Wer sich offenen Auges auf die vielfältigen Spuren der Schönheit begibt, für den kann die Welt gar nicht groß genug sein. Oder, um mit Kurt Tucholsky zu sprechen: "Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an." Freilich - sie nur anzusehen, reicht den meisten Menschen schon lange nicht mehr, Attraktionen zu fotografieren und als optisches Souvenir mitzunehmen, ist schon lange eine Pflichttugend des Reisens und im Zeitalter von Digitalfotografie und sozialen Netzwerke scheint das Bild von einem Erlebnis ohnehin oft wichtiger als das Erlebnis selbst.
Nun, anspruchsvolle Fotografie behauptet aber gerade in einer immer beliebiger werdenden (und technisch nahezu perfekten) Bilderflut einen wichtigen Platz - ein mit der Kamera geschossenes Kunstwerk braucht quasi als Kontrast zum visuellen Massenprodukt einen optischen Verständnishorizont, auf dessen Grundlage es entstanden ist.
In der Neubiberger Galerie Galliani sind derzeit solch elaborierte Blickfänge zu sehen: "What a Beautiful World. Ansichten von Europa bis Asien im klassischen Reisefoto" heißt die Ausstellung mit Werken von Günter Gräfenhain. Die Maxime des Reisefotografen: die Destinationen und Monumente so schön wie möglich und in idealem Licht darzustellen, allerdings unter Verzicht auf stark verfremdende Effekte bei der Bildbearbeitung. Die Kunst dabei ist es, der Kitschgefahr zu entgehen und die Schwelle zum Hochglanz vielleicht zu touchieren, aber nicht zu überschreiten. Günter Gräfenhain, 1948 im niedersächsischen Rotenburg (Wümme) geboren, arbeitete nach abgebrochenem Jurastudium zunächst als Pressearchivar im Axel-Springer-Verlag und absolvierte gleichzeitig Lehrgänge in Großbildfotografie und Lichttechnik. Anschließend war er sieben Jahre lang auf dem ersten Fernsehtraumschiff MS Vistafjord leitender Bordfotograf. Daraus resultierte der Wunsch, die Schönheiten der Welt intensiver zu erleben und perfekt abzubilden. Später war er fester Mitarbeiter bei einer Bildagentur. Als Reisefotograf zieht es ihn vor allem zu den Schönheiten Europas vom Nordkap bis Sizilien, aber auch in den ferneren Osten nach Asien: Von der Seidenstraße bis zu den buddhistischen Ländern im Himalaja und Südostasien liegen seine Schwerpunkte. Die Exponate in Neubiberg bilden eine malerische Reise zu einigen der schönsten Flecken der Erde ab.
Die Ausstellung in der Galerie Galliani, Hauptstraße 55, dauert bis zum 28. Februar, Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung (089/66617810).