Architektenteams erneut hin und versuchte, mit einem neuen Plan "allen Bedürfnissen gerecht zu werden". Umso weniger kann er die Entscheidung des Ausschusses verstehen. "Das war ein Niveau, das kaum noch zu unterbieten war."

"Die Entscheidung ist völlig grotesk."

Pardeller kritisierte in der Sitzung, dass er die neuen Unterlagen erst am Montagnachmittag erhalten habe und daher keine Zeit bestanden habe, diese in der Fraktion zu beraten. Dem schlossen sich Kilian Körner (Grüne) und Röslmaier an, wobei letzterer den Erhalt der Pläne auf Freitag datierte. Bürgermeister Günter Heyland von Neubibergs Freien Wählern konnte sie auch mit dem Hinweis nicht überzeugen, dass der Ausschuss nur vorberatend sei und sie die Pläne nur zur Kenntnis nehmen müssten. Der Investor solle doch die Möglichkeit erhalten, diese vorzustellen. Blumenröther sagte der SZ, er habe allen Fraktionen die neuen Pläne am Freitag zukommen lassen. Nur eine Klarstellung bezüglich der Zwölf-Meter-Baulinie habe er den Gemeinderäten am Montag geschickt.

"Die Entscheidung ist völlig grotesk", sagte Bürgermeister Heyland nach der Sitzung. Der Investor könne die Pläne auch als Bauantrag einreichen. So habe sich der Gemeinderat der Möglichkeit der Mitgestaltung beraubt. Das einzig Positive, das Heyland sieht: "Was da ausgearbeitet wurde, entspricht in hohem Maße den Wünschen der Bürgerinitiative." Was die Motive für die Entscheidung angeht, ist sich Heyland ohnehin sicher. "Sie wollen Erfolge verhindern. Das ist Wahlkampf", kritisierte er

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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