Landkreis:Psychiatrische Hilfe im Landkreis

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Das Notfalltelefon weitet sein Einzugsgebiet aus

Menschen in seelischen Krisen brauchen oft schnelle, unkomplizierte Hilfe. Seit 2007 steht dafür der Krisendienst Psychiatrie München unter einer Notfalltelefonnummer zur Verfügung. Rund 15 000 Anrufe gehen dort jährlich ein. Geschultes Personal versucht durch Gespräche, die Lage zu beruhigen, beratend einzuwirken und Informationen für geeignete Hilfe zu vermitteln. Doch häufig ist das nicht genug, denn bei wirklichen Notfällen, wie etwa suizidalen Absichten, sollte ein mobiles Einsatzteam sich direkt um die betroffene Person kümmern. In München gibt es diese ambulante Hilfe schon lange, doch auf Anrufe im Landkreis konnte man bisher noch nicht so schnell wie gewünscht reagieren. Das soll sich jetzt ändern.

Der Sozial- und Gesundheitsausschuss des oberbayerischen Bezirkstags baut den psychiatrischen Krisendienst bis 2019 sukzessive aus. Der Ausbau bezieht sich auf vier Versorgungsgebiete, von denen der Landkreis München das erste sein soll.

"Wir haben in jahrelanger Vorbereitung darauf hingearbeitet und sind glücklich, dass wir der Krisenversorgung einen eigenen Stellenwert geben", sagt die Ärztin Gabriele Schleuning, Vorstand im Krisendienst Psychiatrie München und am kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar tätig. Die Leitstelle bleibt im Atriumhaus in München, wo seit Aufnahme der Arbeit 2007 eingehende Anrufe angenommen werden. Die Leitstelle ist ärztlich geführt und übernimmt über geschultes Personal die Erstberatung. Den Plänen nach soll die Leitstelle - unabhängig davon, aus welchem Versorgungsgebiet angerufen wird - über eine zentrale 0180-Rufnummer erreicht werden. Diese soll zwischen neun und 24 Uhr besetzt sein. Über ein Netzwerk von psychiatrischen Institutsambulanzen, sozialpsychiatrischen Diensten und anderen Institutionen kann dann "schnelle und wohnortnahe Hilfe" gewährleistet werden. In München ist das Netzwerk so ausgebaut, dass es "nicht länger als eine Stunde dauert" bis direkt am Ort Hilfe geleistet werden kann", so Schleuning. Pro Jahr rechnet der oberbayerische Bezirkstag mit Kosten von circa 7,3 Millionen Euro. Allein im Jahr 2016 soll der Haushalt mit 4,6 Millionen Euro belastet werden - "eine gewaltige Kraftanstrengung", sagt Bezirkstagspräsident Josef Mederer, "aber schnelle und wohnortnahe Hilfe für Menschen in seelischen Notlagen ist wirklich jeden Cent wert." Durch die sukzessive Bereichserweiterung sollen bis zum Jahr 2019 überall gleich hohe Standards gelten, die durch die dezentrale Versorgung gewährleistet werden.

© SZ vom 06.07.2015 / dkn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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