Modernisierung:Quell des Verdrusses

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Der heutige Brunnen wurde 1984 an der Stelle aufgestellt, wo die Unterhachinger einst ihr Wasser schöpften. (Foto: Claus Schunk)

Der defekte Unterhachinger Dorfbrunnen aus den Achtzigerjahren soll durch ein ansprechenderes Modell ersetzt werden

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Wenn Heimatpfleger Günter Staudter vom alten, vom ursprünglichen Unterhaching spricht, dann nennt er zwei wesentliche Orte in der Gemeinde: den Friedensplatz und den Brunnenplatz. Beide sind nah beieinander im dörflichen Ortsteil östlich der Hauptstraße zu finden, wobei man nach der Adresse Brunnenplatz wohl vergeblich suchen wird. Als markanter Platz ist diese Stelle, an der die Kirchen- auf die Bürgermeister-Prenn-Straße trifft, nicht unbedingt auszumachen, "es ist eher ein Überbleibsel", urteilt Landschaftsarchitekt Stefan Kalckhoff. Er hat den Auftrag, den historisch wichtigen Ort umzugestalten. Denn mit dem Brunnen ist auch niemand mehr glücklich. Schön findet ihn keiner, und Wasser läuft schon seit zwei Jahren nicht mehr. Das soll mit einem neuen Brunnen jetzt anders werden.

Der Bau- und Umweltausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag beschlossen, hier städtebaulich tätig zu werden. Schließlich will man nicht, dass eine der wenigen, historisch wirklich bedeutenden Ecken der Gemeinde vor sich hin gammelt. Immerhin ist erwiesen, dass genau an dieser Stelle einst in Unterhaching das erste Mal Wasser geschöpft wurde. Der Schöpfbrunnen aus dem 19. Jahrhundert wurde dann 1908 durch einen großen, geradezu bombastischen Zierbrunnen ersetzt. Das heutige Bauwerk von 1984 ist dagegen geradezu bescheiden. Eine Zierde ist es nicht, wie etwa Gemeinderatsmitglied Harald Nottmeyer (SPD) findet, der die Gestaltung des Brunnens mit einem umgelegten Lastwagenreifen mit Säule verglich. Die Hähne wurden irgendwann einmal beschädigt und dann ganz abmontiert. Trinkwasser floss hier eh nie.

Nun will der Ausschuss mit einem neune Brunnen gestalterisch wieder zurück zu dem Ursprungs-Quell an dieser Stelle. Architekt Kalckhoff soll aber auch den Straßenraum rund um den Brunnen so gestalten, dass die Leute sich wohlfühlen. "Schaffung einer Aufenthaltsqualität" - so heißt das in der Vorlage der Verwaltung. Dazu schwebt dem Landschaftsarchitekten vor, unbedingt den alten Baumbestand zu erhalten, die Straßen bei der Einfahrt von der Hauptstraße zu verschmälern, um auch die verkehrsberuhigte Zone zu verbessern. Die Asphaltflächen sollen verringert und der Fußweg frei von parkenden Autos gehalten werden. "Derzeit haben die Fußgänger kein Recht, die Rollstuhlfahrer noch weniger", sagte Kalckhoff im Ausschuss. Von einer "Mischnutzung" aller Nutzer ist so die Rede, die Leichtigkeit des Verkehrs soll nicht im Vordergrund stehen. Auch die jetzigen Sitzmöglichkeiten, drei alte, unterschiedliche Bänke, würde Kalckhoff entsorgen und durch große, geschwungene ersetzen.

Aber er wollte auch nicht alles schlecht reden. Der Platz habe einige schöne Einzelelemente, Ecken, die man stärken solle. Er sprach von einem "kleinen Freiraum mit großer Identität". Kalckhoff rät allerdings davon ab, den alten Brunnen beizubehalten und nur zu sanieren. Wasserhähne würden zum Trinken verleiten, auch wenn durch ein Schild davon gewarnt wird. Auch bestehe ein Unfallrisiko für Kinder, weil man hineinfallen könnte, der Unterhalt sei aufwendig und das Risiko zu Vandalismus bei dieser Konstruktion hoch. "Kein Trinkanreiz, kein Becken, sondern eine robuste Konstruktion", schlägt er daher vor. Auch wird Unterhaching für den neuen Brunnen eine Umwälzpumpanlage brauchen. Das alte Konstrukt wurde mit Grundwasser gespeist, die Genehmigung hierfür aber läuft aus und wird nicht verlängert.

Preiswert wird das alles nicht. Würde die Gemeinde nur den Brunnen erneuern, wären laut Berechnung des Architekten voraussichtlich etwa 128 000 Euro fällig. Will man alles neu- und umgestalten, lägt man schon knapp unter 400 000 Euro. Den Ausschuss scheint der große Wurf zu überzeugen, man will in die detaillierteren Planungen einstiegen. "Herumreparieren macht keinen Sinn, das Geld ist gut angelegt", findet CSU-Fraktionssprecher Richard Reiser. Gertraud Schubert von den Grünen ist überzeugt: "Der Ort wird dadurch gewinnen." Auch Heimatpfleger Staudter findet: "Ihr dürft da schon Geld in die Hand nehmen."

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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