Muttertag:First Lady

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Mamma mia! Die SZ fragte bekannte Persönlichkeiten aus dem Landkreis nach ihrer Mutter. (Foto: imago/CHROMORANGE)

Vorbild, Vertraute, Verbündete - Prominente aus dem Landkreis erinnern sich an ihre Mütter

Ein Kind ohne Mutter ist eine Blume ohne Regen, besagt ein indisches Sprichwort. Doch zum Muttersein gehört viel mehr, als nur das Großziehen der Kinder. Für viele Menschen ist die eigene Mutter die engste Vertraute und wichtigste Verbündete, auch wenn sie selbst bereits lange erwachsen sind. Die SZ fragte bekannte Persönlichkeiten aus dem Landkreis München, was ihnen ihre Mutter bedeutet.

Toni Roiderer, 71, führt mit seiner Frau Christl in vierter Generation den Gasthof zum Wildpark in Straßlach, ist seit 1989 Wirt des Hacker-Zeltes auf dem Oktoberfest und seit 2002 Sprecher der Wiesn-Wirte. Der Gastronom über seine Mutter, die 2000 im Alter von 89 Jahren gestorben ist: "Meine Mutter behalte ich als ebenso strenge wie herzliche Frau in Erinnerung. Sie hat vier Kinder zur Welt gebracht, eines ist aber schon nach einigen Monaten gestorben. Sie war Wirtin, Metzgerin und Mutter - und das sieben Tage in der Woche. Für Freizeitvergnügen hatte sie keine Zeit.

Wiesn-Wirt Anton Roiderer aus Straßlach erzählt, dass seine Mutter für Freizeitvergnügen keine Zeit hatte. (Foto: Claus Schunk)

Meine Disziplin habe ich von ihr, sie hat uns das Arbeiten beigebracht. Der Beruf und vor allem die Familie sind ihre Hobbys gewesen. Meine Mutter war eine tolle Frau, die Fürsorge in Person und sieben Tage in der Woche für ihre Kinder da. Mehr Mama geht überhaupt nicht. Allerhöchsten Respekt vor dieser Leistung. Zum Muttertag hat sie von mir immer Blumen bekommen, aber als Wirt hat man halt gerade an solchen Tagen kaum Zeit. Deshalb haben wir mit ihr ein paar Tage später den Ausflug nachgeholt, meistens sind wir irgendwohin zum Kaffeetrinken gefahren."

Ruth Eder, 68, Autorin und SPD-Gemeinderätin aus Ottobrunn, über ihre 1992 verstorbene Mutter Hedda Eder: "Meine Mutter starb in meinen Armen: Wir standen das gemeinsam durch, wie wir es ausgemacht hatten. Nach langem Kampf hatte der Brustkrebs sie doch noch niedergerungen und ich war am Boden zerstört. Wir hatten seit der Geburt meiner Tochter Martyna in unserem Haus sehr harmonisch zusammengelebt. Meine Mutter war mir auch in dieser Lebensphase eine unentbehrliche, solidarische Beraterin, mitunter kritische Stimme und vertrauenswürdige Oma, die mir das Verfolgen meiner Berufslaufbahn als Autorin erst möglich machte.

Die Mutter starb in den Armen von Autorin Ruth Eder. (Foto: privat)

Wir hatten ein unverbrüchliches Schutz-und-Trutz-Bündnis. Mein Mann war beruflich oft wochenlang unterwegs. Schon deshalb war die Oma für uns unentbehrlich. Auch für meine Tochter stellte der Abschied von der geliebten Großmutter deshalb eine gewaltige Erschütterung dar. Meine Mutter ist jetzt fast 24 Jahre nicht mehr bei uns, aber ihr knochentrockener Humor und vor allem ihre bedingungslose Unterstützung in allen Lebenslagen fehlen mir bis heute. Zum Dank konnte ich ihr wenigstens mein Buch ,Ich spür noch immer ihre Hand - Wie Frauen den Tod ihrer Mutter bewältigen' widmen."

