Modernisierung:Wenn die Kirche zum Zubehör wird

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Soll einen Hotelcharakter erhalten: das Alten- und Pflegeheim St. Katharina Labouré an der Biberger Straße in Unterhaching. (Foto: Claus Schunk)

Das einstige Schwesternwohnheim St. Katharina Labouré in Unterhaching wird für 20 Millionen Euro modernisiert. Den Neubauplänen fällt das Gotteshaus auf dem Areal zum Opfer. Es wird zu einer Kapelle verkleinert

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Das Alten- und Pflegeheim St. Katharina Labouré an der Bibergerstraße in Unterhaching soll abgerissen und durch einen Neubau mit Tiefgarage ersetzt werden. Wie der Generalökonom der Barmherzigen Schwestern, Claus Peter Scheucher, in der jüngsten Sitzung des Gemeinde-Bauausschusses erläuterte, ist das Gebäude in die Jahre gekommen und funktioniere heute wegen der inzwischen geltenden Pflegevorschriften nicht mehr. Auch brandschutzrechtlich wäre einiges zu tun, sodass sich eine Sanierung nicht lohnt. Das neue Gebäude soll nicht größer als das bisherige werden, damit auch der Park in seiner jetzigen Form erhalten bleibt. Allerdings wird die Kirche auf dem Grundstück durch eine wesentlich kleinere Kapelle ersetzt. Etwa 20 Millionen Euro lässt sich die Ordensgemeinschaft das Bauprojekt kosten. Der Betrieb des Heims soll während der gesamten Baumaßnahmen aufrecht erhalten bleiben.

Die Barmherzigen Schwestern gehören schon bald seit hundert Jahren zu Unterhaching. 1924 erwarb die Kongregation den Marxhof an der Bibergerstraße, um hier Landwirtschaft zu betreiben. Vor 51 Jahren eröffnete der Ordensverband dann ein Schwesternaltenheim, weil der Bedarf der Ordensschwestern nach Heimplätzen in den Sechzigerjahren enorm gestiegen war. Damals gab es noch 2800 Schwestern, heute sind es noch 210, wie Scheucher berichtet. Das Durchschnittsalter liegt bei 80,5 Jahren.

Bereits seit zwanzig Jahren nimmt das Alten- und Pflegeheim St. Katharina Labouré auch weltliche Personen auf. Und irgendwann - da macht sich der Generalökonom nichts vor - wenn keine Schwestern mehr da sind, werde man eine Stiftung gründen, um das Haus weiterzuführen. 103 Plätze gibt es in dem lang gestreckten Bau von 1967. Um die Pläne möglichst behutsam zu verwirklichen, plant man in zwei Bauphasen. Die belegten Zimmer wurden bereits auf 75 reduziert. Dies sei auch möglich gewesen, indem die Schwestern bereits ausgezogen und in anderen Häusern der Ordensgemeinschaft untergekommen seien, so Scheucher. Im Neubau sollen dann 196 Plätze entstehen.

Geplant ist ein dreiteiliges Gebäude mit zwei Obergeschossen und vielen Holzelementen, das "eher Hotelcharakter" haben soll, wie die Planer betonen. Architekt Claus Schleburg will darin ein neues Konzept der "fünften Generation" verwirklichen, das je zwölf Einzelzimmer zu einer Wohngruppe bündelt. Die Bewohner haben jeweils einen Gemeinschaftsbereich und eine Küche, in der sie sich auch beim Kochen helfen können. Jeweils ein Mitarbeiter sei immer anwesend und übernehme die Betreuung. Wichtig ist den Architekten auch der Schutz des vorhandenen Parks. Mit dem wertvollen Baumbestand soll sensibel umgegangen werden, versprachen die Planer. Die Grünanlage soll als "behüteter Garten" angelegt sein, sodass auch Bewohner mit Demenz sich außerhalb des Gebäudes bewegen können. Neue Straßen oder Wege sind nicht geplant. Für die Angestellten sind Stellplätze in einer Tiefgarage vorgesehen.

Der Bauausschuss erteilte den Plänen einstimmig sein Einvernehmen. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) sprach von einem für Unterhaching "prägenden Gebäude", CSU-Fraktionssprecher Richard Raiser lobte das Konzept als "ökologisch und zukunftsorientiert". Bedauern äußerten die Ausschussmitglieder allerdings darüber, dass die Kirche auf dem Areal wesentlich verkleinert werden soll. Denn seit vielen Jahren finden beispielsweise auch die Gottesdienste der Schulen hier statt. Scheucher erteilte der Anfrage nach einer größeren Kirche jedoch eine Absage: "Eine Kirche, wie wir sie heute haben, können wir nicht errichten", sagte er, "wir können für die Unterhachinger Gemeinde keine Kirche bauen." Das Haus müsse zwar keine Gewinne machen, Überschüsse würden wieder in die Einrichtung investiert. Doch müsse sich das Haus wirtschaftliche tragen. "Die Kirche ist ein Add-on", so Scheucher, also ein Zubehörteil. Kein privater Träger würde so etwas bauen.

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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