Serie "Macht Hoch die Tür" :Tiefe Töne in der letzten Reihe

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Wie praktisch, dass Stefan Schelles Bruder nicht nur Dirigent, sondern auch Instrumentenbauer ist. (Foto: Claus Schunk)

Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle öffnet in der Adventsserie der SZ seinen Instrumentenkoffer.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Silbrig glänzt sie in dem schwarzen Kasten: das Schwergewicht unter den Blechblasinstrumenten. Und würde man die verschlungene Röhre auseinanderwickeln, wäre sie fünf Meter lang. Dass die Tuba zur Familie der Bügelhörner gehört, weiß vielleicht nicht jeder. Dass es ohne sie in der Blaskapelle nicht geht, steht außer Frage. Und dies ist auch der Grund, warum Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle 13 Kilo Blechblasinstrument mit sich herumschleppt, wenn in seiner Gemeinde aufgespielt wird. Denn begonnen hat er seine musikalische Karriere eigentlich mit der Posaune.

Schelle stammt aus einer musikalischen Familie. Früh versuchte er sich an der Gitarre, später am Kontrabass. Als der Großonkel aus dem Egerland ihm schließlich seine alte amerikanische Jazz-Posaune vermachen wollte - "aber nur wenn ich sie auch spiele" - wechselte er schließlich zur Blasmusik. "Wir haben früher auch Heavy Metal gespielt, aber das wollte irgendwie keiner hören", sagt Schelle. Das war mit der Argeter Blaskapelle schon anders, nur gab es dort irgendwann einfach zu viele Posaunen, dafür aber keine Tuba. So wurde er vor 20 Jahren der Mann für die tiefen Töne.

Silbern glänzt die Tuba erst seit kurzer Zeit

Kurze Zeit nur begnügte sich Stefan Schelle mit der kleineren F-Tuba, dann musste es schließlich die ganz große Nummer mit der B-Tuba sein. Die war nicht immer silbern wie jetzt, sondern messingfarben. Erst kürzlich hat Schelle seine Tuba bei der Überholung versilbern lassen. Das soll angeblich auch den Klang verbessern. Er glaubt allerdings: "Man hört das nur bei Profis." Schelle gönnte sich das Versilbern aus optischen Gründen.

Gebaut hat die Tuba sein Bruder Matthias, der nicht nur Metallblasinstrumentenbauer, und darin ein Meister seines Fachs ist, sondern auch staatlich geprüfter Dirigent. Und da es nun schon einen tubaspielenden Bürgermeister und eine Dirigenten gab, trommelten sie vor fünf Jahren die Oberhachinger aus unterschiedlichen Kapellen zusammen und gründeten die Blaskapelle Deisenhofen. "Ich bin davon überzeugt, dass man eine Blaskapelle im Ort braucht, allein schon für die vielen Feste", sagt der Bürgermeister.

Stefan Schelles Bruder hat die versilberte Tuba gebaut und dafür gesorgt, dass es im Rathaus auch mal musikalisch zugeht. (Foto: Claus Schunk)

Dass er nicht die erste Geige in einem Orchester, sondern die Tuba in der letzten Reihe der Kapelle spielt, darüber ist er geradezu froh. Er müsse oft genug ganz wichtig sein, sagt er, und hier eben nicht. In der Blaskapelle sitze er ganz hinten und bekomme gesagt, was er machen soll. Und das sei eben auch nicht übermäßig viel. Tubisten, so Schelle, seien wie Bassisten. Er wolle nicht behaupten, dass sie faul seien, "aber sie sind Optimierer". So könne er mit wenigen Tönen den Dirigenten und die Zuhörer glücklich machen. Schelle empfiehlt jedem jungen Menschen, in einem Orchester zu spielen und das Miteinander zu erleben. Er findet: "Das ist etwas, was einem unterm Jahr hilft."

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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