Franz Josef Himpsl, 61, Kopf der Unterbiberger Hofmusik, über seine 89-jährige Mutter Anna, die im Bayerischen Wald lebt, wo Himpsl herkommt: "Meine Mutter ist ein Kind, das vor dem Krieg geboren ist und während des Krieges als militärischer Arbeitsdienst gearbeitet hat. Sie hat sehr viel erlebt. Nach dem Krieg sind dann wir gekommen, wir fünf Kinder. Der Unterschied zu unserer Zeit ist: Die Überlebensstrategien haben alles überdeckt. Diese Einstellung hat sie uns weitergegeben. Das ist auch immer so geblieben. Der sichere Job war für sie das Wichtigste. Zuerst sollte ich Postbote werden. Dann bin ich Lehrer geworden und dann ist es doch noch einmal etwas anderes geworden. Trotz allem hat sie mir immer die Stange gehalten. Sie hat noch gelernt zu kämpfen, stark zu sein, egal, was kommt."

Hofmusiker Franz Josef Himpsl sagt, dass für seine Mutter Anna der sichere Job immer das Wichtigste gewesen sei. (Foto: N/A)

Sergio Miglietta, 56, Wirt der Osteria Italiana im Ayinger Ortsteil Peiß, erinnert sich an seine Mutter Filomena, die vor 19 Jahren im Alter von 78 Jahren gestorben ist: "Wenn ich an meine Mama denke, dann merke ich heute noch, dass mir die Hälfte meines Körpers fehlt. Sie war wie ein Feuer, das immer brennt, gemütlich, kuschelig, und wenn man in ihrer Nähe war, hat man diese Wärme gespürt. Mein Vater ist früh gestorben, einen Monat nach seinem Tod brachte meine Mutter das fünfte Kind zur Welt. Sie hat sich auf keinen neuen Mann mehr eingelassen, sondern ganz und gar auf uns Kinder konzentriert und auf unsere Schulbildung geschaut.

Sergio Miglietta erinnert sich an seine Mutter Filomena. (Foto: Claus Schunk)

Sie selbst war Analphabetin. Schon in aller Herrgottsfrühe ist sie raus aufs Feld, weil nach 10 Uhr bei dieser Hitze kein Arbeiten mehr möglich war. Aber bevor sie das Haus verließ, hat sie für uns schnell noch eine Tomatensoße mit vielen Knochen für die Pasta gekocht. Nun ja, manchmal ist die Soße versalzen, manchmal auch verbrannt gewesen, aber geschmeckt hat sie uns immer. Sie war streng, aber wollte uns nie wehtun, sie war stark, aber irgendwie doch auch schwach."

Ulrike Haerendel, 52, aus Garching, Studienleiterin für Soziales, Familie und Generationen, Geschlechter- und Gleichstellungsfragen und Geschichte an der Evangelischen Akademie Tutzing, über ihre Mutter Dina Haerendel: "Meine Mutter ist eine richtige Löwenmutter. Sie hat sich immer vor uns, ihre drei Kinder gestellt. Sie ist den Familienmitgliedern gegenüber immer loyal. Was ich sehr an ihr schätze, ist, dass sie mit 77 Jahren noch immer voller Elan ist, so frisch ist und das Leben anpackt. Sie engagiert sich in Garching im Helferkreis Asyl, sie war immer bereit, unsere Kinder zu beaufsichtigen, als sie noch klein waren.

Stadträtin Ulrike Haerendel schätzt, dass ihre Mutter Dina mit 77 Jahren noch immer voller Elan ist. (Foto: oh)

Sie hat auch immer gearbeitet. Sie war Lehrerin. Meine Mutter hat mich sehr geprägt, wahrscheinlich mehr, als ich manchmal bereit bin, zuzugeben. Wir beharren beide auf unseren Standpunkten, wir stürzen uns beide spontan in Dinge hinein. Wenn es zwischen uns zu Reibereien kommt, merkt man, dass das so ist, weil wir so ähnlich an die Dinge herangehen. Wir wohnen in der gleichen Straße, gerade habe ich wieder einen Kuchen von ihr im Kühlschrank vorgefunden. Das sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die uns meine Mutter bereitet."

