Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) schlägt Alarm: Mehr als 19 600 Menschen im Landkreis München müssen neben ihrem Hauptberuf noch einen Minijob ausüben, um über die Runden zu kommen. Das seien 82 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren, wie es in einer Mitteilung der NGG heißt, die sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur bezieht. Besonders verbreitet seien Zweitjobs im Gastgewerbe. 1820 geringfügig Beschäftigte arbeiteten in der Branche im Landkreis München, zusätzlich zu ihrer sozialversicherungspflichtigen Stelle. Gegenüber 2007 sei die Zahl damit um 160 Prozent gestiegen; auch in Bäckereien sind die Minijobs laut Gewerkschaft weit verbreitet. Für Mustafa Öz, den Geschäftsführer der NGG München, ist der Trend unhaltbar: Es könne nicht sein, dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsverhältnis nicht mehr auskämen. Auf dem ersten Blick verzeichne der Arbeitsmarkt im Kreis München zwar steigende Beschäftigungsquoten. "Doch die hohe Zahl an Zweitjobbern zeigt, dass nicht alles Gold ist, was auf dem Arbeitsmarkt glänzt", schimpft Öz. Der gesetzliche Mindestlohn sei zwar ein richtiger Schritt gewesen, die derzeit 8,84 Euro pro Stunde reichten aber nicht aus, um davon leben und eine Wohnung bezahlen zu können, versichert Öz.
Das Gastgewerbe dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden, fordert der Gewerkschafter. In Hotels, Pensionen und Restaurants brauche es mehr gelernte Voll- und Teilzeitkräfte. "Aushilfen können auf Dauer keine Fachkräfte ersetzen", weiß Öz. Schon heute seien die Klagen über fehlende Köche und Oberkellner groß. Allerdings gewinne man diese nur, wenn man gute Löhne bezahle, so Öz. Er verlangt, dass Unternehmen etwa im Gastgewerbe oder im Nahrungsmittelhandwerk die dort ausgehandelten Tarifverträge einhalten. Öz fordert darüber hinaus Änderungen bei der Rente: Menschen mit Zweitjobs seien nämlich von Altersarmut bedroht.