Musikalisches Potpourri:Charmanter Hörgenuss

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Sangeslust gepaart mit Spielfreude: Das Neujahrskonzert in Grünwald bot mit Tenor Manolito Mario Franz, Mezzosopranistin Cornelia Lanz, und Konzertmeister Lorenz Nasturcia-Herschcowici, dem Leiter des Kammerorchesters der Münchner Philharmoniker, kurzweilige musikalische Unterhaltung. (Foto: Claus Schunk)

Protagonisten beim Neujahrskonzert in Grünwald bezaubern

Von Udo Watter, Grünwald

Die liebeshungrige Sängerin streicht den Musikern mal hier durch die Haare, mal dort über die Wange, und kuschelt sich so durch die Reihen des Orchesters nach vorne, wo der Meister lockt mit seinem Schopf: die Silbermähne von Geiger Lorenz Nasturcia-Herschcowici ist ja auch ein besonders verführerisches Ziel zum Herumkraueln und entpuppt sich als unwiderstehlich für die Mezzosopranistin Cornelia Lanz. Die krault freilich auf der Bühne nicht nur wonnevoll, sondern singt nebenbei auch so kokett wie bezaubernd ihre Parts in diesem Potpourri aus Ralph Benatzkys Operette "Im weißen Rößl". Gesangliche Unterstützung erhält sie von Tenor Manolito Mario Franz, der natürlich auch das berühmte "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?" kraftvoll intoniert. Einen Tanzpartner aus dem Publikum schnappt sich die temperamentvolle Opernsängerin auch noch.

Ja, es war nicht nur musikalisch ein Hochgenuss, dieses Neujahrskonzert am Sonntagvormittag im Grünwalder August-Everding-Saal, sondern auch generell eine Matinee, die von offensivem Charme geprägt war. Das Programm beinhaltete die zu solchen Anlass üblichen Verdächtigen wie die "Fledermaus"-Ouvertüre sowie diverse Walzer und Polkas von Johann Strauß oder Emmerich Kálmáns Vorspiel zur "Csárdasfürstin", aber auch "Tonight", ein Song aus Bernsteins "West Side Story", oder John Williams'/Jeremy Bocks "Fiddler on the Roof". Nicht nur hier durfte sich der charismatische Konzertmeister Nasturcia-Herschcowici, begleitet von dem von ihm geleiteten Kammerorchester der Münchner Philharmoniker, fesselnd und mit stupender Virtuosität entfalten.

Ab und an holte er zwar fast ein bisschen lange Schwung, bevor er mit dem Orchester im beschwingten Dreiviertel-Takt los legte, aber das genussvolle Akzentuieren und Ausspielen schuf eben auch ganz eigene, dramaturgisch sinnfällige Momente. Generell entwickelten die Philharmoniker eine mitreißende Spielfreude und fein differenzierte Phrasierung, mit etlichen humoristischen Einlagen. Für die zeichnete zudem und hauptsächlich Moderator Christoph Well verantwortlich, der zwar auch als Trompeter ( "Feuerwehr Musik!") und Harfenist beeindruckte, aber mit seinen, auf Grünwalder Lokalereignisse eingehenden Gstanzeln, die große Kunst des Frotzelns demonstrierte.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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