Cornelius Claudio Kreusch, 47, Jazzpianist aus Ottobrunn, über seine Mutter Dorothée Kreusch-Jacob: "Meine Mutter ist der Ursprung meiner Liebe zur Musik, die zu meinem Leben wurde. Ihr Gefühl für die Kinder der Welt, das sie in ihre Lieder, Bücher, Aufnahmen, in ihre pianistische, pädagogische und therapeutische Arbeit legt, ist ein Geschenk. ,Ich schenk' dir einen Regenbogen' ist ihr bekanntestes Lied und ursprünglich als Muttertagslied auf Wunsch der Kinder und Eltern entstanden. Es wird mittlerweile bei jeder schönen Gelegenheit gesungen, bei der die Menschen sich mit Liebe beschenken."

Die Künstler Cornelius, Carolina und Johannes Kreusch erzählen, dass ihre Mutter viel mit ihnen musiziert hat. (Foto: privat)

Johannes Tonio Kreusch, 45, Bruder von Cornelius Claudio und Gitarrist: "Unsere Mutter hat mit uns Kindern, begleitet auf ihrer Gitarre, viel gesungen und musiziert. Dass ich später Gitarrist geworden bin, hat sicher mit diesen ersten musikalischen Erfahrungen zu tun. In der Tat habe ich dann auf dieser Gitarre meiner Mutter begonnen, das Gitarrenspiel zu erlernen. Unsere Mutter hat uns spielerisch an die Musik herangeführt und so den Weg für die Laufbahn geebnet, die meine Geschwister und ich eingeschlagen haben."

Carolina Camilla Kreusch, 37, Schwester von Cornelius und Johannes und Künstlerin: "Meine Mamuschka knüpft und fädelt fernab von dem Draußen-Leben in Büchern und Liedern ein feinfarbiges, durchsichtig dehnbares und starkes Netz für die Familie im Innenleben, hilft Wolken verrücken, Schneeflocken zählen und Sonnenstrahlen einfangen. Ich bin ein echter Glückspilz."

Manfred Schwabl, 50, ehemaliger Fußball-Nationalspieler aus Holzkirchen und heutiger Präsident der SpVgg Unterhaching, über seine Mutter Christiana, 76: "Ohne sie wäre ich vielleicht nie Profi geworden. Meine Mama hat mich gelehrt, nie aufzugeben, sondern immer zu kämpfen. Zum Beispiel, als ein Jugendtrainer meinte, ich sei zu klein, um im Nationalteam zu spielen. Ihr wurde auch nie etwas geschenkt, sie kam mit ihrer Familie als Vertriebene aus dem Riesengebirge nach Deutschland, ihre Mutter ist früh gestorben.

Haching-Präsident Manfred Schwabl sagt, dass ihn seine Mutter Christiana gelehrt hat, nie aufzugeben. (Foto: privat)

Wir haben eine brutal enge Bindung, das ist manchmal kaum erklärbar: Als ich in der Jugend mal schwer gefoult wurde, wäre meine Mama zeitgleich beinahe umgekippt, obwohl sie gar nicht dabei war. Sie hat es einfach gespürt. Dass ich 1977 zum FC Bayern gekommen bin, verdanke ich auch ihr: Obwohl das damals ein Pflichttermin war, sind wir während der Fronleichnamsprozession in Holzkirchen einfach unbemerkt abgebogen und zum Freundschaftsspiel meiner Mannschaft gegen die Bayern-Jugend. Dort wurde ich dann entdeckt und sofort verpflichtet."

© SZ vom 07.05.2016 / dabo, gna, mm, stga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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