Lärmschutz:Pullach erwägt Verlegung des Skateparks

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Nach Beschwerden von Anwohnern ist die ein Jahr alte Anlage teilweise gesperrt. Die Gemeinderäte bezweifeln, dass eine Lärmschutzwand den gewünschten Effekt bringt. Deshalb werden jetzt andere Lösungen gesucht.

Von Melanie Artinger, Pullach

Der vor einem Jahr eröffnete Skatepark der Gemeinde Pullach ist nach Beschwerden von Anwohnern teilweise gesperrt, und auch den Rest dürfen die Jugendlichen nur noch vier Stunden am Tag nutzen. Eine schallschutztechnische Untersuchung hatte ergeben, dass die Grenzwerte nicht eingehalten werden. Damit die bei den Skatern beliebte Anlage erhalten bleiben kann, muss die Gemeinde Lärmschutzmaßnahmen ergreifen und eine baurechtliche Genehmigung beantragen.

Der derzeitige Vorschlag sieht die Errichtung einer Lärmschutzwand entlang der Westseite des Parks vor. Doch ob das tatsächlich die beste Lösung ist, bezweifelt man im Gemeinderat. Deshalb werden zunächst sowohl alternative Konzepte als auch alternative Standorte für den Skatepark geprüft.

Die sechs Meter hohe Holzwand müsste direkt an der asphaltierten Fläche über eine Länge von rund 45 Metern errichtet werden. Die konkrete Ausgestaltung, beispielsweise mit verschiedenen Höhenstufen oder einer Anböschung, soll in Zusammenarbeit mit einem Gutachter optimiert werden. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) schlug außerdem vor, eine Seite als Boulderwand zu gestalten. Die Kosten für die Lärmschutzmaßnahme liegen bei 115 000 Euro.

"Schall ist eine ziemlich fiese Geschichte", stellte CSU-Fraktionschef Andreas Most in der Sitzung am Dienstagabend fest. Deswegen forderten die Gemeinderäte auch eine Untersuchung möglicher Auswirkungen der Lärmschutzwand in Richtung der Münchner Straße. Schließlich fährt dann genau zwischen Wand und Wohngebiet die S-Bahn.

"Ein Batzen Geld für ein paar Leute"

Ein "Irrsinn im Quadrat" wäre es nach Meinung Mosts, die Anlage mit einer Halle zu überspannen. Um den Schaden klein zu halten, könne man die Teile veräußern oder die Anlage "dezentralisieren", also über das gesamte Gemeindegebiet verteilen. Parteikollege Patrick Schramm erinnerte daran, dass bereits 2009 die Errichtung einer sogenannten Bowl-Anlage im Gemeinderat diskutiert worden war. Mit den im Boden versenkten Halbkugeln aus Beton hätte man jetzt diese Probleme nicht. Die Kosten der Skateanlage von 187 000 Euro zusammen mit den Lärmschutzmaßnahmen seien außerdem denen für eine Bowl-Anlage ähnlich. Manchmal sei es besser und letztendlich günstiger, noch einmal von vorne mit einem Projekt zu beginnen.

"Einen Batzen Geld für die paar Leute", findet Cornelia Zechmeister (Wir in Pullach, WIP) schon die ursprüngliche Anschaffung. Deshalb forderte die WIP-Fraktion nun eine Bürgerbefragung, ob und zu welchem Preis der Skatepark überhaupt erhalten bleiben solle. Schramm entgegnete: "Die unter 20-Jährigen haben in Pullach eine denkbar kleine Lobby". Auch Fabian Müller-Klug (Grüne) plädierte für den Erhalt der Anlage: "Wann war denn das letzte Mal, dass in Pullach konkret für Jugendliche investiert wurde? Dieser Platz ist etwas sehr Lebendiges."

Jugendreferent Martin Eibeler (FDP) drang darauf, auch andere Flächen im Zuge des Ortsentwicklungsplans als möglichen Standort zu prüfen. Dort könnte auch die Jugendfreizeitstätte "Freiraum²" unterkommen. Im Gespräch sind außerdem Dämmmaßnahmen an den Hohlkörpern selbst. Diese finden zwar hinsichtlich der rechtlichen Beurteilung der Grenzwerte keine Beachtung, würden aber in der Realität für die Bewohner der Margarethenstraße eine Erleichterung darstellen. Entscheidend sei, eine Lösung zu finden, die für Sportler und Anwohner tragbar ist, fasste Arnulf Mallach (SPD) die verzwickte Lage zusammen.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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