Neubiberg:Kommunalpolitik als Familientradition

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Neues Gesicht im Gemeinderat: Andrea Bernatowicz bei der Vereidigung durch Bürgermeister Heyland. (Foto: Bardehle)

Andrea Bernatowicz sitzt für die Grünen im Gemeinderat - so wie früher ihr Mann

Von Daniela Bode, Neubiberg

Sie ist groß, trägt einen lockeren Dutt und wirkt ruhig und besonnen, als sie in der Gemeinderatssitzung bei Bürgermeister Günter Heyland steht und ihren Eid ablegt. Andrea Bernatowicz ist am Montag als Gemeinderätin für die Grünen in das Gremium berufen worden. Sie folgt Ulrike Dowie nach, die aus familiären Gründen ihr Amt niedergelegt hat. Sie übernimmt auch ihre Ausschusssitze, also etwa im Haupt- und Finanzausschuss.

"Ich habe mir das reiflich und reichlich überlegt", sagt sie. Das glaubt man ihr sofort. Ohnehin ist kommunalpolitisches Engagement für sie Familientradition. "Mein Vater war lange im Stadtrat von Essen. Meine Mutter war gewerkschaftlich sehr aktiv", erzählt Bernatowicz. Aber nicht nur die Familientradition treibt sie an, sie empfindet auch eine Art Verantwortung. Sie will nicht pathetisch klingen, wenn sie sagt: "Mir geht es ausgezeichnet, wir leben auf einer Insel. Ich möchte auch etwas zurückgeben. Das finde ich wichtig." Die Art von Gesellschaft, die nach dem Krieg aufgebaut wurde, lebe von der Partizipation der Menschen.

Andrea Bernatowicz lebt seit 1992 mit ihrer Familie in Unterbiberg. Sie kennt also die Gemeinde gut, zumal hier auch ihre drei Kinder groß geworden sind. Der jüngste Sohn macht nun sein Abitur. Auch dürfte sie es gewohnt sein, offen für verschiedene Sichtweisen zu sein. "Wir leben eine Mehrkulturehe. Mein Mann ist aus Polen", sagt sie. Und sie lebten die beiden Kulturen auch, sagt die promovierte Chemikerin.

Es gibt einige Themen, für die sich die 57-Jährige einsetzen möchte. Beispielsweise für gut ausgebaute Radwege. Schließlich fährt sie selbst jeden Tag von Neubiberg zur Technischen Universität München. Dort ist sie in Vollzeit im Hochschulmanagement im Bereich Diversity und Talentmanagement tätig. Dabei geht es auch um Gender-Fragen, also die Gleichbehandlung von Männern und Frauen - ein weiteres Thema, das Bernatowicz am Herzen liegt und sie "seit der Schule beschäftigt". Gleiche Teilhabe sei ihr sehr wichtig, auch wie viel Freiraum Frauen hätten. In Neubiberg seien sie nicht zuletzt wegen des guten Kinderbetreuungsangebots auf einem relativ hohen Niveau.

Ebenso möchte die neue Gemeinderätin sich in der städtebaulichen Entwicklung der Gemeinde und der Umwelterhaltung einbringen. Als die Familie 1992 herzog, sei Neubiberg noch recht verschlafen gewesen, locker bebaut, viel grün. Nun kämen viele Menschen, es werde immer mehr gebaut. "Ich finde es wichtig, genau hinzuschauen, dass das Ganze im Gleichgewicht bleibt", sagt sie. Gleichzeitig ist es ihr wichtig, eine Gemeinde zu gestalten, die die Bedürfnisse aller Generationen berücksichtigt.

Sollte Andrea Bernatowicz Fragen in kommunalpolitischen Dingen haben, kann sie sich an ihren Mann Christoph wenden. Der saß von 2010 bis 2013 selbst im Neubiberger Gemeinderat, legte aber dann sein Amt nieder, da er einen Bauernhof in Polen betreibt und dieser seine Anwesenheit erfordert. Andrea Bernatowicz hält quasi hier die Stellung. Welche Spuren sie im Gemeinderat hinterlassen wird, wird sich zeigen. Bürgermeister Heyland von den örtlichen freien Wählern sagte bei der Begrüßung jedenfalls, dass er sich auf neue Ideen freue.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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