Neubiberg:"Eine Fülle von Ungereimtheiten"

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Perlacher Lokalpolitiker bleiben bei ihrem Nein zur Biomasse-Anlage an der Grenze zu Neubiberg

Von Hubert Grundner, Neubiberg/Grasbrunn

Es ist ein Projekt, das die Nachbarn umtreibt und von denen manch einer jetzt schon die Nase gestrichen voll hat, obwohl dafür noch keine Baugenehmigung vorliegt. Die Rede ist von einer Biomasse-Anlage, den die Unternehmergruppe Werner von Grasbrunn an die Carl-Wery-Straße in Neuperlach verlagern will. Ziel ist es, auf dem rund fünf Hektar großen Areal - kurz nach der Einmündung der Rotkäppchenstraße in unmittelbarer Nähe zu Neubiberg - Bioenergie aus Biomasse zu gewinnen. Dies soll nach dem sogenannten Florafuel-Verfahren geschehen, wonach nahezu jede Art von feuchter Biomasse zu CO₂-neutralen Energieträgern beziehungsweise Brennstoffen aufbereitet werden kann. Geeignet zur Aufbereitung sind laut Florafuel AG unter anderem Gras und Feuchtwiesenschnitt, Straßenbegleitgrün, Laub, Silage oder Fermentierungsabfälle. Neben der Aufbereitung solcher biologischen Reststoffe ist zudem eine Kompostieranlage vorgesehen.

Diesen Plänen haben neben den Neubiberger Gemeinderäten die Lokalpolitiker im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach bereits im Juni aufs Heftigste widersprochen. Und an dieser Haltung hat sich auch nach dem Auftritt von Vertretern der Unternehmensgruppe im Unterausschuss Bauvorhaben nichts geändert. Im Gegenteil, für das Gremium ergaben sich "eine Fülle von Ungereimtheiten", wie dessen Vorsitzender Wolfgang Thalmeir (CSU) erklärte. Es blieben viele Fragen ungeklärt. In der Nachbarschaft bestehe eine große Unsicherheit. Die Anlage werde dort mit Nachdruck abgelehnt, so Thalmeir.

Der Bezirksausschuss hielt deshalb am Dienstagabend an seiner ablehnenden Stellungnahme fest. Zusätzlich griff Vorsitzender Thomas Kauer (CSU) eine weitere Anregung seiner Kollegen im Bauausschuss auf und erläuterte dem Referat für Gesundheit und Umwelt schriftlich, warum gegen das Vorhaben massive Bedenken bestehen. So hätten die Vertreter des Antragstellers keinerlei Aussagen zur erwarteten Lärmbelastung getroffen. Zweitens habe es geheißen, dass nur die bestehende Demonstrationsanlage aus Grasbrunn verlagert werden solle. Dazu passten jedoch nicht die 14 000 Tonnen Biomasse, die laut Antrag jährlich angeliefert werden sollen. Kauer weist in dem Brief darauf hin, dass das Grundstück durch die Anlage nicht vollständig ausgelastet würde. Insofern sei nicht auszuschließen, dass deren Erweiterung mittel- oder langfristiges Ziel sei, was wiederum zu mehr Lärm und Gestank in der Umgebung führen würde.

Fragwürdig ist aus Sicht des Bezirksausschusses auch die genannte Zahl von zehn Lkw-Fahrten pro Tag und wie dies zu den 14 000 Tonnen Biomasse passt, die jährlich angeliefert werden sollen. Vollends ins Grübeln brachten die Lokalpolitiker aber Aussagen von Vertretern der Unternehmensgruppe im Unterausschuss Bau: Dort hätten diese argumentiert, so Kauer, das vorrangige Ziel auf dem Grundstück sei Wohnbebauung, die jedoch vom Planungsreferat abgelehnt worden sei. Der Antragsteller sei bereits seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück und auch bereit, das Grundstück zu tauschen. Davon aber ist dem Bezirksausschuss nichts bekannt.

Weshalb das Gremium jetzt vom Kommunalreferat wissen will, ob ihm entsprechende Anfragen oder Angebote vorliegen oder es gar selbst ein Tauschgrundstück zur Realisierung der Biomasse-Anlage angeboten habe. Deren Kollegen vom Planungsreferat wiederum sollen erklären, ob es Anfragen für eine Wohnbebauung oder andere Nutzungen auf dem Grundstück gab. Und wenn ja, warum diese negativ beschieden wurden? Außerdem interessiert die Lokalpolitiker, welche Aussagen der Rahmenplan für den künftigen U-Bahnbetriebshof in punkto Wohnungsbau und neue Straßenführung trifft und wie sich das mit dem Projekt an der Carl-Wery-Straße verträgt.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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