Nachwuchsautorin aus Garching:Ein großes Abenteuer

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Aylin Leonhard mit ihrem Buch "Die Krokodilinsel", dessen Cover mit ihrem eigenen Konterfei geschmückt ist. Für eine Fortsetzung fehle ihr im Moment die Zeit, sagt Aylin. (Foto: Robert Haas)

Die zwölfjährige Aylin Leonhard hat ein Kinderbuch geschrieben und mit Hilfe der Künstlerin Kornelia Buchta illustriert. Am Freitag liest die Gymnasiastin in der Stadtbücherei ihre Geschichte von vier Jungs auf der Krokodilinsel vor.

Von Gudrun Passarge, Garching

Wer Aylin Leonhard besucht, bekommt mindestens gleich drei Geschichten geliefert. Da ist zuerst Aylin, die mit elf Jahren das Kinderbuch "Die Krokodilinsel" geschrieben und illustriert hat. Dann ist da ihre Mutter Despina Leonhard, die sie ermunterte und von deren Erfahrungen als Buchautorin sie profitiert hat, und schließlich gehört noch ein alter Freund der Familie dazu. Samsamoddin Rajaei betreibt seit 2015 den Sturnus-Verlag und hatte "spontan beim Kaffeetrinken" zugesagt, Aylins Geschichte herauszubringen, eine Geschichte, in der vier Jungs ein großes Abenteuer erleben - auf der Krokodilinsel.

Die Aylin, die vom Buchcover lächelt, schaut noch ganz anders aus als der Teenager, der auf der dunkelroten Couch sitzt, gelegentlich die große schwarze Brille an ihren Platz rückt und lebhaft erzählt. Aylin ist mittlerweile zwölf Jahre alt, besucht die sechste Klasse im Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching und spielt in der Band "Green Beans" den E-Bass. Immer wieder muss sie beim Erzählen die langen Haare nach hinten streichen. Die Krokodilinsel war eigentlich ein Schulaufsatz in der vierten Klasse. "Du bist eine klasse Autorin", hatte ihre Lehrerin Antonia Zeisner darunter geschrieben. "Sie war eine Super-Lehrerin, sie hat mich immer gelobt und mir Mut gemacht", sagt Aylin.

Die Idee jedoch, aus dem Aufsatz ein Buch zu machen, kam von ihrer Mutter. Despina Leonhard wollte etwas gegen die Langeweile ihrer Tochter unternehmen, und Aylin fand den Vorschlag gar nicht so abwegig, zumal sie auch gerne zeichnet. Doch für die Buchillustration holte sie sich professionelle Hilfe bei der Garchinger Künstlerin Kornelia Buchta. Zusammen entwickelten sie ein Konzept und Aylin machte sich daran, Bild für Bild, es umzusetzen.

Aylin schreibt auch für die Münchner Kinderzeitung

Geschichten zu schreiben ist für Aylin offenbar ganz normal. "Ich bin sehr fantasievoll", sagt sie. Ständig denke sie sich etwas aus, was wohl wäre, wenn sie allein im Urwald überleben müsse, oder ähnliches. Sie schreibt auch Geschichten für die Münchner Kinderzeitung. Ihr Buch nun handelt von einer Schatzinsel und von vier Jungs, die den Schatz finden. Die Bilder dazu habe sie gerne gemalt, berichtet sie. "Aber es war ziemlich anstrengend mit dem Layout." Immer wieder habe es Änderungen gegeben und sie musste sagen, ob es so passt. Witzig ist die Idee, hinten im Buch alle Figuren noch einmal extra aufzuführen mit einem launigen Text und der Aufgabe, nachzuzählen, wie oft sie auf den Bildern dargestellt sind. Wie die Riesenameise Hari oder der Vogel Frederike: "Sie wurde im falschen Moment gezeichnet, deshalb ist es ihr peinlich, etwas über sich zu erzählen", hat Aylin daneben geschrieben. Die Mutter findet diese Idee gut. "So habe ich meine Tochter noch besser kennengelernt.

Sie hat mich wirklich überrascht", sagt Despina Leonhard, die selbst in der Managementberatung arbeitet. Sie hat ihre Tochter zu dem Projekt ermutigt und betont, es sei doch viel Arbeit reingeflossen. "Die Sommerferien sind dabei draufgegangen." Aber sie findet es wichtig und sieht Aylins Arbeit auch als Signal für andere Kinder, dass so etwas möglich ist. Allerdings habe Aylin auch von ihren eigenen Erfahrungen profitiert, sagt die Mutter. "Dadurch hat das Ganze eine gewisse Leichtigkeit bekommen." Immerhin hatte sie zuvor an einem eigenen Buchprojekt gearbeitet.

Die Mutter hat in einem Buch "Das Märzchen" vorgestellt

Die gebürtige Rumänin hat "Das Märzchen" vorgestellt, eine Legende und ein Brauch, der in Rumänien und einigen anderen Ländern am ersten März große Bedeutung hat. An diesem Tag verschenken die Menschen kleine Amulette an rot-weißen Bändern an andere Menschen, die sie lieben oder schätzen. Seit dem 6. November 2017 gelte dieser Brauch sogar als Weltkulturerbe, erzählt die Mutter. Despina Leonhard hat das Buch geschrieben, weil sie den Brauch den Kindern vermitteln wollte und feststellte, dass es nichts darüber gab. Sie hat vor elf Jahren die Münchner Schule für rumänische Sprache und Kultur gegründet, dort können die Kinder einmal in der Woche die Sprache üben und mehr über das Land und seine Kultur erfahren. Das Buch werde gerade auch auf rumänisch-englisch übersetzt. Auch Aylins Buch soll bald ins Rumänische übertragen werden, von einer Schülerin des deutschen Gymnasiums in Bukarest.

Verleger Samsamoddin Rajaei, der aus Iran stammt, kennt Despina Leonhard schon seit ihrem Studium in Deutschland. Eigentlich verdient er sein Geld als Informatiker, "der Verlag ist eher ein Hobby", sagt Rajaei, der hauptsächlich iranische Autoren und solche mit Migrationshintergrund verlegt und auch selbst schon einen Roman geschrieben hat. Die Krokodilinsel passe trotzdem in sein Portfolio, weil er auch Kinderbücher iranischer Autoren vorweisen kann. Und sollte Aylin eine Fortsetzung planen, wird er auch diese herausbringen. Sie habe das fest vor und habe es einem Freund auch versprochen, sagt Aylin, nur die Zeit fehle ihr momentan. Die Gestaltung fürs Cover steht schon. Kornelia Buchta hatte vorgeschlagen, jedes Jahr ein Foto von Aylins Gesicht zu machen und es zu verfremden. Jetzt braucht die junge Autorin nur noch eine Geschichte.

Aylin Leonhard liest am Freitag, 16. Februar, um 10.30 Uhr in der Garchinger Stadtbücherei aus ihrem Buch "Die Krokodilinsel" vor. Kostenlose Karten gibt es an der Infotheke der Stadtbücherei, Telefon 089/320 89 211.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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