Meine Woche:Carl Orffs Vermächtnis

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Foto: Claus Schunk (Foto: N/A)

Der frühere Pfarrer Rupert Rigam liest das Osterspiel in Höhenkirchen

Von Nadja Tausche, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

"Meine Beziehung zu Carl Orff ist uralt", sagt Rupert Rigam (). Als er die erste Sendung Orffs im Radio hörte, war er acht Jahre alt. Das war 1948. Der Bayerische Rundfunk hatte Orff damals damit beauftragt, in der Reihe Schulfunk Musik für Kinder zu machen. "Meine beiden großen Schwestern sind mit heißen Ohren am Radio gehängt", sagt Rigam. Er selbst hörte mit - und war begeistert. Als er etwas später zum ersten Mal Orffs Osterspiel hörte, ebenfalls im Radio, sei es ihm ähnlich gegangen: "Da bin ich ganz und gar betroffen geworden von der Sprache des Carl Orff."

Heute trägt der ehemalige Pfarrer die Werke, die er damals so fasziniert angehört hat, selbst vor. In dieser Woche liest Rigam in Höhenkirchen das Osterspiel: "Comœdia de Christi resurrectione". Auch in anderen Kommunen war Rigam schon zu Gast, in Donauwörth unter anderem, in Freising und auch in Höhenkirchen war er schon mehrmals. Zu seinem Repertoire gehört nicht nur das Osterspiel, auch das Weihnachtsspiel und "Die Bernauerin" liest er.

Früher waren die Lesungen ein Hobby, das Rigam neben seinem geistlichen Beruf pflegte. Er war Kaplan und Pfarrer in Tegernsee. Heute wohnt Rigam in einem Seniorenheim, aktiv ist er immer noch: "Bis zum heutigen Tag bin ich unterwegs im bayerischen Alpenland", sagt er. Dabei sei er immer mehr in die Stücke hineingewachsen: "Es war ein lebenslanger Prozess." Er habe sich von Carl Orff abgeschaut, die Werke auch ohne Musik vorzutragen. "In mir hat sich dann die Fähigkeit entwickelt, diese Stücke mit der Kraft meiner Sprache fortzuführen."

Sein Vorbild hat Rigam mehrmals persönlich getroffen. Zwei Mal war er auch bei dem Komponisten und Musikpädagogen zu Hause. "Das hat mein ganzes Leben verändert und reich gemacht", sagt er über die Begegnungen. Denn Orff sei eine kraftvolle und zugleich liebenswerte Persönlichkeit gewesen, respektabel, hochgebildet, sagt Rigam. "Wenn der erschienen ist, der war raumfüllend." Und umgekehrt sei auch Orff froh gewesen um ihn, Rigam, sagt er. Wenn Orff keine Zeit gehabt habe, um seine Stücke vorzutragen, habe er gesagt: "Nehmt doch den Rigam." Orff ist 1982 gestorben, Rigam liest immer noch. Wenn er an diesem Freitag ins katholische Pfarrzentrum nach Höhenkirchen kommt, wird er von Soldaten lesen und dem Teufel, von Jesus und einem Golddukaten. Beginn ist um 20 Uhr, Sepp Hornsteiner begleitet ihn auf der Laute. Orff habe immer sehr darauf geachtet, dass seine Stücke vorgetragen werden, erzählt Rigam. Dass dies auch 35 Jahre nach seinem Tod noch geschieht, dafür sorgt er.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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