Landkreis:Blutspender müssen sich umstellen

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Auch im Landkreis soll demnächst das Rote Kreuz den Münchner Dienst ablösen

Von Anna Hordych, Landkreis

Alarmiert sind am Faschingsdienstag an die 300 Menschen aus dem gesamten Großraum beim Münchner Blutspendedienst in der Dachauer Straße in München eingetroffen. Über Facebook hatte der Dienst um Blutspenden gebeten, denn wegen des Zugunglücks in Bad Aibling waren Dutzende Schwerverletzte auf Bluttransfusionen angewiesen. Noch am selben Tag konnte der Bedarf gedeckt werden. Spendenwillige setzten sich unvermittelt ins Auto und warteten später geduldig auf den Gängen. "Einige mussten bis zu vier Stunden ausharren", berichtet Tobias Hubert, Leiter des Spenderservices. "Man hielt sich gegenseitig den Platz frei, um schnell das Parkticket zu verlängern, aber niemand kam aus der Ruhe."

Bei der hohen Anzahl Freiwilliger erstaunt vor allem die Menge an Erstspendern: 140 Menschen, knapp die Hälfte der Hilfeleistenden, engagierten sich zum ersten Mal beim Münchner Spendedienst. Vielleicht wären soziale Netzwerke auch in Zukunft ein guter Weg, um potenzielle Interessenten zu gewinnen. Gerade von April an könnte das von Bedeutung sein, dann werden auch im Landkreis diejenigen, die bisher regelmäßig Blut spenden, nicht mehr in Form klassischer Postanschreiben informiert: Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) übernimmt voraussichtlich in knapp zwei Monaten den Münchner Blutspendedienst. Mit der Übergabe werden auch die Adressen und Blutgruppendetails der derzeitigen Spender verloren gehen. Denn nicht nur wegen des Datenschutzes, sondern auch, "um die Sicherheit des Blutes gänzlich garantieren zu können, muss das Rote Kreuz einen neuen Stamm von Spendern aufbauen", erklärt BRK-Sprecher Christian Kohl.

Dass sich beim Münchner Blutspendedienst etwas tun würde, hat sich bereits seit Längerem abgezeichnet. Schon vor einem Jahr war die Rede von einem jährlichem Defizit von bis zu zwei Millionen Euro und einem deshalb geplanten Verkauf. Im Dezember hat der zuständige Finanzausschuss des Münchner Stadtrats dem Übergang zum BRK zugestimmt, jetzt steht lediglich die Zustimmung der Kartellbehörde noch aus.

Mit dem Verkauf geht die lange Geschichte des städtischen Blutspendedienstes zu Ende. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Organisation gegründet, 1950 wurden die Blutspende-Aktionen in ihrer heutigen Form eingeführt. Es gab immer wieder Neuorganisationen, zeitweise herrschte in den Landkreisen um München Konkurrenz zwischen dem BRK und dem städtischen Blutspendedienst. Schließlich verständigte man sich aber darauf, dass rund um München auch der städtische Blutspendedienst zuständig sein sollte.

So ist es für viele Landkreisbürger zur Routine geworden, bis zu zweimal im Jahr eine nahe gelegene Turnhalle in der Gemeinde aufzusuchen, sich auf eine der dort aufgebauten Liegen zu legen und einen halben Liter Blut zu spenden. Die Aktionen des Münchner Spendendienst in den Gemeinden dauern bis zu zweieinhalb Monate. Das gibt den Bürgern reichlich Gelegenheit zur Partizipation, nördlich von München kommt die Gemeinde Ismaning im Durchschnitt auf 111 Spender pro Aktion. Aus dem Osten geht Ottobrunn als beständiger Spitzenreiter hervor, bei einer stark frequentierten Spendenaktion im Winter 2014 kam die Gemeinde sogar auf 144 Spender.

Wie die Spendenaktionen im Landkreis München in Zukunft organisiert werden, steht derzeit nicht genau fest. Aber die Aktionen des Bayerischen Roten Kreuzes finden eher tageweise statt, wie jetzt zum Beispiel am 1. März in Egling bei Wolfratshausen. Spender im Landkreis wären wahrscheinlich in Zukunft stärker an einen fixen Termin gebunden.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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