Kulturtreff:Über die Schwelle

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Erika Hörner will mit ihrem "Kreativraum" in Ismaning einen Ort schaffen, in dem sich Künstler aus der Region präsentieren können. Jeder ist eingeladen, einfach vorbeizuschneien

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Zwischen den weinroten Vorhängen hervor fällt ein mildes Licht aus den großen Ladenfenstern hinaus auf den Korbinianplatz. Wer durch die Tür tritt, ist mitten drin in Erika Hörners Experiment. Im September hat die 57-Jährige es offiziell eröffnet: Im Südwesten Ismanings, in einem ehemaligen Café, soll ein neuer Ort für Kreativität und Kultur entstehen. "Kreativraum an der Schwelle" hat Hörner die Räumlichkeiten überschrieben, weil sie unweit der Isarschwelle liegen.

Tische und Stühle stehen auf der einen Seite des Raums verteilt, ein Klavier und Notenständer warten auf ihren nächsten Einsatz, an den Wänden leuchten bunte Farben, auf einem Sims reihen sich Väschen aus Ton. In diesem Raum soll sich vieles entfalten, soviel wird deutlich. "Es ist eine bunte Mischung", sagt Erika Hörner. "Ich bin selber gespannt, was alles kommt." Die gelernte Übersetzerin und Dolmetscherin lebt seit 21 Jahren in Ismaning. Lange arbeitete sie als Waldorfpädagogin, bis sie sich mit 52 Jahren selbständig machte. Als Trainerin hilft sie seither Menschen, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Im Kreativraum bietet sie Seminare und Workshops mit verschiedenen Methoden, etwa aus dem Bereich der Numerologie und Neurografik, an. Das ist die eine Säule des Raums, bildlich gesprochen.

Eine Ausstellung mit Gemälden von Axel J. Halbach, 83, macht den Anfang im neuen Kreativeraum in Ismaning. (Foto: Florian Peljak)

Die zweite Säule fußt auf Hörners Tochter, Maria Anastasia Hörner. Die 31-Jährige ist studierte Pianistin und füllt den Raum musikalisch mit Leben. Jeden ersten Samstag im Monat soll es künftig ein Konzert geben, zum Auftakt hatte Maria Hörner den Violinisten und Konzertmeister der Lüneburger Symphoniker, Markus Menke, zum Duett eingeladen. Sie schätze den intimen Rahmen des kleinen "Musikpodiums", sagt Maria Hörner. Das Programm soll so bunt sein wie der Raum, von Klassik über Jazz und Gesang, auch Lesungen sollen stattfinden. Erika Hörner will auch Theatergruppen und Improvisationstheater eine Bühne bieten, eine dritte Säule, die im Aufbau ist.

Dass aus dem Kreativraum ein Mutter-Tochter-Projekt geworden ist, sei viel Zufall gewesen, sagt Erika Hörner. Sie selbst war schon länger auf der Suche nach einem Seminarraum. Als sich die Möglichkeit am Korbinianplatz ergab, passte es gerade, dass Tochter Maria nach mehreren Jahren in Lüneburg eine Sehnsucht nach der Heimat verspürte. Unter der Woche nutzt Maria Hörner die Räume nun für ihren Musikunterricht - während die große Schwester am Klavier Tonleitern übt, kann der Bruder am Tisch nebenan malen.

Erika Hörner hat den Kreativraum eröffnet. (Foto: Florian Peljak)

Gemälde sind auch das sichtbarste Zeichen der vierten Säule, auf welcher der Kreativraum ruht: "Wir wollen Menschen, die ein Leben lang gemalt oder geschrieben haben, ein Forum geben", sagt Erika Hörner. Künstler aus der Region sollen sich und ihre Arbeiten präsentieren können. "Ismaninger Juwelen", hat Hörner diese Ausstellungen überschrieben. Den Anfang macht derzeit Axel J. Halbach. Der 83-Jährige malt seit seiner Jugend, die Werke im Kreativraum zeugen von der großen Bandbreite, die sich über 60 Jahre hin entwickelt hat. Farbenprächtige Fabelwesen schlängeln sich durch die Rahmen, gegenüber vermitteln zurückhaltend skizzierte Instrumente den Klang von Smooth Jazz. Längere Auslandsaufenthalte in Afrika und Asien haben Halbach geprägt, er war lange in der Entwicklungsarbeit tätig. Anlehnungen an Masken und afrikanische Muster lassen das in seinen Arbeiten erahnen.

Auch diese Ausstellungsreihe soll weitere Fortsetzung finden. Mit all ihren Angeboten will Hörner die Ismaninger einladen. Noch trauen sich die Leute nicht recht über die Schwelle, hat Hörner beobachtet. Doch an den Schaufenstern bleiben schon einige Neugierige stehen und wagen den Blick hinein. "Wir sind sehr offen für viele Dinge und für jeden, der mitmachen will", sagt Erika Hörner. Wenn ihr Angebot auf Interesse stößt, hofft sie, könnte man auch den Korbinianplatz wieder mehr beleben.

Die Ausstellung "Die fabelhafte Welt von Axel Halbach" kann montags von 11 bis 13 Uhr sowie dienstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr im Kreativraum besichtigt werden.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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