Neubiberg:"Bücher sagen Willkommen"

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Johanna Hörmannsdorfer und ihre vier Kollegen in der Gemeindebibliothek kümmern sich um insgesamt 30 000 Medien vor Ort. (Foto: privat)

Johanna Hörmannsdorfer und ihre Kollegen haben in der Neubiberger Gemeindebibliothek ein besonderes Angebot für Flüchtlinge zusammengestellt. Es richtet sich nicht nur an die Migranten und ihre Kinder, sondern auch an Helfer

Interview von Daniela Bode, Neubiberg

Die Familie ist oft weit weg, das Zuhause gibt es nicht mehr, weil es im Krieg zerstört wurde. Außer ihrem Handy, ein bisschen Fußballspielen und der Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer haben die Flüchtlinge wenig, das ihren Alltag in den Unterkünften etwas bunter macht. Öffentliche Bibliotheken können ihnen etwas Abwechslung verschaffen. Die SZ sprach darüber mit Johanna Hörmannsdorfer, stellvertretende Leiterin der Gemeindebücherei in Neubiberg.

SZ: Inwieweit sind Bibliotheken wichtige Anlaufstellen für Flüchtlinge?

Johanna Hörmannsdorfer: Auf der einen Seite, weil sie viel Material zum Deutschlernen finden wie Sprachlern-CDs. Auf der anderen Seite, weil sie an den Hörstationen, also auf CD-Playern, auch CDs anhören können. Außerdem können sie in der Bibliothek Kontakt zu anderen aufnehmen. Es ist auch wichtig, einmal aus der Unterkunft herauszukommen. Über den oft freien Wlan-Zugang können sie ihre Familie kontaktieren, Online-Sprachkurse machen. Sie haben in Bibliotheken einfach Zugang zu Wissen und Information.

Was bietet die Bibliothek in Neubiberg speziell für Flüchtlinge an?

Wir haben Wörterbücher, einfache Lektüre und zweisprachige Bilderbücher für Kinder auf Deutsch und Arabisch. Wir haben natürlich auch DVDs im Angebot, die durch die mögliche Sprachauswahl und Untertitelung das Deutschlernen erleichtern können.

Haben Sie Ihr Angebot für die Flüchtlinge umgestellt oder erweitert?

Teils, teils. Wir haben schon viel in der Richtung im Bestand gehabt, weil auch die Volkshochschule hier im Gebäude einen Teil ihrer Räume hat und Sprachkurse anbietet. Wir haben aber auch gezielt aufgestockt. Eben bei den zweisprachigen Bilderbüchern, weil wir gehört haben, dass der Bedarf hier groß ist. Unter dem Motto "Bücher sagen Willkommen" haben wir ein eigenes Regal zu dem Thema eingerichtet mit den Medien, die wir dazu im Bestand hatten. Darauf können wir nicht nur Flüchtlinge gezielt hinweisen.

Gibt es bei Ihnen noch andere Medien, die sich speziell für Flüchtlingskinder eignen?

Bildwörterbücher, ein Kinderatlas aber auch Wimmelbücher. "Das große Deutschland-Wimmelbuch" zum Beispiel ist schön, um mit den Kindern zu sprechen.

Oft wollen sich auch die Helfer informieren, etwa zum Thema Deutschlernen, oder zu ihrer Arbeit mit den Flüchtlingen allgemein. Gibt es da passende Angebote?

Ja, manche leihen sich bei uns Sprachkurse aus, um sie ihren Schützlingen zur Verfügung zu stellen oder um sich einzulesen, bevor sie ihnen Deutsch beibringen. Seit kurzem haben wir ein Buch aus dem Herder-Verlag: Deutschland - erste Informationen für Flüchtlinge. Darin finden sich Alltagstipps, was man beachten muss, wenn man in Deutschland neu ist. Das Buch gibt es auf Deutsch mit arabischer Übersetzung. Eines haben wir als Präsenzexemplar und mehrere zum Mitnehmen als Infomaterial. Wir haben auch andere Broschüren wie zum Beispiel die Bürgerinformation der Gemeinde Neubiberg oder Informationen über den MVV. Das holen sich einige Ehrenamtliche, um es mit den Flüchtlingen durchzusprechen.

Sie haben auch englische und französische Medien, beides Sprachen, die viele Geflüchtete sprechen.

Ja, wir haben rund 450 englische und 270 französische Bücher. Von den Themen her ist das querbeet - vom Thriller bis zum Liebesroman.

Planen Sie das Angebot zum Thema Flüchtlinge noch zu erweitern?

Je nachdem, wie sich der Bedarf entwickelt, werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten reagieren.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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