Neubiberg:Ab ins Feierwerk

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Musikwettbewerb des Kreisjugendrings: Die Nachwuchsbands "The Largest Planet on Earth", "Unbekanntes Pferd", "The Broken Sticks" und "Dirty Old Spice" erspielen sich das Finale im Dezember in München.

Von Nadja Tausche, Neubiberg

Seit 1991 gibt es den Wettbewerb schon. Mit "Running for the Best" will der Kreisjugendring München-Land Talente entdecken und noch recht unbekannten Bands zu neuen Fans verhelfen. Neun Bands treten in diesem Jahr gegeneinander an, in Gräfelfing und Garching haben sie schon Konzerte gegeben. Am vergangenen Wochenende hat sich im Jugendzentrum Gleis 3 in Neubiberg schließlich entschieden, wer ins Finale des Wettbewerbs kommt und somit im Dezember im Feierwerk in München auftreten darf.

"In der Branche Fuß zu fassen, ist schwierig", sagt Zuhörerin Mi. Ein Wettbewerb wie dieser erleichtere den Bands den Einstieg. Die 23-Jährige ist an diesem Samstag mit ihren Freundinnen aus München-Trudering nach Neubiberg gekommen und will vor allem Unbekanntes Pferd hören, eine Band, die sie kennt. Und die Musiker legen dann auch gleich richtig los. Zwei E-Gitarren, ein Schlagzeug, Alternative Rock.

Getanzt wird auch

"Bevor wir weitermachen, wird erst mal diese Sicherheitszone hier aufgelöst", schreit der Sänger nach dem ersten Lied und lässt die Fans näher an die Bühne treten. Der kleine Raum ist gut gefüllt, die Wände sind voller Graffiti, in der Ecke steht ein Einkaufswagen. Das Publikum ist bunt gemischt. Eine kleine Gruppe tanzt schon beim ersten Lied mit, drei Mädchen machen ein Selfie, ein älteres Ehepaar steht weiter hinten und beobachtet die Band.

Es ist ihr erster Wettbewerb, wie die drei Mitglieder von Unbekanntes Pferd später erzählen. "Das Gute ist, dass dieser Wettbewerb nicht kommerziell ist", meint Sänger Hans Olo, 26. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben müssten die Bands hier nichts zahlen und nicht in Vorkasse gehen, das sei gut, finden die Bandmitglieder. Sie machen vor allem mit, um Konzerte zu geben. Aber der erste Preis wäre schon auch toll, meint der mit dem Künstlernamen Luca Davis, 20.

Denn der Gewinner bekommt einen 500-Euro-Gutschein für ein Musikhaus, die anderen drei Finalisten jeweils einen Gutschein über 100 Euro. Außerdem können die Finalisten einen Auftritt auf dem Marienplatz gewinnen und die Teilnahme an einem Workshop. Organisiert wird der Wettbewerb vom Arbeitskreis Jugendkultur, Musik und Medien des Kreisjugendrings München-Land. Den ersten Preis zu vergeben, das sei allerdings zweitrangig, sagt die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Projektleiterin Carina Lange. "Wir wollen, dass sich die Bands weiterentwickeln." Man müsse sich überlegen, was man mit so einem Wettbewerb erreichen will, so Lange: "Will man nur einen Gewinner finden oder wirklich Talente fördern?".

Sechs Bands treten an diesem Wochenende gegeneinander an, drei am Freitag, drei am Samstag. Vier davon kommen ins Finale. Wer die vier sind, dürfen die Zuhörer genauso wie die drei Mitglieder der Jury entscheiden. Zählten bis 2016 noch beide Seiten gleichberechtigt, hat seit diesem Jahr die Stimme der Juroren ein Gewicht von 75 Prozent. Denn nur weil eine Band viele Fans mitbringe, heiße das nicht, dass sie wirklich besser sei als die anderen, sagt Lange. "Bei der Jury haben wir darauf geachtet, drei Perspektiven dabeizuhaben: eine musikjournalistische Perspektive, eine Marketing-Perspektive und die eines Musikers", erklärt Lange.

An diesem Abend ist Martin Aigner vom Aus- und Fortbildungsradio M 94,5 als Juror dabei. "Wenn mir eine Band besonders gefällt, würde ich schon zu denen hingehen", sagt er. Die Band könnte dann zum Beispiel live bei ihnen im Radio spielen oder ein Interview geben. Auch Jurorin Lulu Graetz vom Kreisjugendring München-Stadt könnte sich vorstellen, eine der Bands anzusprechen: Sie und ihr Team organisieren die Buchungen für das "Oben Ohne Festival", das in jeden Sommer auf dem Königsplatz in München stattfindet. "Eventuell könnte man überlegen, eine der Bands ins Line-up aufzunehmen", sagt Graetz.

Die Bands wollen neue Fans finden

Für sie sei vor allem wichtig, neue Fans zu finden, sagen die Mitglieder der Band The Largest Planet on Earth. Seit eineinhalb Jahren gibt es die Unterhachinger Formation, sie tritt am Samstagabend als zweite Band auf. Das Schlagzeug dröhnt, zwei E-Gitarren dazu, einer der Jungs singt. Der Raum füllt sich langsam wieder mit Leuten. Am Ende des Abends werden alle Stimmen ausgezählt: The Largest Planet on Earth kommt weiter, ebenso wie Unbekanntes Pferd. Sieger vom Freitag und damit im Finale sind The Broken Sticks und Dirty Old Spice. Diese vier Bands spielen im Dezember im Münchner Feierwerk vor 200 Zuhörern - einer Kulisse, die weitaus größer ist als in Neubiberg, als es laut Lange pro Abend etwa 50 Besucher waren.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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