Landwirtschaft:Glyphosatfreies Garching

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Auf städtischen Pachtflächen ist eine Ausbringung untersagt

Auch in Garching ist es Landwirten und Kleingärtnern künftig untersagt, auf städtischen Pachtflächen das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auszubringen. Die Stadt selbst verzichtet schon seit 15 Jahren auf Pestizide und Insektizide. Der Stadtrat hat sich bei vier Gegenstimmen für den Minimalkonsens entschieden, die Grünen hatten in ihrem Antrag ein allgemeines Verbot aller Fungizide und Pestizide gefordert, doch das war den meisten Stadträten zu weitgehend. "Wir gehen davon aus, dass nichts verwendet wird, was gesundheitsschädlich ist", sagte Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD)

. Er war es auch, der eine weitergefasste Beschlussvorlage der Verwaltung einkassiert hatte. Zunächst war in der Vorlage auch von einem Verbot von Neonicotinoiden die Rede, die als Mitverursacher des Bienensterbens gelten. Er habe diese Vorlage zu spät gesehen, sagte Gruchmann. Er befürworte das Glyphosatverbot uneingeschränkt, "aber man sollte unsere Landwirte nicht kriminalisieren". Bei den kargen Böden auf Garchinger Flur werde ohne den Einsatz von Düngemitteln und Wachstumsverstärkern nicht der erwünschte Erfolg erzielt. Deswegen sprach sich Gruchmann für eine pragmatische Lösung aus, die auch die Bauern mittragen würden.

Grundsätzlich gegen den Antrag argumentierte Joachim Krause, Fraktionssprecher der SPD. Die Stadt sei nicht zuständig für Landwirtschaftspolitik, "und wir haben keinen Sachverstand". Glyphosat gebe es seit den Siebzigerjahren, dass es für Insektensterben verantwortlich sein soll, sei ihm so nicht bekannt. Außerdem könne die Stadt gar nicht kontrollieren, ob das Verbot eingehalten werde. Dieser Argumentation schloss sich auch CSU-Sprecher Jürgen Ascherl an. "Was hat das für Auswirkungen auf die Landwirte? Haben sie dann überhaupt noch Interesse, bei uns zu pachten?" Die Grünen bestanden darauf, über den weitergehenden Antrag zuerst abzustimmen, fanden aber keine Mitstreiter. Der Antrag, Glyphosat auf städtischen Flächen zu verbieten, wurde nur von Krause, Ascherl, Salvatore Disanto (CSU) und Ingrid Wundrak (Grüne) abgelehnt. Wundrak war der Antrag nicht weitgehend genug, zumal ihrer Ansicht nach die schädliche Wirkung von Neonicotinoiden auf Bienen belegt sei. "Wenn nicht einmal wir anfangen, dann wird's sowieso nichts", sagte sie.

© SZ vom 01.03.2018 / pa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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